Bang Your Head XIV - Balingen
16.07.2009 | 20:2826.06.2009, Messegelände
Erbarmungslose Hitze, der eine oder andere Sturm mit Platzregen und eine Menge toller traditioneller Metalbands: Das "Bang Your Head" wird seinem Ruf gerecht!
Das führt für die alt-ehrwürdigen Briten von CLOVEN HOOF leider dazu, dass sie ihre undankbare Opener-Rolle vor ein paar Hundert triefnassen Nasen spielen müssen. Das machen die NWoBHM-Veteranen um Frontsirene Russ North dann auch sehr tapfer und souverän, wobei die Setlist zu drei Vierteln dem entspricht, was sie im Frühjahr beim KIT aufgeführt haben. Doch es gibt auch interessante Neuerungen: 'Inquisitor' ersetzt als Opener 'Eye Of The Sun' und 'Return Of The Passover' ist zurück im Set, das Kollege Frank beim KIT noch schmerzlich vermisst hat. Wirklich sehr schade für die Band in den wahrlich zeitgemäßen Achtziger-Outfits, dass das Wetter so abartig schlecht ist, dass sich nicht mehr Leute vor die Bühne verirren. Denn mit ihrem tollen, melodischen und doch harten Sound der alten Schule, hätten sie sicher sehr viele neue Fans gewinnen können. Denn das BYH-Publikum ist für diesen Stil im Allgemeinen sehr offen. So haben halt wieder mal nur die Insider die Nase vorn, doch die schauen nach dem Gig sehr zufrieden aus.Setlist: Inquisitor, Nova Battlestar, Mutilator, Return Of The Passover, Road Of Eagles, Gates Of Gehenna
[Rüdiger Stehle]
Den US-Metallern von LÄÄZ ROCKIT soll es leider kaum besser gehen, denn statt nachzulassen schickt sich der Regen an, der nächsten Sintflut Vorschub zu leisten. Daher zieht es auch nur relative wenige Unentwegte vor die Bühne, und natürlich die LÄÄZ ROCKIT-Fans, die aus den Achtzigern übrig geblieben oder nach dem ganz gelungenen neuen Album wieder zurück gekehrt sind. Das sind zwar nicht gerade Heerscharen, aber doch ein ganz stattliches Häufchen von Headbangern, das die Bay-Area-Recken um den charismatischen und aufgedrehten Frontmann Michael Coons anfeuert. Und auch von der trockenen Messehalle aus schauen immer wieder einige Leutchen von den WC-Fenstern aus oder durch die Türen hindurch zu. Die Setlist überrascht gegenüber dem Konzert vom KIT8 vor allem dadurch, dass die Kalifornier gleich mit drei neuen Stücken in ihr Set einsteigen. Danach gibt es zwei Stücke von "Annihilation Principle" und je eines vom Debüt und von "Know Your Enemy", sowie mit 'Liar' ein weiteres neues Stück. Mancher Altfan mag sich mehr Klassiker gewünscht haben, doch im Endeffekt ist die Setlist mutig und beweist, dass LÄÄZ ROCKIT nicht vom bescheidenen Ruhm vergangener Tage leben wollen, sondern auch Vertrauen in ihr neues Material haben. Schade, dass es wegen des Wetters nicht mehr Leute mitbekommen haben.Setlist: Brain Wash, Delirium Void, Erased, Last Breath, Chasin' Charlie, Liar, Forced To Fight, Fire In The Hole
[Martin Loga]
Wenn auch stilistisch deutlich anders gelagert, so sind POWERWOLF, die transsylvanischen Vampire und Werwölfe aus dem Saarland, ähnlich umstritten wie am Vortag die schottischen Piraten von ALESTORM. Der bombastische Power Metal der Herren Dorn, Greywolf und Co. trägt aber auch wirklich dick auf, mit Kostümen, Schminke, Keyboard, Neoklassik, Chören, eingängigen Refrains und theatralischem Gesang. Das derlei Extravaganz natürlich Spötter auf den Plan ruft, versteht sich von selbst. Doch die bleiben bei dem bis dato bescheidenen Wetter der Bühne gerne fern, so dass sich vorwiegend doch die Fans der Kraftwölfe vor der Bühne einfinden, und ein paar Leute, die vielleicht noch welche werden wollen.
Allmählich lässt der strömende Regen etwas nach, und so kommen nach und nach immer mehr Leute vor die Bühne. Das ist auch gut so, denn mit DRIVER steht eine Band auf dem Programm, die man bislang kaum gesehen hat. Wie auch - hat sich die Band bereits 1990 nach nur einer EP aufgelöst und erst vor zwei Jahren wieder zusammengefunden. Im letzten Jahr ist dann endlich auch das erste Album der Band erschienen, namentlich "Sons Of Thunder", das in Auszügen nun auch zum Besten gegeben wird. DRIVER beginnen mit dem Titelsong ihren Auftritt, direkt gefolgt von 'Fly Away'. Die Band aus Kalifornien weiß dabei gleich zu überzeugen - die Instrumentalfraktion um Roy Z. präsentiert sich sehr spielfreudig, und Rob Rock weiß mit seinem hohen Gesang ebenfalls zu gefallen. Er vergewissert sich auch gleich mal, ob der Regen für das Publikum ein Problem ist, doch das ist natürlich keineswegs der Fall. Im Gegenteil - die Leute vor der Bühne feiern die Songs - wie in der Folge beispielsweise 'Heart's On Fire' und 'Winds Of March' - ab, obwohl die wenigsten mit "Sons Of Thunder" vertraut sein dürften. Mit dem ABBA-Cover 'Eagle' haben DRIVER später noch eine kleine Überraschung parat, bevor sie mit dem großartigen 'I'm A Warrior' ihren Auftritt beschließen.Setlist: Sons Of Thunder, Fly Away, Heart's On Fire, Winds Of March, Nations On Fire, Judgment Day, Eagle, I'm A Warrior
[Martin Schaich]
Nachdem das unbestrittene Highlight des Freitags aus meiner Sicht aus Kanada stammte, so kommt die Rolle des Samstags-Überfliegers einer ähnlich alten, wenn auch nicht so nachhaltig aktiven Band aus Kalifornien zu. Namentlich WARRIOR, deren Bandleader und Gitarrist Joe Floyd sich nach kurzen Affairen mit Rob Rock und Marc Storace wieder den originalen und einzig wahren WARRIOR-Frontmann Perry McCarthy (Foto) ins Boot geholt hat. Die Gitarristen Floyd und Perez shreddern und solieren sich derweil ins Nirwana und lassen nur offene Mäuler zurück, während vor mir ein etwas älterer Zuschauer permanent den Kopf schüttelt und verstört drein blickt. Ich frag mich eine ganze Weile lang, was ihn denn so arg stört, bis ich irgendwann merke, dass der Gute vor lauter Begeisterung und Fassungslosigkeit über die Klasse des Gebotenen so reagiert. Wahrscheinlich hat er seit dem Erscheinen der "Fighting For The Earth" (1985) drauf gewartet, WARRIOR endlich mal live zu sehen. Es ist schön, wenn man mitbekommt, wie sehr erwachsene Menschen sich noch von der Musik begeistern lassen können. Doch das ist im Falle WARRIORs auch verständlich, ist doch nicht nur die Instrumentalfraktion irre gut, sondern auch der zurückgekehrte Frontmann, der stimmlich rein gar nichts anbrennen lässt. Die hymnisch-melodischen Parts sitzen genauso punktgenau wie die markerschütternden Screams. Dazu kommt noch ein sympathisch-energischer Gastauftritt von Produzentenlegende Roy Z. (eben schon mit DRIVER auf der Bühne) an der dritten Gitarre bei der bekanntesten Hymne der Band 'Fighting For The Earth'. Roy steigert sich so maßlos in den Auftritt rein, dass er gegen Ende gar seine schicke Gitarre wegwirft, und den ganzen Laufsteg entlang schlittern lässt, so dass sie knapp vor dem Bühnengraben hängen bleibt. Schön ist im Übrigen auch, dass nicht nur die Songs des erwähnten Klassiker-Albums zum Zug kommen, sondern mit dem großartigen Opener 'Fight Or Fall' und der knackigen Biker-Hymne 'Tonight We Ride' auch zwei Stücke vom tollen Comeback-Album "Ancient Future". Ein großartiger Auftritt, der mich hoffen lässt, die Band bald mal wieder zu sehen.Setlist: Fight Or Fall, Mind Over Matter, Ruler, Day Of The Evil (Beware), Defenders Of Creation, Tonight We Ride, Cold Fire, Fighting For The Earth
[Rüdiger Stehle]

Nach der absolut sehenswerten Darbietung der Schweden ist jetzt aber

Setlist: Bonded By Blood, Iconoclasm, A Lesson In Violence, Children Of A Worthless God, Piranha, Blacklist, War Is My Sheppard, The Toxic Waltz, Strike Of The Beast
[Martin Loga]
Dave Meniketti und seine Band Y&T sind gerne gesehene Gäste beim Bang Your Head und konnten hier schon früher einige Begeisterung entfachen. So haben sich viele der Anwesenden auf ein Wiedersehen mit den kalifornischen Melodic-Hardrockern gefreut. Doch dieses Mal stand der Auftritt unter keinem guten Stern und wegen einer Verletzung des Schlagzeugers Mike Vanderhule stand eine Weile lang nicht fest, ob der Auftritt überhaupt stattfinden würde. Doch dann gab es Entwarnung und unser ganzer Respekt geht an Mike, der ganz schön die Zähne zusammen beißen muss, mit vor drei Tagen gebrochener Hand den dynamischen Heavy Rock zusammen mit Bass-Tier Phil Kennemore mit dem nötigen Punch zu unterfüttern. Es gelingt den beiden ohne Fehl und Tadel!
Ein Auftritt der amerikanischen Hymnenmetaller von W.A.S.P. ist ja zumeist eine umstrittene Angelegenheit. Die einen werfen Blackie Lawless und seinen Mitstreitern gerne mal Lustlosigkeit oder gar Playback vor, die anderen mäkeln an der unspannenden Setlist und die dritten sind der Meinung, dass die Attitüde nicht mehr zum Alter der Protagonisten passt. Dem gegenüber steht eine treue Fangemeinde, die - zumindest an einem guten Tag - ihren Spaß an den unsterblichen Hymnen hat, begeistert mitsingt und Blackie dafür liebt, dass er sich und seinem Stil mit wenigen, inzwischen fast vergessenen Ausnahmen absolut treu geblieben ist. Heute ist der Herr Gesetzlos ziemlich gut gelaunt und auch stimmlich gut in Form. Die Setlist besteht aus diversen essentiellen Klassikern und zwei Stücken vom sehr guten letzten Album "Dominator", wobei ein bisschen negativ auffällt, dass die Klassiker gegen Ende doch arg überstrapaziert und in die Länge gezogen werden. Da wäre mehr weniger. Vor allem ließe es mehr Platz für den einen oder anderen weiteren Klassiker oder auch mal eine Perle von der völlig unterschätzten "Still Not Black Enough". Sei es, wie es wolle, in Sachen Publikumszuspruch und auch in meiner Gunst stellt W.A.S.P. den folgenden Headliner - ich nehme es einfach mal vorweg - locker in den Schatten, oder was meinst du, Martin?Setlist: On Your Knees, Inside The Electric Circus, Hate To Love Me, L.O.V.E. Machine, Wild Child, Take Me Up, Chainsaw Charlie, The Idol, Wanna Be Somebody, Blind In Texas
[Rüdiger Stehle]
Aber nicht nur im Vergleich mit W.A.S.P. ziehen BLIND GUARDIAN den Kürzeren. Nein, auch der Headliner des Vortags hat bei Weitem mehr überzeugt als die Band um Hansi Kürsch. JOURNEY mussten sich den Respekt nämlich sehr hart erarbeiten, während ein Festival-Auftritt von BLIND GUARDIAN inzwischen eben ein regelrechter Selbstläufer ist. Die Band muss nicht viel tun, um die Fans auf ihre Seite zu ziehen, und sie tut leider auch nicht viel. Und das macht mich als Fan der dritten Stunde - das Album "Tales From The Twilight World" steht seit 1990 in meinem Regal und ist immer noch mein BG-Favorit - natürlich traurig. Ich war schon vor zwei Jahren von dem Auftritt in Wacken ziemlich enttäuscht und hatte gehofft, das dies ein Ausrutscher gewesen wäre. Aber nein - auch dieses Mal können sie mich nicht überzeugen.
Es ist einzig allein die Darbietung, die recht mäßig ist. Dass Bassist und Keyboarder im Hintergrund zu bleiben haben, ist ja bekannt - immerhin werden sie ja auch nicht als vollwertige Band-Mitglieder geführt -, doch dass sich auch die beiden Gitarristen Marcus Siepen und André Olbrich kaum bewegen, ist doch eher schwach. Hansi Kürsch sucht zwar schon immer wieder den Kontakt zum Publikum und kommt auch trotz des Regens immer wieder nach vorne, doch mit seinen Ansagen kann er eben doch keinen Fan mehr zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Dementsprechend fallen auch die obligatorischen Mitsingteile (vor allem bei 'Valhalla' und 'The Bard's Song') recht verhalten aus - das habe ich bei Konzerten dieser Band schon ganz anders erlebt.Alle Fotos: Frank Hameister
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle







