BRING ME THE HORIZON - Köln
30.01.2011 | 13:3823.01.2011, Essigfabrik
BRING ME THE HORIZON sind mittlerweile weltweit sehr erfolgreich. Mit ihrem neuen Album tauchten sie überall in den Charts auf, und nach der Livepause 2009 meldet sich die Band nun auf deutschen Bühnen zurück.
Die Kölner Essigfabrik ist rammelvoll am heutigen Abend. Ich war schon oft auf Konzerten dort, allerdings habe ich noch nie eine solch lange Schlange vor dem Eingang gesehen, glaube ich, was sicherlich an den hochkarätigen Supports liegt, die die Sheffielder BRING ME THE HORIZON mitgebracht haben. Neben den befreundeten Briten ARCHITECTS gibt es noch die christlichen Metalcore-Posterboys von THE DEVIL WEARS PRADA und auch Dub-Step von TEK-ONE.
Letzteres Trio, bestehend aus Sänger, DJ und Drums, eröffnet den Abend. Dub-Step ist eine Unterart elektronischer Musik, welche vor allem von harten Rhythmen dominiert wird. So etwas muss man mögen. Mein Fall ist es nicht so ganz, allerdings feiern die meist jungen Leute im Publikum die Band schon gut ab. Vorne gehen schon mehere Hände nach oben, und man bewegt sich. TEK-ONE sind also gar nicht mal fehl am Platz, kennen werden sie die meisten sicherlich von der 2009er BRING ME THE HORIZON-Remix-Platte "Suicide Season Cut Up". Das Hauptaugenmerk liegt aber auf eigenem Material.
Noch mehr Kids scheinen sich auf THE DEVIL WEARS PRADA zu freuen. Die Mädchen in der ersten Reihe kreischen, als die Band die Bühne betritt. Nach dem ruhigen Intro geht es sofort ordentlich los mit 'Danger: Wildman'. Die Band, welche gefühlt siebzehn Breakdowns pro Song liefert, wird ziemlich abgefeiert und macht eine mehr als gute Figur auf der Bühne. Wie auf der ersten und letzten Europatour 2008 ist man ständig in Bewegung und gönnt sich keine Pause, um zu verschnaufen. Bei der Setlist, die die Christen bieten, ist dies allerdings auch kein Wunder. Der Fokus liegt auf der "Zombie EP" und dem 2009er Meisterwerk "With Roots Above And Branches Below", doch kommen auch die ersten beiden Alben mit jeweils einem Song zum Zuge. Bei dem letzten Song 'Assistant To Regional Manager', der Gottes-Lobeshymne, gehen die meisten Arme nach oben, und die Band verabschiedet sich mit einem mehr als würdigen Schlusssong.
Ob auch die ARCHITECTS so gut ankommen? Ich sehe sie nicht als ganz so hip an wie THE DEVIL WEARS PRADA und BRING ME THE HORIZON. Der Bewegung des Publikums bei dem Opener 'Follow The Water' nach zu urteilen sind die Jungs aus Brighton gewachsen, was natürlich an dem letzten Album "Hollow Crown" liegt, auf dem trotz der Veröffentlichung der neuen Platte "The Here And Now" der Schwerpunkt liegt. Dabei sind es zwei der neuen Tracks, 'Day In Day Out' und 'Learn To Live', die heute am meisten Spaß machen.
Die ARCHITECTS bieten mit 'Hollow Crown' sogar eine Überraschung und lassen die Ballade besser klingen als auf Platte, was vor allem an Sänger Sam Carter liegt, der nicht nur gut brüllen kann, sondern genauso gut singt, wie er auf dem neuen Werk der Band beweist. Das Einzige, was diesem grandiosen Auftritt fehlt, ist ein Song von "Ruin". Allerdings wird 'Early Grave' dafür dermaßen gut präsentiert, dass man keine Zeit hat, irgendwas an dem Set der Briten zu bedauern oder zu kritisieren.
Wieder ist die Erwartungshaltung an die nächste Band des Abends gestiegen. Doch das epische Intro von BRING ME THE HORIZON versprüht ordentlich Spannung. Das einsetzende Gekreische erreicht seinen Höhepunkt, als Sänger Oliver Sykes auf die Bühne kommt. Mit dem ganzkörpertätowierten Schwarm der Band steht und fällt der heutige Auftritt. Auf der letzten Tour 2008 lieferte Sykes in Münster und auch in Köln die zwei besten Performances ab, die ich bis dahin von ihm gesehen hatte. Er schien nüchtern zu sein und nicht verkatert wie sonst schon mal gerne. Ob er vierzehn Monate später noch genauso drauf ist? Ja, ist er. Das merkt man schon bei dem Opener 'It Never Ends'. Stimmlich ist der Brite mehr als gut dabei und gibt ordentlich Gas auf der Bühne, rennt von einer Seite zur anderen, springt auf und ab und reißt so auch das Publikum mit. Selten so viel Bewegung bei der Gruppe gesehen wie heute; das Gehüpfe und Geschubse reicht bis zum Mischpult. Die Band spielt das Beste vom neuen Werk "There Is A Hell, Believe Me I've Seen It. There Is A Heaven, Let's Keep It A Secret" und auch viele der Hits des Vorgängers "Suicide Season", leider allerdings keinen Song vom Debüt "Count Your Blessings" oder gar der EP "This Is What The Edge Of Your Seat Was Made For".
BRING ME THE HORIZON liefern heute eine mehr als gute Show. Songs wie 'Chelsea Smile', 'Fuck', 'The Anthem', das mit ARCHITECTS-Sänger Sam Carter vorgetragene 'This Sadness Will Never End', das fast schon epische 'Crucify Me' oder 'Football Season Is Over' samt Remix-Intro und TEK-ONE-Sänger zünden sofort bei dem zumeist minderjährigen Publikum. Egal, ob Sykes einen Circle Pit oder eine Wall Of Death fordert, er kriegt sie. Zu Recht, denn es ist schön zu sehen, dass die fünf das Niveau der letzten Tour halten und sich sogar noch etwas verbessern konnten. Einfach ein Top-Auftritt.
Nach einer knappen Stunde ist dann Schluss, und die Teenager schleppen ihre verschwitzen Körper an die Bar oder zum Merchandise-Stand, bevor morgen in der ersten Stunde wieder Mathe auf dem Plan steht.
- Redakteur:
- Sebastian Berning