BEARTOOTH, POLARIS und LANDMVRKS - München

26.10.2024 | 14:17

18.10.2024, Zenith

Große Gefühle!

LANDMVRKS betritt pünktlich die Bühne, und Sänger Florent Salfati startet mit einer unerwarteten Rapeinlage, die alle aufhorchen lässt. Obwohl die Rap-Parts nicht ganz meinen Geschmack treffen, überzeugt er durch starken Gesang, der live deutlich besser zur Geltung kommt, als auf der Aufnahme. Die Band bringt viel Energie mit, während Florent eher gemächlich über die Bühne spaziert, als würde er sich erst langsam aufwärmen.

Auch die Verbindung zum Publikum wirkt eher unterkühlt. Die Menge reagiert verhaltener als erwartet, und die Aufforderungen des Sängers finden zu Beginn kaum und später nur zögerlich Resonanz, was ihn sichtlich irritiert. Hinzu kommt, dass LANDMVRKS musikalisch deutlich anders klingt, als die beiden folgenden Bands und so nicht ganz zur Atmosphäre des Abends passt. Trotz alledem gibt es gegen Ende noch eine Handvoll Crowdsurfer und ihr akustisches Lied bekommt das meiste positive Feedback von der Menge, was wahrscheinlich daran liegt, dass es keinen Rap enthält. Die Band hat mir, wie vielen im Publikum, nicht gefallen. Der Rap, der die teils sehr schöne musikalische Begleitung übertönt, taugt mir nicht.

[Katharina Jäger]

Ich finde LANDMVRKS viel besser als Katharina. Mit dem Material der Franzosen muss man aber ein wenig vertraut sein und eine Abneigung gegen die Rapeinlagen von Sänger Florent Salfati sollte man auch nicht haben. Das gehört nun mal zum Stil der Band und ist für mich eine willkommene Abwechslung im sonst immer gleichen Core. Florent schlendert übrigens nicht nur über die Bühne, sondern kann auch anders! Schon am Ende des ersten Songs 'Creature' zeigt er sich mit einem ordentlichen Sprung viel aktiver. Der Rest der Band ist die ganze Zeit in Bewegung. Schlagzeuger Kévin D'Agostino bearbeitet voller Vehemenz sein Schlagzeug, die Gitarristen Nicolas Exposito und Paul Cordebard, sowie Bassist Rudy Purkart schütteln die Köpfe und springen und kicken was das Zeug hält! Da komme ich beim Fotografieren ins Schwitzen.

Die Setliste kann sich auch sehen lassen und hat die größten Hits in petto: 'Creature' und 'Death' direkt am Anfang, 'Lost In A Wave' und 'Self-Made Black Hole' gegen Ende des Auftritts. 'Suffocate' gibt es sogar in einer halben Akustik-Version, hier singt Florent die erste Strophe allein und spielt dazu auf der Akustikgitarre. Der Rest der Band steigt erst später ein.

Dass das Münchner Publikum so schlecht mitmacht, ist schade und liegt nicht daran, dass LANDMVRKS einen schlechten Auftritt abliefert. Der Sound ist ein bisschen verwaschen, ja, aber sonst kann ich mich eigentlich nicht beschweren. Vielleicht kennen hier einfach zu wenige die Band?

Setliste: Creature; Death; Blistering; Visage; Say No Word; Suffocate; Lost In A Wave; Rainfall; Self-Made Black Hole

[Noah-Manuel Heim]

 

Als der Sänger von POLARIS die Bühne stürmt, ist es kaum möglich ihm mit den Augen zu folgen. Schon während er zur Bühne rennt, schreit er die ersten Lyrics ins Mikro, und kaum am Mikrofonständer angekommen, startet ein synchroner Headbang-Moment, der vom Jubel des Publikums begleitet wird. Im Vergleich zu LANDMVRKS Sänger Florent bringt er deutlich mehr Energie mit und wirbelt sogar gekonnt den Mikrofonständer in bester Joey-Tempest-Manier durch die Luft.

Bereits in den ersten Songs surfen über ein Dutzend Fans über die Menge, und jede Aufforderung des Sängers wird sofort umgesetzt. Bei 'Masochist' übernimmt das Publikum fast vollständig den Gesang, ihre Stimmen übertönen die des Sängers und schaffen eine unglaubliche Atmosphäre. Als Krönung des Auftritts formt sich sogar eine Wall of Death. Wie immer ein guter, gelungener Auftritt, dem nichts gefehlt hat.

[Katharina Jäger]

Anfang des Jahres habe ich die Australier schon einmal in München gesehen, da war die Band auf ihrer Headline-Tour durch Europa und hat im kleineren Backstage Werk gespielt. Die Songauswahl überschneidet sich stark. Die einzigen Songs, die im Backstage nicht gespielt wurden, sind 'All In Vain', mit dem das Set eröffnet wird und 'Hypermania'. Bei diesem Lied holen sie sich Florent von LANDMVRKS dazu. Man muss aber auch nicht viel ändern an dem Auftritt. Die Band weiß, was zu tun ist! Die Stimmung ist super, da stimme ich Katharina zu. Vielleicht hat München auch einfach eine Band gebraucht, um sich aufzuwärmen. Es gibt sogar "Doppel-Crowdsurfer" und wenn ich meine Bilder vom Auftritt im Backstage und im Zenith vergleiche, bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass es dasselbe Paar ist, dass sich hier beim Crowdsurfen besonders hervortut. Sänger Jamie Hails, der im Backstage noch überrascht auf das Paar reagierte, kann davon jetzt nicht mehr überrascht werden. Er ist in Gedanken aber vielleicht auch schon bei Marshmallows.

Setliste: All In Vain; Nightmare; Inhumane; All Of This Is Fleeting; Dissipate; Masochist; Overflow; Hypermania; The Remedy

[Noah-Manuel Heim]



BEARTOOTH betritt pünktlich die Bühne und eröffnet ihre Show mit einem imposanten Konfettiregen zu 'The Surface', untermalt von Pyro-Effekten. Nach einem Outfitwechsel geht es direkt weiter mit 'Bad Listener' und 'Riptide', begleitet von an seiner Kleidung schillernden Lichteffekten und einer bewegenden Ansprache zu 'Disease', die das Publikum spürbar berührt. Es folgen einige weitere Songs bei stets bester Stimmung des Publikums.

Plötzlich steht Sänger Caleb Shomo nicht mehr auf der Bühne, sondern auf einem Podest in der Mitte der Halle. Mit Akustikgitarre bewaffnet richtet er ein paar Worte an das Publikum. In dieser bisher größten Headliner-Show ihrer Karriere zeigt sich die Band tief beeindruckt von der Menge, die sie seit zehn Jahren begleitet. Caleb spricht seine besondere Verbundenheit mit Deutschland aus und nennt es seinen Lieblingsort zum Performen. Inmitten der Halle, umgeben vom Publikum, erklärt er, wie verstanden und unterstützt er sich von den Fans fühlt. Dieser emotionale Moment mündet in einem 'Mr. Brightside'-Cover von THE KILLERS, bei dem er die Fans auffordert, laut mitzusingen. Das Publikum nimmt es begeistert an und bringt die Halle zum Beben.

In 'Look The Other Way' wird Caleb Shomo gleißend hell von allen Spots angestrahlt, bevor er bei 'The Lines' die Menge zu einer Wall of Death auffordert und durch die gespannte Menge zurück zur Bühne geht. Später folgt ein energiegeladenes Drum-Solo, kombiniert mit einem Gitarren-Solo von Caleb, der inzwischen in eine rosa Anzugjacke gekleidet ist. Zum Abschluss bedankt er sich erneut bei den Fans, stellt die Bandmitglieder vor und leitet mit den Worten, man solle sein Leben in vollen Zügen leben, in den Song 'I Was Alive' über, was ein passender Abschluss für diesen unvergesslichen Abend voller Energie und Dankbarkeit wäre, doch das Publikum jubelt die Band für zwei Zugaben nochmal auf die Bühne. Als Highlight meines Abends enttäuscht mich BEARTOOTH nicht! Sowohl die visuelle Unterstützung der Lieder auf der Bühne, als auch die Performance sind hervorragend. Die Nähe zwischen Band und Publikum ist unbeschreiblich und die Menge macht unglaublich mit. Nachdem ich mit dem neuen Album eingestiegen bin, freue ich mich umso mehr, dass ungefähr die Hälfte der gespielten Songs von der neuen Scheibe kommt, wobei alte Klassiker natürlich auch nicht fehlen. Ein gelungener Abend und gerne mehr solche Konzerte.

[Katharina Jäger]

Die vielen Pyros von BEARTOOTH missbraucht POLARIS-Sänger Jamie Hails direkt dazu, um ein paar Marshmallows zu grillen, auf die er sicher schon während seines eigenen Auftritts hungrig war. Dafür hat er extra einen ausziehbaren Teleskopstab dabei, auf die er das Marshmallow aufspießt. Ausgefahren wird dieser direkt in den von Calebs Flammenwerfer ausgestoßenen Strahl gehalten und gegrillt. Sobald die Marshmallows fertig sind, werden sie direkt genüsslich verzehrt. Nach einer Woche auf Tour kommt man halt auf Ideen...

Zum BEARTOOTH-Auftritt schließe ich mich Katharina an. Caleb Shomo ist stimmlich stark und die Band steht ihm an den Instrumenten in Nichts nach. Die Setliste gefällt mir auch, etwa die Hälfte kommt vom aktuellen Album, der Rest sind Hits, die bunt aus der gesamten Diskographie der Band zusammengemischt sind.

Zum Ende des Auftritts entscheide ich mich, Crowdsurfen zu gehen. Während 'You Never Know' arbeite ich mich vom Rand der Halle durch die Menge in die Mitte und muss dabei einem spontan entstehenden Moshpit ausweichen. Der Song endet, ich habe auch zwei Männer gefunden, die mich gleich nach oben befördern können, doch darauf muss ich erstmal warten, bis Caleb seinen emotionalen Moment auf der Bühne hat. Das dauert eine ganze Weile. Zu 'I Was Alive' kann ich dann endlich surfen und zurück an meinen ursprünglichen Platz.

Setliste: The Surface; The Past Is Dead; Bad Listener; Riptide; Disease; Hated; Might Love Myself; The Last Riff; Mr Brightside; Look The Other Way; The Lines; ATTN.; You Never Know; I Was Alive; Sunshine; In Between

 

Ein nahezu perfekter Abend! BEARTOOTH und POLARIS gefallen mir sehr gut, auch den Opener LANDMVRKS habe ich gern gesehen. Heute gefallen mir wirklich alle Bands - das Glück hat man selten! So kann ich den Abend wirklich genießen, auch wenn es wie immer, wenn ich ins Zenith komme, am Anfang Unklarheiten zu den Fotoregeln gibt und ich eine ganze Weile draußen vor der Venue warten muss. Das machen die sympathischen Security-Leute aber wieder wett: Ich habe mich mit zweien nett unterhalten und derjenige der mich nach meiner Crowdsurf-Eskapade entgegennimmt, dreht mit mir sogar noch eine Pirouette, bevor er mich sicher wieder auf dem Boden absetzt. Es sind die Kleinigkeiten...

[Noah-Manuel Heim]

Fotocredit: Noah-Manuel Heim

Redakteur:
Noah-Manuel Heim

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