BRAINSTORM "Firesoul" Release-Tour - München
04.04.2014 | 08:5101.01.1970, Backstage
Ein Schmankerl für die Fans: Auf dieser Kurztour zum Release des neuen Albums "Firesoul" spielt BRAINSTORM das neue Album komplett und am Stück und obendrein gibt es zu jedem gekauften Album ein exklusives T-Shirt kostenlos dazu!
Eine sehr lobens- und unterstützenswerte Aktion in Zeiten zurückgehender CD-Verkäufe. Und eine, die der Band hoffentlich viele Besucher und Verkäufe beschert, denn die Kombination aus erschwinglichem Eintrittspreis, extra langer Setlist und dem kompletten neuen Album live, eine Angelegenheit, von der man weiß, dass man möglicherweise einige Songs nie wieder live zu hören bekommen wird, sollte jeden BRAINSTORM-Fan dazu bewegt haben, seine Anfahrt zu planen.
Jetzt aber zum Eigentlichen: dem gestrigen Abend. Der erste Stopp auf dieser außergewöhnlichen Tour ist das Backstage in München. Um nicht so allein zu sein, haben sich die Deutschen noch zwei Vorbands eingeladen. Den Auftakt macht GUN BARREL, Power Hard Rocker ebenfalls aus deutschen Landen. Als die Vier die Bühne betreten, kann von Stimmung keine Rede sein. Bestenfalls anerkennendes Nicken ernten sie mit den frühen Liedern. Klar, den Titelsong des neuen Albums "Damage Dancer" kennen die meisten noch nicht, wobei ich aber den Eindruck habe, dass insgesamt nur wenige mit dem Material der Band vertraut sind. Sie sind auch nicht ganz die gleiche Kerbe, in die die beiden anderen Bands hauen. Ich mag ja Abwechslung im Line-Up, aber einen Triumphzug kann man den guten Gig nicht gerade nennen. Gegen Ende kommt nochmal Stimmung auf, nachdem auf die Frage "Könnt ihr noch?" eine sehr verhaltende Reaktion erfolgte und Basser Tomcat schlagfertig erwiderte "Guck, die beiden da, die können noch!". Denn bei den Mitsingern 'Might And Main' vom 2012er "Brace For Impact"-Album und 'Lonely Rider' tauen dann doch noch ein paar Leute auf. Am Ende der Setlist stellen die Herren fest, dass sie noch Zeit haben. Unprofessionell geplant, oder was? Oder ein kleiner Gag, der die Leute animieren soll, doch ein bisschen mehr Krach zu machen? Jedenfalls kommt mit dem fetzigen 'Battle Tested' einer der besten Songs des Abends und beendet einen unterhaltsamen Gig einer engagierten Band, die aber heute beim Publikum schon vorher als Bronzemedallist feststand.
Setlist: Damage Dancers, Front Killers, Dancing On Torpedoes, Bashing Thru, Brother To Brother, Micht And Main, Vultures Are Waiting, Lonely Rider; Zugabe: Battle Tested
Jetzt aber Metal. BLOODBOUND sind eine gute Wahl, um eine BRAINSTORM-Crowd warm zu rocken. Ich stelle erstaunt fest, dass die Schweden schon fünf Alben gemacht haben. Man eröffnet mit dem starken 'Moria', danach folgen weitere vierzig Minuten kraftvollen, klischeebehafteten Metals. Viele Songs sind gut und stehen in der Tradition der Klassiker, allen voran sind JUDAS PRIEST zu nennen, und eigentlich alles kranken daran, dass sie etwas zu lang sind und der Refrain zu oft gesungen wird. Aber live ist das gut zu verschmerzen, und da man offensichtlich seinen eigenen, kleinen Fanclub dabei hat, geht das Stimmungsbarometer deutlich in die Höhe. Da kann auch eine Klischeemetallische Dreier-Kombo wie 'In The Name Of Metal', 'Metal Monster' und 'Metalheads Unite' keinen Abbruch tun. Zumal die Schweden äußerst sympathisch und engagiert agieren. Das zieht mich mit, und das Fremdschämen vergeht ein wenig. Das neue Album, das die Setliste dominiert, scheint ein ordentliches Werk zu sein, auch wenn es mich jetzt nicht unbedingt zum Erwerb bewegt. Cooler Auftritt, würde ich mir gerne nochmal ansehen.
Setlist: Moria, Bless The Unholy, When Demons Collide, For The King, In The Name Of Metal, Metal Monster, Metalheads Unite, Book Of The Dead, Nossen (? Steht so auf der Setliste, ich habe keine Ahnung, welcher Song das war).
Dann gibt es BRAINSTORM. Oder zumindest erst einmal eine lange Umbaupause. Und dann eine Pause, in der nicht mehr umgebaut wird. 35 Minuten sind im Backstage eher selten. Dann endlich kommen die Schwaben und eröffnen den eigentlich Grund zur Anwesenheit für die meisten, den BLOODBOUND FC mal eventuell ausgenommen: Einen besonderen Gig zum zehnten Album! Mit 'Shiver' und 'Worlds Are Coming Through' kann man nichts falsch machen, aber dann geht es los. BRAINSTORM spielt das komplette Album "Firesoul". Andy B, Franck kündigt es an und es brandet Jubel auf. Er meint "Na ja, ihr kennt es ja noch gar nicht. Ich mache mir mehr Sorgen über die, die jetzt gejubelt haben…" und lacht. Ha, aber ich darf wirklich jubeln, schließlich hatten wir es im Soundcheck und ich kann sagen, dass es für mich das beste Album seit "Downburst" ist. Und nun erklärt Andy auch, warum das so lange gedauert hat, bis man anfing. Das Album darf erst ab 24.00 Uhr verkauft werden, und trotz einer sehr langen Setlist, die später noch einige Songs liefert, die zu einem BRAINSTORM-Gig einfach dazugehören, die aber heute im Schatten stehen, hat die Band den Beginn wohl etwas hinausgezögert.
Fünfundfünfzig Minuten "Firesoul". Ein Test für die neuen Songs. Ein Risiko für die Band, denn was wenn die neuen Songs live nicht zünden? Und tatsächlich, ein paar frühe Songs wie das ruhigere 'Entering Solitude' oder 'Recall The Real' können nicht für Hochstimmung sorgen. Spätestens mit dem schnellen 'Shadowseeker', den Andy im O-Ton ankündigt mit "jetzt gibt es richtig auf die Klöten" haben sich auch die Fans, die von der Aktion des ganzen Albums am Stück vorher nichts wussten, angefreundet. Aber das war zu erwarten. Ich kenne kaum eine Band, die so natürlich und sympathisch agiert wie die Schwaben. Ich nehme ihnen ihre Begeisterung ab, und ich glaube auch Sänger Franck, wenn er sagt, dass der Band vor diesem ersten Gig der kleinen Tour ein wenig der "Arsch geht", wie Andy es formuliert. Und ich gebe ihm auch recht, ein komplettes Album vor Release am Stück, "das kann man nicht mit jedem Publikum machen". Mit einer BRAINSTORM-Schar aber sehr wohl. Die Band ist eben eine Bank im deutschen Metalzirkus.
Von nun an ist die Stimmung bestens, und schon vor Mitternacht steht eine Traube Begieriger vor dem Merchandise-Stand, um CD und T-Shirt abzugreifen. Während BRAINSTORM Klassiker zockt, mache ich mich allerdings auf den Heimweg, damit dieser Bericht noch am nächsten Morgen online sein kann. Mit einem weinenden Auge, denn eigentlich wollte ich auch die CD kaufen und mit stolzgeschwellter Brust heute mit dem T-Shirt rumlaufen. Aber Aufstehen um 6:30 Uhr, über eine Stunde Heimfahrt und das Schreiben diesen Berichts sorgen dafür, dass ich leider aufbrechen muss. Aber das Fazit dürfte durch die Klassiker des zweiten Teils des Gigs wohl kaum beeinträchtigt worden sein. Und das ist: tolle Stimmung, tolle Musik, guter Sound, mitreißende Band, und wer nicht hingeht ist selbst schuld. Also los, und kauft eine CD und ein Shirt für mich mit!
- Redakteur:
- Frank Jaeger