Bavarian Battle - Rosenheim
29.01.2010 | 10:5216.01.2010, Lokschuppen
Aus den Wäldern Deutschlands, den Schlachtfeldern des Westens und den Ebenen Rumäniens kommen sie, um Rosenheim in Schutt und Asche zu legen: NEGURA BUNGET, HELFAHRT, HACKNEYED.
Okay, um ehrlich zu sein: Oft treibt es mich nicht nach Rosenheim. Genau genommen war ich vielleicht ein-, zweimal überhaupt dort. Doch an diesem Samstag liegen die Gründe für die weite Reise auf der Hand: Sechs coole Bands haben sich auf Einladung des Bavarian Battle Events e.V. im Lokschuppen in Rosenheim eingefunden, um ihren Fans ordentlich einzuheizen. Durch Schnee, Wind und Wetter treibt es uns am Samstag dorthin. Gut, wenn man das Angenehme gleich mit dem Nützlichen verbinden kann: Auf der Fahrt kann ich direkt in die neue DEAD ALONE-Platte reinhören, was die Fahrt verdammt kurzweilig macht.
Direkt, nahezu ohne Übergang, heißt es von dunklem Death Metal hin zu kreischendem Black Metal von WALDGEFLÜSTER. Leider ist der Auftritt der Bayern von großen technischen Problemen durchsetzt – Probleme, die sich durch den ganzen Abend ziehen. Immer wieder fällt die PA aus. Doch die Fans lassen sich von solchen Lappalien nicht davon abhalten, ihre Black-Metal-Helden abzufeiern.
Das 2009 veröffentlichte Debüt "Herbstklagen" verschaffte dem Projekt des SCARCROSS-Gitarristen und -Sängers schon einiges an Aufmerksamkeit. Auch live erschaffen die Songs eine besondere Atmosphäre im Lokschuppen, wobei gerade der Klargesang außerordentlich positiv auffällt. Recht schnell ist es dann auch wieder vorbei, und Rosenheim wird gegen München ausgewechselt.
[Julian Rohrer]
Die zweite Band des Abends sind die Münchener PEQUOD. Mit einer ordentlichen Mischung aus Death, Thrash und modernem Metal heizen die Jungs dem Publikum von Anfang an auch richtig ein. Leider machen sich auch hier die technischen Probleme der Vorgängerband bemerkbar. PEQUOD lassen sich davon jedoch nicht einschüchtern und liefern eine tighte Performance mit jeder Menge Bewegung auf der Bühne. Auch wenn das Material der Band sehr gleichförmig klingt, geben sie einen super Support für die folgenden Bands ab und hinterlassen nach circa dreißig Minuten Spielzeit ein gut aufgewärmtes Publikum.
[Florian Hefft]
Genau, und das machen sich die Lokalmatadoren von ARS IRAE zunutze! Heute haben die Rosenheimer ihren großen Tag, geht es doch immerhin darum, die Veröffentlichung ihrer neuen CD "Unter der Erde" zu feiern. Und wie es kaum anders zu erwarten war, entfesselt die Band mit der ersten Note einen wahren Sturm epischen, schnellen und teils bitterbösen Pagan-Black-Metals. Egal, wer da vor der Bühne steht, die Feierlaune ist riesig. Dieses Gefühl überträgt sich dadurch natürlich direkt auf die Band und motiviert immens.
Michi macht heute nicht nur wie immer eine gute Figur bei den Screams, sondern hat sich seit dem letzten Konzert, das ich von ARS IRAE gesehen habe, auch massiv bei dem Klargesang verbessert. Spätestens mit 'Iglis Fatuus' sollte auch der letzte Zweifler überzeugt worden sein: Die Band hat das, von dem sie singt, im Blut. Und wenn meine Beobachtungen nicht trügen, hat der Absatz der neuen Platte und des Merchandises nach diesem Auftritt eine wahre Steigerung erfahren – zu Recht!
Neben der Bühne geben sich ARS IRAE und HELFAHRT noch einmal voller Respekt die Hand, bevor die heimlichen Headliner des Abends die Bühne entern. Mit im Gepäck: eine Menge toller Pagan-Riffs, intensive Texte und – im Zuge ihres neuen Albums "Drifa", das pünktlich zum Ragnarök-Festival veröffentlicht wird – eine gute Portion Rock 'n' Roll. Denn das neue Material der Ost-Münchner zeugt von einer tollen Progression; wer ein weiteres klassisches Pagan-Black-Metal-Werk erwartet, darf sich überraschen lassen. So hat man HELFAHRT noch nie gehört. Umso toller für das Rosenheimer Publikum, dass die Band mit 'Drifa & Snior' und 'Zu Asche' zwei neue Songs im Gepäck hat.
Die anwesenden 380 (!) Leute gehen steil, die Band gleich mit, und das Ganze wird ein denkwürdiger Abend – so viel steht schon jetzt fest. Toll ist es auch, wie sich die Jungs auf der Bühne verstehen. Ansatzlos wird gemosht, gebangt oder was auch immer, teilweise synchron. Ein tolles Bild. "Alles endet, nur die Stille bleibt", prophezeit Max am Gesang und leitet damit das epische 'Auf Nagelfars Deck' ein.
Viel zu schnell verabschieden sich die Bayern mit dem gewaltigen Titeltrack ihres Debütalbums "Sturmgewalt". Die Fans liegen ihnen zu Füßen, und wenn man ehrlich ist: So eine gute Stimmung kommt heute Abend nicht mehr auf, auch wenn der Gig der schwäbischen Death-Metal-Kiddies durchaus ordentlich auf die Zwölf gibt.
[Julian Rohrer]
Ist denn heute ein Kindergeburtstag im Lokschuppen? So hätte man sich fragen können, als HACKNEYED die Bühne entern. Doch die fünf Jungs überzeugen uns schnell eines Besseren. Wie auch alle anderen Bands vorher hat die Band mit einer mehr als schlechten PA zu kämpfen. Bereits nach dem Intro wird abgebrochen, um nach einer kürzeren Pause zur Problemlösung wieder voll durchzustarten. Beachtenswert ist dabei, dass sich die Band dabei nicht aus dem Konzept werfen lässt und eine verdammt saubere Show abliefert. Auf der Bühne wir gebangt und gepost, was geht, und im Publikum ist jede Menge Bewegung. Es folgen die ersten Crowdsurfer des Abends.
Mit Songs wie 'Deatholution', 'Weed Flavoured Meat' oder 'Gut Candy' heizen die Jungs der Rosenheimer Menge kräftig ein. Mit dem finalen 'Last Man On Earth' beenden HACKNEYED eine sehr gute Show und machen Platz für die letzte Band des Abends.
[Florian Hefft]
Und diese Band heißt NEGURA BUNGET. Was wurde im Jahr 2009 nicht alles über die Band geredet. Fakt ist, dass sowohl der Sänger Hupogrammos als auch Gitarrist Sol Faur im Laufe des Jahres die Band verlassen haben und lediglich Negru aus dem Ur-Line-up hinter den Drums verblieben ist. Für Fans war diese ganze Geschichte ähnlich wie der GORGOROTH-"Krieg" schwer zu verkraften – eben gerade deshalb, weil niemand so genau wusste, was da hinter den Kulissen passiert ist. Umso gespannter ist nun das deutlich geschrumpfte Auditorium auf das, was da auf der Bühne passieren soll.
Leider verschiebt sich der Auftritt der Rumänen deutlich nach hinten, da der Sound immer noch massive Probleme bereitet. Das liegt allerdings nicht an den Fähigkeiten der anwesenden Crew vom Bavarian Battle, sondern schlicht an der beschissenen Anlage, die, wie Uns-Joey an dieser Stelle wohl anmerken würde, so viel METAL einfach nicht verträgt.
Mit deutlicher Verspätung geht es dann aber dennoch los und wird ... interessant. Sphärische, vermeintlich oder tatsächlich neue Songs stehen da neben alten, dafür neu interpretierten und zweifellos als solche erkennbaren Klassikern, vor allem durch einen Mann verändert: Corb nennt sich der neue Gitarrist und Sänger. Leider hat der Mann mit der interessanten Weste häufig Probleme, die meisterhaften Gitarren-Leads von Hupogrammos umzusetzen. Es fehlt ihm schließlich die Kraft in der Stimme und schlussendlich häufig die Fähigkeit, Gitarre und Gesang gleichzeitig zu bringen.
So klingen Songs wie 'Cel Din Urmă Vis' sehr gewöhnungsbedürftig, was den Auftritt gerade für alte Fans zu einer Tortur macht. Andererseits, und das darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, haben viele im Publikum, die die Band augenscheinlich noch nie gesehen haben, auf jeden Fall ihren Spaß. Und so hält sich die Enttäuschung im Durchschnitt in Grenzen und die Größe des Publikums konstant. Doch eines zeigt sich heute Abend deutlich: NEGURA BUNGET haben mit der Trennung einen klaren Schritt nach hinten gemacht. Nun müssen die nächste Zeit und vor allem das neue Album zeigen, ob sie den Namen zu Recht tragen. Doch für die alten Fans ist diese Frage schnell beantwortet: nein.
Alles in allem hat heute Abend alles gepasst: eine ausverkaufte Halle, ein glücklicher Veranstalter (vielen Dank für die tolle Organisation, Michael) und eine geile Packung Metal – was will man mehr? Wenn das nächste Bavarian-Battle-Event ansteht, ist die POWERMETAL.de-Crew (die da wäre: Michel Winterer (Fotos), Florian Hefft und Julian Rohrer) mit Sicherheit wieder dabei. Rock on, Bavaria!
- Redakteur:
- Julian Rohrer