BEYOND THE BLACK mit MASTERPLAN und IN LEGEND - München

29.11.2015 | 16:45

24.11.2015, Backstage Werk

Eine Band, die viele Leute sehr glücklich macht!

Nach der kleinen Tour im Frühjahr (zum Bericht) ist meine Vorfreude auf BEYOND THE BLACK riesig, denn noch Wochen nach dem München-Gig durfte ich auf einer wochenlangen Euphorie-Welle reiten. Aber wohl nicht nur ich, denn anderes würde sich die lange Menschenschlange vor dem Einlass nicht erklären. Das habe ich im Backstage selten so gesehen!

Für das Vorprogramm dieser ersten großen Headliner-Tour haben sich die Blackies nun etwas Besonderes ausgedacht. Man konnte sich online für den Support-Slot bewerben und überließ nach einer Vorauswahl den Fans das Voting. Am Ende standen mit SUMMONED TIDE, FOREVER STILL (mein Vote!) und IN LEGEND drei Bands in der End-Auswahl, von denen ich zwei sehr gerne gesehen hätte.

IN LEGEND zählt nicht dazu. Und so witzeln Kollege Frank und ich während des Gigs über eine mögliche Gitarren-Allergie des VAN CANTO-Drummer Bastian Emig, der mit IN LEGEND "Hand Hammered Piano Craft Rock" spielt. Was da allerdings von der Bühne herunter schwappt klingt in meinen Ohren kompositorisch wenig überzeugend und was an guten musikalischen Momenten vom Piano ausgeht, wird oft gnadenlos von den zu lauten Drums zugebollert. Gute Zeit also für ein Willkommensbier und Smalltalk. Zum Beispiel darüber, dass mit MASTERPLAN eine durchaus renommierte Band im Vorprogramm dieser Newcomer des Jahres spielen "muss". Immerhin hat Gitarrist Roland Grapow schon den einen oder anderen HELLOWEEN-Hit geschrieben, als BEYOND THE BLACK-Sängerin Jenny Haben noch in den Windeln gelegen hat. Aber so ist dies eben manchmal im Musik-Business. Ist das ungerecht? Vielleicht ja, aber im Falle BEYOND THE BLACK bin ich der Meinung, dass die Band zu Recht so erfolgreich ist. Doch dazu später. Erst einmal MASTERPLAN abfeiern!

Frank entpuppt sich mir sogar als richtiger Fan der Band und freut sich beim Vorab-Blick auf die Setlist über viele Songs der ersten beiden Alben ("Masterplan" und "Aeronautics"). Der damalige Sänger Jorn Lande ist allerdings schon lang nicht mehr an Bord und der Schwede Rick Altzi übernimmt heute den Gesangs-Part. Dabei manövriert er sich doch ziemlich souverän durch anspruchsvoll zu singende Melodic-Speed-Nummern, die technisch äußerst filigran dargeboten werden. Mister Spock hätte da beide Augenbrauen hochgezogen! Vor allem die Flitzefinger ex-STATOVARIUS-Basser Jari Kainulainen (Bass!) und Meister Grapow haben es mir angetan. Allerdings erschlägt mich schon bei diesem MASTERPLAN-Gig das, was auch später eine große Stimmungs-Drossel sein sollte: Der Sound. Er ist tierisch laut und wenig differenziert. Viele Details gehen unter und die Leute halten sich die Ohren zu. Möglicherweise ist dies der Grund, weshalb das Münchner Publikum wieder seine Montagabendseite zeigt: eher etwas träge und abwartend, nur schwer zum Mitmachen animierbar und selten über den Höflichkeitsapplaus hinaus euphorisch. Rick Altzi hingehen müht sich redlich, versucht immer wieder, das Publikum aus der Reserve zu locken, und ist einfach Sympathie-Bolzen, auch wenn es mir am Ende doch ein "Oh-Oh-Oh" zu viel ist.

Dann aber endlich die Blackies! Diese haben ihre Setlist im Vergleich zur Frühjahrs-Tour verlängert und merklich umgestellt. Denn die Höhepunkte 'In The Shadows', 'When Angels Fall', 'Songs Of Love And Death’ und 'Unbroken' wurden ans Ende gelegt, während man die in meinem Ohr nicht ganz so guten Nummern ('Numb', 'Fall Into The Flames') zur Eröffnung wählte. Aber es fallen noch eine paar andere Dinge auf. Mir scheint, die Band hat sich mittlerweile an die Tatsache gewöhnt, dass sie eine große Menge an Metal-Fans - und nicht nur  diese - begeistern kann, und tritt mit einem deutlich anderen Selbstverständnis auf als noch vor einem halben Jahr. Sie spielt immer noch mit viel Hingabe und Motivation, aber ich bilde mir ein, dass diese fast kindliche Verblüffung darüber, wie euphorisch die Leute auf die Band reagieren, dieses Leben in einem großen Sommertraum, ein wenig verblasst ist. Die Show wirkt professioneller und durchstylter. Vor allen Jenny konzentriert sich sehr auf ihren Gesang, macht wenig Ansagen an das Publikum und scheint auch nicht so top bei Stimme zu sein wie noch im Frühjahr. Ihre Gesangs-Höhepunkte 'Love Me Forever' und 'Unbroken' meistert sie allerdings mit Bravour, beim neu ins Programm gerückten SAXON-Cover (sie haben dem alten Metal-Dino, den sie supporten durften, enorm viel zu verdanken!) hört man aber auch deutlich die Grenzen. Nein, das steht Jenny und BEYOND THE BLACK nicht gut zu Gesicht. Besser passt dann schon die Wacken-Hymne 'Rage Before The Storm', doch bei allem Respekt, das ist für mich ein mittelprächtiger, naiver Popsong und wäre auf dem Debüt-Album Skip-Kandidat. Bitte, bitte, BEYOND THE BLACK, in Zukunft nicht in diese Richtung abdriften! Auch das Drumsolo ist wie so oft nicht mehr als die willkommene Pinkelpause und der nach wie vor schlechte, matschige Sound, bei dem sogar das Piano in den Ohren weh tut, reduziert meine große Vorfreude zu einer Art ärgerlicher Ernüchterung. Sogar das getragene 'Pearl In The World Of Dirt', vor sechs Monaten noch absolut magisch, verliert im Gedröhne seinen ganzen Glanz und die göttlichen Gitarrensoli helfen auch nicht weiter, wenn man sie nicht richtig hört. So war schon nach Song vier meine Stimmung kaputt.

Doch genug der negativen Worte. Denn BEYOND THE BLACK schafft es am Ende doch noch, auch für mich Mecker-Liesel das Ruder herumzureißen. Ich sagte es schon: die tollsten Songs kommen diesmal ganz am Schluss. Kein Sound der Welt kann der Strahlkraft eines 'Songs Of Love And Death', eines 'Hallelujah' mit seinen fantastischen IRON MAIDEN-Niederkie-Melodien und der furiosen Abschluss-Stimmungs-Granate 'Running To The Edge' entgegen stehen. Und danach sehe ich tatsächlich wieder nur glückliche und zufriedene Gesichter im Publikum. Gerade in diesen Tagen gibt es für mich keine wichtigere Botschaft! Und wenn BEYOND THE BLACK in zwanzig Jahren immer noch nach München kommt, um Konzerte zu spielen, werde ich dabei sein. Das ist ein Versprechen!

Redakteur:
Thomas Becker

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