BRAINSTORM/AT VANCE/MERCENARY - Ludwigsburg

16.08.2005 | 23:35

27.04.2005, Rockfabrik

BRAINSTORM haben zwecks Bewerbung ihrer neuen Scheibe "Liquid Monster" erstmals eine eigene Headliner-Tour auf die Beine gestellt. Im Vorfeld war unsereins schon voller Freude, haben doch die Schwaben mit und um Andy B. Franck fast ein Heimspiel in Ludwigsburg und somit dürfte ein volles Haus alles andere, als eine Überraschung sein. Doch meistens kommt es anders als man denkt. Bereits bei unserem Check-In an der Abendkasse wird uns von der Security verkündet, dass aufgrund des schlechten Vorverkaufs die Gästeliste extrem zusammengestrichen wurde. Kein Problem, bei diesem Package kann man ja auch mal ein paar Euro investieren. Wie schlecht der Kartenverkauf tatsächlich war, zeigt sich wenig später vor der Bühne, wo sich vereinzelt ein paar Nasen verirrt haben, bis zum Ende des Abends werden es wohl maximal 200 Zahlende sein. Erneut bewahrheitet sich die These, dass der Prophet im eigenen Lande nichts gilt. Nun ja, wenigstens ist ausreichend Platz zum fotografieren...

Als Opener für den heutigen Abend hat man die Dänen MERCENARY verpflichtet, die mit ihrem Debüt "Everblack" und dem Nachfolger "11 Dreams" zwei Hammeralben vorgelegt haben. Erwartungsgemäß ist zu dieser frühen Zeit die Rofa noch nicht ganz so gut gefüllt, dennoch feiern die anwesenden Fans die Band mächtig ab. Was bei Stücken wie 'Seize The Night' oder dem Rausschmeißer '11 Dreams' auch nicht sonderlich schwer fällt. MERCENARY danken es den Fans mit einer energiegeladenen Show und strotzen nur so vor Agilität. Gerade Fronter Mikkel Sandager steht aufgrund seines impulsiven Gesangsstils immer wieder im Mittelpunkt des Geschehens und ähnelt vom äußeren Erscheinungsbild Tim "Ripper" Owens (Ex-JUDAS PRIEST, ICED EARTH) sehr. Aber auch die übrigen Musikanten verstehen ihr Handwerk und liefern eine technisch einwandfreie Arbeitsprobe ab. Bleibt abzuwarten, ob den Dänen irgendwann einmal mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und sie einen ähnlichen Status wie die nun folgenden Bands erreichen werden. Verdient hätten sie es allemal.

Setliste MERCENARY:

Falling
Firesoul
Seize The Night
Sharpen The Edges
World Hate Center
11 Dreams

MERCENARY haben ordentlich vorgelegt und AT VANCE wollen das Zuspiel entsprechend nutzen und setzen musikalisch dort an, wo die Dänen aufgehört haben. Die deutsch-schwedische Spielgemeinschaft beginnt ihren Set mit 'Tell Me' und 'Evil In You' fulminant. Zweifelsfrei sind die auf der Bühne Agierenden Meister ihres Faches, dennoch will der Funke einfach nicht auf das Publikum überspringen. Der ehemalige YNGWIE MALMSTEEN-Vokalist Mats Leven ist zwar stets bemüht, die Fans mit in die Show einzubeziehen, doch nicht überall stößt er auf bedingungslose Teilnahme. Auch Gitarrist Olaf Lenk ist alles andere als ein Entertainer, auch wenn er einen technisch einwandfreien Gig abliefert. Dennoch ist sein Posing viel zu steif und er wirkt zu sehr auf sein Spiel konzentriert. AT VANCE ergeht es wie vielen ihrer Genrevertretern, stellenweise ist das Dargebotene zu anspruchsvoll, ja fast schon "Musik für Musiker" und somit bleibt die Stimmung zumeist auf der Strecke. Was die Band jedoch musikalisch an diesem Abend zu leisten vermag, treibt mir fast die Tränen in die Augen. Gitarrist Olaf Lenk stellt sein Können eindrucksvoll unter Beweis und unterstreicht nochmals, dass er hierzulande zu den Meistern seines Faches zählt. Aber auch Fronter Mats Leven überzeugt mit seiner Gesangsleistung auch den letzten Kritiker, mühelos meistert er alle schwierigen Passagen in den anspruchsvollen Kompositionen und veredelt das Material mit seiner Stimmakrobatik. Das Programm lässt keine Wünsche offen und enthält mit 'The Rise From The Fall', dem mächtigen 'Chained' oder dem schmissigen 'Evil In You' so allerlei Leckerlies. Auch der neue Fellgerber Mark Cross schlägt sich mehr als ordentlich und verleiht den Stücken eine ordentliche Portion Power, lediglich das Drum-Solo hätte sich der Gute bei einem 45-minütigen Gig getrost schenken können, auch wenn dieses nicht von schlechten Eltern ist und das Publikum gekonnt mit einbindet. Alles in allem ein musikalisch höchst ansprechendes Ereignis und gegen Ende hin kann man sogar das Publikum zu mehr Engagement motivieren.

Setlist AT VANCE:

Tell Me
Evil In You
Fallen Angel
Heart Of Steel
Rise From The Fall
Chained
No Speak/Drumsolo
Broken Vow
Right Or Wrong
Now Or Never
Take Me Away
Only Human

Ganz anders verhält es sich bei BRAINSTORM. Als die "Local Heroes" nach einer kurzweiligen Umbaupause die Bühne unter den Klängen des NEIL DIAMOND-Klassikers 'Beautiful Noise' erklimmen, brechen beim Publikum alle Dämme und die Rofa verwandelt sich in kürzester Zeit in ein Treibhaus. Die Schwaben können erstmals bei einer ganzen Tour ein über anderthalbstündiges Programm darbieten und steigen auch gleich mit dem mächtigen Opener 'Worlds Are Coming Through' von der aktuellen Scheibe "Liquid Monster" eindrucksvoll ein. Danach kam es wie es kommen musste, ein Klassiker folgt dem Nächsten. Ob Oldies wie 'Blind Suffering' vom "Metus Mortis"-Album oder neuer Stoff wie 'Inside The Monster', das Publikum feiert jedes Stück bedingungslos mit und frisst dem agilen Fronter Andy B. Franck aus den Händen. Hervorheben möchte ich eigentlich nur das gelungene Medley aus drei Alben, die da wären: 'Lifeline' ("Liquid Monster"), 'Shadowland' ("Metus Mortis"), sowie 'Tear Down The Walls' ("Ambiguity"). Geschickt flirtet Andy mit dem Publikum und bindet dieses immer wieder in die Show ein. Zu keiner Sekunde reißt die gute Stimmung ab und die Jungs genießen jeden Augenblick. Den absoluten Höhepunkt des Abends setzen BRAINSTORM mit dem Stück 'All Those Words', als man die Sängerin Carmen Schäfer auf die Bühne bittet, um den vom Album "Liquid Monster" stammenden Hit gemeinsam zu intonieren. Eine äußerst gelungene Einlage meine Herren, auch wenn die junge Dame scheinbar gar nicht so recht wusste wie ihr geschah. Gerade die männlichen Fans wollten die attraktive junge Frau gar nicht mehr von der Bühne lassen und ein breit grinsender Andy B. Franck lässt sich willig abfeiern. Da auch der schönste Abend irgendwann mal ein Ende hat, leiten 'Hollow Hideaway' und 'Burns My Soul' das Finale ein, ehe 'Doorway To Survive' und 'Under Lights' im Zugabeteil den Schlusspunkt setzen. BRAINSTORM haben einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie eine absolute Liveband sind und mit zu den besten in ihrer Gilde gehören. Schade nur, dass nicht mehr Metaller den Weg in die Ludwigsburger Rockfabrik gefunden haben. Bleibt nur zu hoffen, dass man mit "Liquid Monster" nun endlich die Ernte ihrer Saat einfahren werden. Verdient haben sie das schon lange.

Setlist BRAINSTORM:

Intro (What A Beautiful Noise)
Worlds Are Coming Through
Blind Suffering
The Leading
Voices
Highs Without Lows
Medley (Lifeline/Shadowland/Tear Down The Walls)
Inside The Monster
Shiva's Tears
Fornever
Soul Temptation
All Those Words
Hollow Hideaway
Burns My Soul
---
Doorway To Survive
Under Lights

Redakteur:
Frank Hameister

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