BEAST IN BLACK, GLORYHAMMER, BROTHERS OF METAL - Hamburg
31.01.2024 | 11:4313.01.2024, edel-optics.de Arena
Glory to the Beast-Brothers of Metal.
Wenn drei große Namen der keyboardlastigen Welt des Kraftmetalls zum Tanz einladen, darf man sich nicht zweimal bitte lassen. Gemeinsam mit BROTHERS OF METAL als Support laden BEAST IN BLACK und GLORYHAMMER zur "Glory And The Beast"-Tour ein.
Hamburg, du wunderschönes Fleckchen Erde. Inmitten eines leider viel zu kurzen Wochenendtrips entschließen wir uns, die edel-optics.de Arena aufzusuchen und dort ein modernes Power-Metal-Spektakel vom Feinsten zu besuchen. Bevor es losgeht, wird allerdings das Millerntor, der eine oder andere lukrative Plattenladen in der Nähe St. Paulis sowie mit Pauli Pizza die mit Abstand beste Pizzeria, die ich kenne, aufgesucht. Frisch gestärkt und voller Vorfreude gehen wir bei noch erträglichem Nieselregen und knackigen 3 Grad über Null los und stehen vor der Arena.
Von außen recht unscheinbar, macht sich im Inneren aber die Größe und Kapazität der Arena bemerkbar. Und meine Herren, ist das schon so früh so voll. Doch bei dem heutigen Programm und einem Slot am Samstagabend hält sich die Verwunderung in Grenzen und wird von der Freude übertroffen, bei der gegenüberliegenden Tribüne doch noch zwei Sitzplätze ergattern zu dürfen.
Von BROTHERS OF METAL bekommen wir leider gegen 19:15 Uhr nicht mehr allzu viel mit, doch die Massen sind aufgeheizt. Zwei, drei Songs sind es am Ende doch, die uns extrem gut gefallen und zum ersten Mal den klaren, gut abgemischten Sound der Halle erkennen lassen. Und die Zuschauer? Die stapeln sich schon gefühlt auf den Rängen und im Innenfeld, feiern, headbangen und reißen die Pommesgabeln reihenweise hoch. BROTHERS OF METAL nutzt die Gunst der Stunde und zeigt sich von der Schokoladenseite: spielfreudig, agil, druckvoll und bei bester Stimmung. So schwappt die gute Laune bei 'Yggdrasil', meinen persönlichen Highlights 'Ride Of The Valkyries' und dem finalen 'Threft Of The Hammer' nahtlos auf das Publikum über, das zwar lautstark nach einer Zugabe brüllt, aber leider auch zum Leidwesen meiner Wenigkeit diesen Wunsch nicht erfüllt bekommt. Manchmal hat eine Überpünktlichkeit also auch Nachteile - vor allem, wenn die Tore schon um 18:45 Uhr geöffnet werden und wir noch viele Kilometer entfernt zu dieser Zeit im Stau stehen. Trotzdem ein guter, wenngleich auch zu kurzer, erster Live-Eindruck von BROTHERS OF METAL. Das macht Appetit auf mehr.
Nach einer angenehm kurzen Umbaupause, eines geht-so-angenehmen Alsters und einem unangenehmen Ausverkauf der Brezeln, geht es nahtlos weiter mit Power, Macht und Einhorn-Hymnen einer fremden Galaxis: GLORYHAMMER ist am Start und nachdem - und das trifft vollends meinen Humor - ein Pappaufsteller von DAVID HASSELHOFF aufgestellt wurde und das Publikum sich bei 'Looking For Freedom' aus den Boxen äußerst textsicher und vor allem laut und feierwütig zeigt, stürmen die Galaktischen die Bühne und werfen mit der Bandhymne 'Gloryhammer' und 'The Land Of Unicorns' gleich die ersten Highlights ins Publikum.
Von Beginn an ist dieses auf Betriebstemperatur und die ekstatische Laune geht über auf die Band, die mit 'Fife Eternal' und 'Masters Of The Galaxy' gleich die nächsten Türöffner zündet. Die Songs selbst kommen druckvoll und klar aus den Boxen. Leider ist zwischen dem Ohrwurmarsenal der Truppe das Mikrophon ziemlich übersteuert, sodass es einer Wohltat gleicht, wenn Sänger Sozos etwas weniger spricht und dafür mehr singt und den Songs den nötigen Esprit verleiht.
Natürlich trieft der GLORYHAMMER-Auftritt vor Pathos und Inszenierung des Theatralischen, hat aber dennoch ungemein viel Power und vor allem - das ist das Wichtigste: Er weiß alle Anwesenden zu unterhalten! Man mag über den Superhelden-Glamour und den galaktischen Soundkosmos denken, was man will, und auch die kurzen Kämpfe mit dem Feind mögen einige zum Augenrollen bringen, gehören aber zu jeder GLORYHAMMER-Show dazu und dienen einem Sinn und Zweck: Entertainment. Hiervon bekommt die Hansestadt heute enorm viel: Denn dank 'The Siege Of Dunkeld' und 'Universe On Fire' steigt das Stimmungsbarometer weiter in die Höhe. Dazu ist die Band unheimlich agil, zeigt sich auch in den Refrains gut bei Stimme, obwohl für den nötigen Nachhall hier auch das Publikum sorgt.
Generell ist die Stimmung bei jedem einzelnen Song - egal ob zu Beginn oder am Ende, egal ob es 'Angus McFife', 'Keeper Of The Celestial Flame Of Abernethy' oder 'Fly Away' ist - nahezu am Kochen. Von norddeutscher Unterkühlung keine Spur, es ist heiß und man wird auf der Tribüne förmlich von der Wucht im Publikum überrollt. Ein Paradebeispiel an Publikumsreaktionen, was natürlich auch der Band vollends in die Karten spielt. Diese gibt weiter Vollgas, weiß mit 'Hootsforce' und 'The Unicorn Invasion Of Dundee' auch weiterhin zu begeistern und erfreut sich am frenetischen Innenfeld. Doch alles hat bekanntlich ein Ende und das wird mit der STATUS QUO-Version von 'Rockin' All Over The World' aus den Boxen und der Vorfreude auf den weiteren Co-Headliner am heutigen Abend eingeläutet.
Wieder vergeht nicht allzu viel Zeit und mittlerweile kann man sich an das Alster gewöhnen. Nun ist es an der Zeit, sich auf den Headliner des heutigen Abends einzustimmen, der mit GLORYHAMMER das Aushängeschild der "Glory And The Beast"-Tour markiert. BEAST IN BLACK habe ich zuletzt im Vorprogramm von NIGHTWISH sehen und mögen dürfen, haben die Finnen ihre Rolle als Anheizer wörtlich genommen und das Düsseldorfer Publikum in einen kuschelweichen Flauscheanzug voller Hymnen, Keyboard- und High-Scream-Attacken und jeder Menge Spielfreude eingepackt. Nun wird auch das Nordlicht Zeuge dieser musikalischen Künste, die im Gegensatz zu GLORYHAMMER weniger auf Einhörner und fremde Galaxien, aber auf ähnlich viel Theatralik eingehen.
Das ist aber keinesfalls negativ gemeint, versteht es BEAST IN BLACK doch dem ohnehin sehr eingängigen Power Metal eine gehörige Portion Pop-Appeal zu verleihen. Auch das ist nicht negativ gemeint, sondern geht schlichtweg gut und schnell ins Ohr, weiß die Massen zu mobilisieren und die edel-optics.de Arena am heutigen Abend zu elektrisieren. Die Stimmung ist ähnlich ausgelassen wie in den vorangegangenen zwei, drei Stunden und kennt kein Halten, als mit 'Blade Runner' die ersten Töne erklingen. Auch diesmal ist der Sound kraftvoll und voluminös und - Gott sei Dank - ist zwischen den Songs das Mikrophon auch dahingehend gut eingestimmt, dass bei Ansagen seitens Yannis man sich nicht die Hände vor die Ohren halten muss. BEAST IN BLACK ist gut bei Laune, die teils giftgrünen Gitarren riffen ordentlich, wenngleich auch nicht zu hart, um die doch dominierenden Keyboard-Sounds nicht zu überstimmen. Und so werden nicht nur im Innenfeld, sondern auch auf den Rängen kunterbunte, fluffige Hymnen wie 'Bella Donna', 'Sweet True Lies' oder 'Broken Survivors' lautstark und mit leicht dramatischem Unterton - ähnlich wie es Frontmann Papadopoulos auch macht - mitgesungen und eine riesengroße Party veranstaltet.
Natürlich könnte ich euch sagen, wie stimmig Keyboard und Drums im Einklang, wie souverän einstudiert die Choreografien der Klampfen, wie hoch die Spielfreude der BEAST IN BLACKies, wie enthusiastisch und befreit die Zuschauermassen waren, wie sicher die Hits namens 'Hardcore', 'Zodd The Immortal' und vor allem 'Blind And Frozen' in die Menge gefeuert werden und wie hell Handy-Lampen eine Konzerthalle bei einer Ballade wie 'Ghost In The Rain' erstrahlen lässt. Doch ehrlicherweise hätte man einfach dabei sein oder gegebenenfalls einen anderen Veranstaltungsort mit diesem Aufgebot besuchen können, denn selbst ich, der schon seit vielen Jahren Konzerte besucht – kleine wie große – bin ziemlich beeindruckt ob des stimmigen Bildes, was Band und Zuschauer im Einklang ergeben.
Und so neigt sich auch dieser Abend langsam dem Ende zu, denn mit dem blitzsauberen 'Die By The Blade' läutet BEAST IN BLACK letztendlich eine Nacht in Tokyo ein, die das Ende der Welt – oder zumindest dieses Konzertes – bedeutet. Frenetischer Jubel, laute "Zugabe, Zugabe"-Rufe und rundum zufriedene Gesichter – alt wie jung – die genau das bekommen haben, was sie sich bei der Konstellation BROTHERS OF METAL, GLORYHAMMER und BEAST IN BLACK erhofft haben. Und vielleicht noch ein klein wenig mehr.
Auch wenn sich meine persönlichen Vorstellungen vom Power Metal doch vom Vorgetragenen etwas unterscheiden, hat dieser Ohrwurm-Overkill, den die drei Bands vorgetragen haben, den gewünschten Effekt erzielt: Man wurde bestens unterhalten. Vor allen das Innenfeld hat sich durch den gesamten Abend getanzt und gefeiert, als gäbe es keinen Morgen mehr. Die neue Generation des europäischen Power Metals hat heute und generell mit der "Glory And The Beast"-Tour ein neues Highlight erfahren. Ich selbst hatte auch Spaß, war ob der Feierwut und lauten Kehlen der Norddeutschen sichtlich beeindruckt und um die Erfahrungen reicher, dass die edel-optics.de Arena eine verdammt coole Konzertlocation ist und es nicht nur im Rheinland zu wenig Brezeln bei Konzerten gibt. Und so geht es bei klirrendkalten, aber auch schönen Temperaturen mit allerlei Melodien im Ohr zu den Landungsbrücken und wir genießen die restliche Zeit im Norden Deutschlands.
Ein großes Dankeschön an Kollege Andre Schnittker, der passende Bilder der Band vom Epic Fest 2024 zur Verfügung gestellt hat.
- Redakteur:
- Marcel Rapp