BRAINSTORM, MOB RULES, GLORYFUL, MASTERS OF DISGUISE, UNHERZ - Mannheim
27.02.2019 | 20:2019.01.2019, MS Connexion Complex
30 Jahre und kein bisschen leise.
30 Jahre und kein bisschen leise! BRAINSTORM feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bandbestehen und zum Auftakt des Jubeljahres starten die Schwaben gemeinsam mit MOB RULES und GLORYFUL mit einer amtlichen Tour durch Europa um das aktuelle Album "Midnight Ghost" zu promoten.
Der Zwischenstopp im Mannheimer MS Connexion Club wurde gar mit MASTERS OF DISGUISE und UNHERZ um zwei weitere Bands erweitert. Dank der Zusammenlegung der Show mit dem Gruppentreffen "10 Jahre Metal, Beer & Friends by Legion of the Luftbumbe und Wacken : Open : Air - 2.0“ dürfen sich die 400 Besucher auf einen langen Abend einstellen.
Den Reigen eröffnet die Pfälzer Deutschrock-Institution UNHERZ, die es mittlerweile auf sieben Veröffentlichungen bringt. Musikalisch schippert das Quartett in den Gewässern der ONKELZ und FREIWILD. Obwohl der Rest des Billings eher im traditionellen Heavy Metal verankert ist, findet UNHERZ dennoch Zuspruch beim Publikum und die Stimmung ist gut. Auch wenn ich Sänger Felix schon viele Jahre kenne und sich seit den Anfängen von UNHERZ immer wieder sporadisch unsere Wege kreuzten, will ich einfach mit der Mucke nicht so richtig warm werden. Letztendlich liefern die Jungs einen soliden Auftritt ab und finden auch entsprechend Anklang beim Publikum.
Setliste: Intro; Ganz oder gar nicht; Jetzt oder nie; Der für Dich; Narben im Herz; Mein Glas; Schrot und Korn; Seite an Seite
Bislang war mir das Material von MASTERS OF DISGUISE aus Hessen gänzlich unbekannt gewesen. Lediglich Gitarrist Eric "Kalli" Kaldschmidt ist mir schon einmal musikalisch mit ABANDONED über den Weg gelaufen. Seinen Einstand bei MASTERS OF DISGUISE feiert am heutigen Abend Sänger Frank Beck (Ex-GAMMA RAY, MAIDEN UNITED), der für den zu BONFIRE abgewanderten Alexx Stahl erst gegen Ende letzten Jahres zur Band gestoßen ist. Insgesamt liefert MASTERS OF DISGUISE einen guten Auftritt ab, auch wenn der Sänger mit einer Erkältung zu kämpfen hat und seine Stimme etwas angeschlagen ist. Besonders auffällig agiert Bassist Mario Lang, der nahezu überall auf der Bühne zu finden ist. Macht mir persönlich auf jeden Fall Lust auf mehr.
Setliste: Intro; Enforcer; Alpha/Omega; Shadows Of Death; Omen; Knutson I; Knutson II; Bound To Be Free
Weiter geht es mit GLORYFUL aus Gelsenkirchen, die zum etatmäßigen Tourpaket gehören. Die Mannen rund um Sänger Johnny La Bomba agieren routiniert, um nicht zu sagen etwas steif. Lediglich der Fronter tobt wie einst Mike Muir von SUICIDAL TENDENCIES über die Bühne. Irgendwie vermag man es nicht den berühmten Funken auf das Publikum überspringen zu lassen. Erst gegen Ende hin, mit dem flotten "The Hunt", verbessert sich die Stimmung etwas. Ich persönlich hätte mir etwas mehr von GLORYFUL versprochen, denn gerade die letzte Veröffentlichung "Cult Of Sedna" ist mehr als amtlich. Vielleicht beim nächsten Mal.
Setliste: Cult Of Sedna (Intro); This Means War; Brothers In Arms; Gloryful's Tale; For Victory; The Hunt; The Glorriors, Void Of Tomorrow
MOB RULES ist bereits im letzten September als Special Guest bei den Release Shows anlässlich der Veröffentlichung von "Midnight Ghost" gemeinsam mit BRAINSTORM unterwegs gewesen und konnte seinerzeit schon vollends überzeugen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Wilhelmshavener auch bei dieser Tour wieder mit dabei sind. Auch bei Klaus Dirks und seinen Mitstreitern gibt es in diesem Jahr mit dem 25-jährigen Bandjubiläum einen Grund zu feiern. Zudem hat man mit der aktuellen Scheibe "Beast Reborn" mal wieder ein heißes Eisen im Feuer und nutzt die Gunst der Stunde sich ausgiebig livehaftig zu präsentieren. Kurz vor dem Start der Tour musste der etatmäßige Gitarrist Sönke Jannsen aus beruflichen Gründen die Segel streichen.
In Tristan Wegner wurde kurzerhand ein Ersatz gefunden, der seine Sache ordentlich machte. Im Mittelpunkt steht einmal mehr Sänger Klaus Dirks, der gekonnt das Publikum mit auf die Reise nimmt. Die Norddeutschen haben richtig Bock und gestalten die kommenden 60 Minuten sehr kurzweilig. Überwiegend präsentiert man Stücke aus den letzten fünf Jahren, wobei für mich 'Ghost Of A Chance', 'Black Rain' und 'Hollowed Be Thy Name' herausragen. So kann es gerne weiter gehen!
Setliste: Beast Reborn (Intro); Ghost Of A Chance; Somerled; Black Rain; Sinister Light; My Kingdom Come; Last Farewell; Children's Crusade; On The Edge; In The Land Of Wind And Rain; Hollowed Be Thy Name
Über die Livequalitäten von BRAINSTORM braucht man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren. Auch wenn es schon zehn Jahre her ist, dass ich die Band das letzte Mal live gesehen habe, haben die Schwaben nichts an ihrer Bühnenpräsenz und Power verloren. Klasse, dass man nach den Release-Shows im Herbst letzten Jahres noch einmal eine ausgiebige Tour folgen lässt. Selbst die Veranstalter des Bang Your Head!!!-Open Airs in Balingen nutzten die Gunst der Stunde und haben die Band für das kommende Festival im Juli gebucht.
BRAINSTORM zeigt gleich von Anbeginn, wo der Bartel den Most holt, und legt mit 'Devils Eye', 'Worlds Are Comin' Through' und 'Falling Spiral Down' los wie die Feuerwehr. Allesamt Songs, die auf den jeweiligen Alben als Opener fungierten.
Obwohl auch Sänger Andy B. Franck sich seit Beginn der Tour mit einer Erkältung herumschlägt, meistert er den Abend souverän. Immer wieder steht er auf den Bassboxen im Bühnengraben, um so nah wie möglich am Publikum zu sein. Dieses saugt die von ihm ausströmende Energie dankend auf und feiert die Schwaben ab. Der Rest der Band sorgt für ein amtliches Brett. Bei 'Revealing The Darkness' und 'In These Walls' gibt es nach einer fulminanten ersten halben Stunde erstmalig die Gelegenheit ein wenig zu verschnaufen.
Dieser Umstand sollte jedoch nicht von langer Dauer sein, denn bei 'The Pyre', 'Firesoul' oder 'Ravenous Minds' wird das Tempo wieder erhöht. Nach gut anderthalb Stunden findet ein grandioser Abend mit 'Fire Walk With Me' und 'Under Lights' ein Ende.
BRAINSTORM hat wie erwartet abgeliefert und am heutigen Abend sicherlich niemanden enttäuscht. Insgesamt ist das Programm des heutigen Abends sehr ausgewogen und reflektiert die 30-jährige Schaffensphase recht gut. Viele Wünsche bleiben - jedenfalls bei mir - nicht offen. Das neue Material von "Midnight Ghost" funktioniert live prächtig und auch die Klassiker kommen nicht zu kurz. Bin mal gespannt, ob man sich für die anstehenden Sommerfestivals etwas Besonderes einfallen lässt.
Setliste: Devil's Eye; Worlds Are Comin' Through; Falling Spiral Down; When Pain Becomes Real; Shiva's Tears; Revealing the Darkness; In These Walls; Highs Without Lows; The Pyre; Jeanne Boulet (1764); All Those Words; Firesoul; Ravenous Minds; The World to See; Fire Walk With Me; Under Lights
- Redakteur:
- Frank Hameister