Banging The X-Mas Tree - Stuttgart-Vaihingen
28.01.2004 | 06:1613.12.2003, JH Machwerk
Das BANGING THE X-MAS TREE hat bereits eine gewisse Tradition und kann aus der metallischen Vorweihnachtszeit kaum noch weggedacht werden, denn bereits zum vierten Mal organisierte die Band PSYCHOTRON in Kooperation mit unseren Kollegen von VAMPSTER dieses kleine, aber feine Konzert. Auch dieses Jahr standen wieder vier Bands auf dem Billing - neben PSYCHOTRON höchst persönlich auch noch RECKLESS TIDE, MADOG und SACRED STEEL -, und dementsprechend wurde dem Publikum für einen Eintrittspreis von fairen 9 Euro ordentlich "value for money" geboten.
Laut Ankündigung sollte das Spektakel um 19 Uhr beginnen, doch als ich mit meinen Freunden gegen halb acht im JH Machwerk ankam, waren wir die ersten Gäste. Glücklicherweise sollte sich das aber im Laufe des Abends ändern, und so war das Jugendhaus spätestens bei der dritten Band, den Gastgebern von PSYCHOTRON, ordentlich gefüllt.
RECKLESS TIDE
Den Anfang aber machten RECKLESS TIDE aus Hannover. Diese sechsköpfige Band, die ursprünglich unter dem Namen INTREPID LEECH firmierte und eher power-metallisch zu Werke ging, hatte sich immer mehr dem Thrash Metal zugewandt, und das zeigten sie an diesem Abend auch. Nach dem Intro ging es gleich mit 'Desperation' los, dem sie ohne Umschweife 'The Games You Play' folgen ließen. Die Band, die Einflüsse von TESTAMENT und Konsorten keineswegs leugnen kann, präsentierte sich ausgesprochen gut gelaunt, doch so richtig wollte der Funke nicht auf das noch recht übersichtliche Publikum überspringen (okay, von einem wackeren Headbanger einmal abgesehen ;-)). Daran konnte weder Gitarristin Susanne etwas ändern, noch die beiden Sänger, die zum einen mit tiefen Growls (Andrew) und zum anderen mit hohem, klarem Gesang (Kjell) aufwarten konnten. Weiter ging es mit 'Death Train', einem nagelneuen Song, bevor RECKLESS TIDE mit 'Phobia' auch einen Cover-Song (KREATOR) zum Besten gaben, der sich recht gut zwischen den Eigenkompositionen machte. Die Hannoveraner Band ließ im weiteren Verlauf noch 'Self Destruct', 'The Archer' und den Titelsong des aktuellen Silberlings 'Repent Or Seal Your Fate' folgen, ehe sie mit 'Reckless Tide', ihrer Bandhymne, ihren Auftritt beendeten. - Unter dem Strich eine recht solide Leistung, die allemal mehr Publikumszuspruch verdient gehabt hätte...
MADOG
Nach der obligatorischen kurzen Pause wurde es dann richtig international, denn mit MADOG kletterten vier wackere Österreicher auf die Bühne, um dem Publikum ordentlich einzuheizen. Die Band aus Villach besteht bereits seit 1991, hat es in dieser Zeit aber gerade einmal zu zwei Veröffentlichungen gebracht. Dementsprechend war aber klar, dass vor allem Songs von diesen beiden Scheiben das Programm bestimmten, und so legten MADOG mit 'Evil Mask' gleich los. Nach einer kurzen Ansage - natürlich mit dem typisch österreichischen Akzent - ging es ohne Umschweife weiter, wobei bei 'The Hunter' das Gaspedal sehr weit durchgetreten wurde. Die Österreicher kamen beim immer mehr zunehmenden Publikum mit ihrem sehr traditionellen Heavy Metal, der nicht ganz unberechtigt oftmals mit den früheren BLIND GUARDIAN verglichen wird, ganz gut an, und so langsam kam auch so etwas wie Stimmung auf. Daran hatte auch das anschließende 'Valhalla' ("ein Song für alle Nordmänner") wesentlichen Anteil, da es mit seinem mehrstimmigen Chorus recht schnell ins Ohr ging. Nachdem auch 'I Will Wait For You' und 'Lord Of The Wind' sehr wohlwollend aufgenommen wurden, lief den Österreichern langsam, aber sicher die Zeit weg, und so mussten sie mit 'Eternal Race' bereits den Endspurt - im wahrsten Sinne des Wortes - anziehen. Doch damit wollte sich die nun bestens gelaunte Meute vor der Bühne nicht abspeisen lassen und forderte eine Zugabe, die es schließlich auch gab, und zwar in Form des TWISTED SISTER-Klassikers 'We're Not Gonna Take It'. Dass hier die Stimmung einen ersten Höhepunkt erreichte, muss wohl nicht extra erwähnt werden, aber MADOG konnten damit auf alle Fälle ihren guten Auftritt krönen, und so manch einer wird sich diese Band sicherlich gemerkt haben...
Da die Veranstaltung ja bekanntlich BANGING THE X-MAS TREE heißt und somit ein weihnachtliches Event ist, durfte auch in diesem Jahr der Weihnachtsmann nicht fehlen. Dieser schlenderte in der nun folgenden Umbaupause dann auch durch die Reihen und überreichte den Besuchern allerlei nette Geschenke aus seinem Sack...
(Eine Frage steht jedoch immer noch im Raum: Wie kommt der Nikolaus denn eigentlich an Promo-CDs? ;-))
PSYCHOTRON
Nachdem sie bei der 2002er-Version des BANGING THE X-MAS TREE pausiert hatten, durften PSYCHOTRON dieses Mal wieder selbst zeigen, dass sie nicht nur ein solches Event auf die Beine stellen können, sondern dass sie auch sehr gute Musik - hier: Power Thrash - spielen können. Da ich die Band schon mehrmals gesehen hatte und bislang noch nie enttäuscht wurde, war ich mir ziemlich sicher, dass auch dieser Auftritt wieder sehr kurzweilig werden würde. PSYCHOTRON legten auch gleich nach dem Intro, zu dem die Bühne noch komplett leer war, mit 'Open The Gate' ordentlich los und ließen anschließend 'Eternal Stream' von ihrem 1999er-Album "Chaos Cosmic Time" folgen. Diese Scheibe spielte bei der Songauswahl aber wieder nur eine untergeordnete Rolle - im Weiteren gab es von diesem Output nur noch "This Illusion" zu hören -, da sich PSYCHOTRON natürlich verstärkt auf das Material der in diesen Tagen erscheinenden Scheibe "Open The Gate" konzentrierten. So folgten beispielsweise 'The Ticket (To Insanity)', 'Private Hell' oder auch das groovende 'God Nihil', die vom Publikum allesamt begeistert aufgenommen wurden. Sänger Matze war davon sichtlich angetan, und Worte wie "Ihr seid bezaubernd!" sprechen ja eine deutliche Sprache. Mit dem vermutlich nagelneuen Song 'Arms Of Morpheus' - zumindest mir war er bislang unbekannt - beendeten PSYCHOTRON zwar den offiziellen Teil des Auftritts, aber das Publikum wollte natürlich unbedingt noch einen Nachschlag haben. Den bekam es schließlich auch, nämlich mit der Cover-Version von TESTAMENTs 'Disciples Of The Watch', das bei einem PSYCHOTRON-Auftritt fast nicht mehr wegzudenken ist. Danach verschwanden die Lokalmatadore endgültig von der Bühne, doch aufgrund einer wieder einmal überragenden Vorstellung - ja, auch auf einer kleinen Bühne kann man ordentliches Stage-Acting zeigen! ;-) - können PSYCHOTRON mit sich mehr als zufrieden sein...
SACRED STEEL
Nach einer weiteren Umbaupause war es schließlich an der Zeit für den Headliner, und der hieß an diesem Abend SACRED STEEL. Wie üblich kam erst einmal ein kurzes Intro vom Band ('Blessed By The Gods'), ehe die Jungs um Frontsirene Gerrit ordentlich loslegten. Zunächst konnte man meinen, dass SACRED STEEL mit dem Titeltrack ihrer aktuellen Scheibe - 'Slaughter Prophecy' - einsteigen wollten, doch nach ein paar Akkorden schwenkten sie um auf 'Dark Forces Lead Me To The Brimstone Gate' vom Drittlingswerk "Bloodlust". Die Schwaben hatten bei der Songauswahl alle vier Scheiben gleichermaßen berücksichtigt, und so ging es mit 'Battle Angel' vom Debüt-Album "Reborn In Steel" weiter, bevor Gerrit eine erste Ansage ans Volk richtete. Dass er mit der Aussage "Weihnachten ist für die Fans von dem da oben" schallendes Gelächter erntete, war zu erwarten, und somit war die Überleitung zum nächsten Song, 'Faces Of The Antichrist', keine große Sache mehr. Ohne große Umschweife wurde anschließend das Gaspedal noch weiter durchgetreten, um mit 'Lust For Blood' und 'Metal Is War' erneut die "Bloodlust"-Scheibe zu würdigen. Beim anschließenden 'Sacred Bloody Steel' fiel dann zwar für kurze Zeit das Mikrofon aus, aber dadurch ließen sich SACRED STEEL auch nicht beirren. Sie spielten weiterhin einen souveränen Gig, der das Publikum regelrecht mitriss. So hatte sich in den ersten Reihen auch eine ganz ordentliche Meute von Headbangern zusammengefunden, die zu Songs wie 'True Force Of Iron Glory', 'Master Of Thy Fate' oder 'Rites Of Sacrifice' kräftig den Kopf schüttelten. Natürlich durften in der Setlist auch die 1a-True-Metal-Hymnen nicht fehlen, und so folgten 'Heavy Metal To The End' und 'Metal Reigns Supreme' auf dem Fuße. Auch der Tatsache, dass das BANGING THE X-MAS TREE eine weihnachtliche Veranstaltung ist, zollten SACRED STEEL in Form von 'Open Wide The Gate' - frei übersetzt: 'Macht hoch die Tür' ;-) - ihren Tribut, ebenso wie den wiedererstarkten US-Metal-Heroen von OMEN mit einer Cover-Version von 'Battle Cry'. Langsam, aber sicher neigte sich der Auftritt der Schwaben dann dem Ende entgegen, und so gaben die True-Metaller aus dem Schwabenländle nur noch die beiden Titeltracks der Alben Nr. 2 und Nr. 4 zum Besten, nämlich 'Slaughter Prophecy' und 'Wargods Of Metal'. Dass sich das während des gesamten Auftritts hervorragend gelaunte Publikum damit nicht zufrieden geben wollte, versteht sich fast von selbst, doch zu aller Enttäuschung wurden die Bitten nach einer Zugabe nicht erhört. Das ist natürlich für einen Headliner schon schwach, und somit bleibt trotz des mehr als ordentlichen Auftritts ein fader Beigeschmack zurück...
Setlist SACRED STEEL:
Intro
Dark Forces Lead Me To The Brimstone Gate
Battle Angel
Faces Of The Antichrist
Lust For Blood
Metal Is War
Sacred Bloody Steel
True Force Of Iron Glory
Master Of Thy Fate
Rites Of Sacrifice
Heavy Metal To The End
Metal Reigns Supreme
Open Wide The Gate
Battle Cry
Slaughter Prophecy
Wargods Of Metal
- Redakteur:
- Martin Schaich