BEHEMOTH und CRADLE OF FILTH - Bochum

31.03.2014 | 12:45

15.02.2014, Matrix

Im extremen Metal kommt man im Moment nicht an den Polen von BEHEMOTH vorbei. Dieses geniale Konzert zeigt auch wieso. Doch auch CRADLE OF FILTH beweist, dass man die Band noch lange nicht abschreiben kann.

Mit "The Satanist" beweist BEHEMOTH, dass sie an der Spitze der aktuellen (extremen) Metal-Szene steht. Mit dem neuen Album kann die Band weltweite Charterfolge verbuchen. Neben Platz 1 in Polen gibt es auch einen sensationellen Platz 11 in den deutschen Albumcharts. Zeitgleich zur Veröffentlichung tourt man mit CRADLE OF FILTH als Co-Headliner durch Europa. Des Weiteren hat man mit IN SOLITUDE, den kolumbianischen INQUISITION und SVARTTJERN aus Norwegen erstklassigen Support an Land ziehen können.

Dank der ewig langen Schlange vor der Bochumer Matrix komme ich erst kurz vor INQUISITION in die röhrenartige Halle. Das Duo aus Kolumbien spielt rumpeligen Black Metal, wie er im Buche steht. Corpsepaint, Wespengitarren und Blastbeats dominieren die Songs. Hinzu kommt ein recht komischer Effekt auf dem Gesang, der die Stimme von Sänger und Gitarrist Dagon wie das Quaken eines Frosches klingen lässt. Irgendwie klingt das schon so abgedreht, dass der recht eindimensionale Black Metal doch recht cool daher kommt. Die ersten 20, ja 25 Minuten des INQUISITION-Sets machen selbst mir, jemanden der mit ursprünglichem Black Metal wenig anfangen kann, ordentlich Spaß. Dann schleicht sich aber etwas wie Langatmigkeit ein, weil die Songs der beiden Musiker doch etwas zu sehr in die gleiche Kerbe schlagen.

Schon wesentlich mehr Abwechslung bringen die Schweden von IN SOLITUDE. So würde wohl MERCYFUL FATE klingen, wenn sie "Melissa" und "Don't Break The Oath" mit einem normaleren Sänger als King Diamond aufgenommen hätten. Die Performance des Quintetts ist recht ereignislos. Die Schweden rocken sich solide und mit Freude durch ihr Set, doch außer Bassist Gottfrid Ahman haben die Musiker keinen allzu großen Bewegungsradius. Höchstens Sänger Pelle Ahman geht noch in der Musik auf und macht eine düster-coole Figur während der Songs. Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf dem aktuellen Album "Sister". Besonders der Titelsong gegen Ende des Sets lässt das Publikum die Arme in die Luft reißen. Nach guten 40 Minuten ist allerdings Schluss und es geht auf die beiden Headliner des Abends zu.

CRADLE OF FILTH macht heute den Anfang. Die Briten waren eine der ersten extremen Metalbands, die ich gehört habe, und doch habe ich die Truppe bis zum heutigen Abend nie live gesehen. Mit einiger Vorfreude blickte ich dem Gig also entgegen und ich sollte nicht enttäuscht werden.

Das "Midian"-Eröffnungsdoppel 'At The Gates of Midian' und 'Cthulu Dawn' sind ein super Einstieg in das Set. Der winzige Frontmann Dani Filth kreischt live genau wie auf Platte, was mich ziemlich erstaunt. Dennoch hege ich keinen Zweifel daran, dass diese Darbietung zu einhundert Prozent live ist. Um so erstaunlicher ist dies in Anbetracht der Tatsache, dass der Schreihals die vollen 80 Minuten über die Bühne sprintet. Auch seine Band macht eine extrem gute Figur. Besonders Keyboarderin/Sängerin Lindsay Schoolcraft kann bei Nummern wie dem tottraurigen 'Nymphetamine' (leider nur die kurze 'Fix'-Version) mit ihrem Gesang überzeugen.

Mich erstaunt es sogar etwas, dass CRADLE OF FILTH beim Publikum der gut gefüllten Matrix so gut ankommt. Ich hätte vom hartgesottenen BEHEMOTH-Publikum mehr Wiederstand gegen den größten Sell-Out der Black Metal-Szene erwartet (Musst du wirklich in diese Kerbe holzen? In Sachen Kommerzialität und aufgesetztem Schockimage sind die nun wahrlich nicht schlimmer als einiges Anderes, was in der Szene so rumgeistert. FJ). Aber besonders die weibliche Fanschar scheint Gefallen an den Briten zu finden. Dennoch hat man die Setlist wohl bewusst mit vielen alten Nummern ausgestattet. Das Debüt "The Principle of Evil Made Flesh" ist sogar mit drei Songs am stärksten vertreten. Nach 80 Minuten und der Zugabe des genialen 'Funeral In Carpathia' verabschiedet sich die Band.

Dann betreten die Polen von BEHEMOTH die Bühne. Ein Intro und bloßes Betreten der Bühne scheint der Band nicht zu reichen. Die Halle wird ganz dunkel und vom seitlichen Bühnenaufgang sieht man nur den Schein von Feuer. Langsam betritt Mastermind Nergal die Bühne und entzündet zwei Fackeln, die um seinen okkulten Mikroständer positioniert sind. Dann erst beginnt man mit dem bedrohlichen 'Blow Your Trumphets Gabriel'. Was für ein genialer Einstieg!

Doch soll die mächtige Show der Death Metaller nicht abnehmen. Oft erstrahlt die Bühne in schönem blauen Licht, während am vorderen Bühnenrand wahlweise Feuer- oder Rauchfontainen in die Luft schießen. Zwar ungewollt, aber dennoch eindrucksvoll ist, dass der Rauch durch die niedrige Decke direkt wieder ins Publikum zurück rollt. Von weiter hinten ergibt dies ein mehr als eindrucksvolles Bild.

BEHEMOTH macht nicht nur eine gute Show, sondern kann auch mit Musik punkten. Der Fokus liegt natürlich auf dem neuen Album "The Satanist", doch bieten die polnischen Metaller einen guten Querschnitt aus den Alben bis zurück zum 1999er Werk "Satanica". Noch älteres Material gibt es nur in Form von 'Hidden In The Fog'. Doch wollen die meisten Anwesenden sicherlich eh am liebsten Songs von "The Satanist" und dem genialen Vorgänger "Evangelion" hören.

Über die volle Distanz von 80 Minuten gibt BEHEMOTH Vollgas. Die Show ist mehr als stimmig und untermalt die Blackened Death Metal-Nummern stilvoll und auch eindrucksvoll. Selten war Death, oder von mir aus auch Black Metal, unterhaltsamer. Man darf gespannt sein, was BEHEMOTH als nächstes vor hat.

Redakteur:
Sebastian Berning

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