Blind Guardian / Freedom Call - Düsseldorf

01.05.2002 | 09:53

30.04.2002, Philipshalle

Wenn man bedenkt, daß in den Vorjahren ICED EARTH, NEVERMORE oder VICIOUS RUMORS die Anheizerrolle bei den Guardians innehatten, mutet es fast schon wie ein Witz an, daß dieses Mal FREEDOM CALL die Chance bekamen, vor einigen tausend Menschen in der gut gefüllten Philipshalle zu spielen.
Die Hanseaten erwiesen sich wieder einmal als GAMMA RAY - Abklatsch für Arme und spielten eine solche Tritratrullallakinderkacke, daß selbst POISON noch wie Progressive - Götter ausgesehen hätten. Oder um ein Zitat von Götz Kühnemund zu mißbrauchen : „Trendkacke. Braucht kein Schwein“. Das andere Götz - Zitat ( das von Berlichingen ) würde in dem Zusammenhang aber auch passen...
Nun gut, Hauptsache war, daß BLIND GUARDIAN sich nach langer Zeit wieder auf der Bühne zurückmeldeten. Um halb zehn legten die Krefelder bei ihrem Fast - Heimspiel mit „Into The Storm“ los, ehe dann „Welcome To Dying“ folgte. Erst nach einigen Songs kamen die neuen Stücke zum Zuge, unter anderem auch „Under The Ice“ und „Punishment Divine“. Ich hoffte, daß ich live Zugang zu den neuen Sachen kriege, aber nach dem Konzert bin ich mir sicher geworden, daß „A Night At The Opera“ klar schwächer ist, als alle seine Vorgänger. Das hat nichts mit Komplexität oder fehlender Eingängigkeit zu tun, sondern BLIND GUARDIAN haben sich einfach in zahlreichen Arrangements verzettelt. Ein bißchen Spontanität würde den Jungs beim nächsten Album sicherlich gut tun. Doch zurück zum Konzert. Bis auf „Battalions Of Fear“ wurde jedes Album berücksichtigt. Die Palette reichte von „Valhalla“ über „Traveler In Time“ und „Journey Through The Dark“ bis hin zu „The Script For My Requiem“ und „Nightfall“. Höhepunkt des Gigs war ohne Wenn und Aber „The Bard´s Song“, der minutenlang mit einer Lautstärke abgefeiert wurde, daß den Gardinen die Worte fehlten. Eine solche lautstarke Begeisterung habe ich noch nie auf einem Konzert erlebt. Nach den Reaktionen zu urteilen wohl auch BLIND GUARDIAN nicht., die wirklich verblüfft zu sein schienen. Da dieser Abend auch mitgeschnitten wurde, kommt wohl auch jeder, der nicht dabei gewesen war, in den Genuß dieses einzigartigen Moments. Als Zugabe wurde „Lost In The Twilight Hall“, „A Past And Future Secret“, „Time Stands Still ( At The Iron Hill )“ und zu guter Letzt „Mirror, Mirror“ gespielt, so daß nach gut zwei Stunden Schicht im Schacht war. Als Bühnendekoration hatte man weiße Stofflaken ausgesucht, auf die verschiedene Spots oder Symbole projeziert werden konnten. Dazu gab es noch ein paar mehr oder weniger passend gezündete Pyros.
Die Fans waren auf jeden Fall aus dem Häuschen gewesen. Leider ließ mich der gesamte Auftritt erstaunlich kalt. Und das, obwohl BLIND GUARDIAN früher einmal zu meinen absoluten Lieblingsbands gezählt haben. Dabei kann ich noch nicht einmal genau sagen, woran es genau gelegen hat. Ich denke mal, daß es eine Mischung aus vielen kleinen Dingen war. Die Bühnendeko gefiel mir nicht sonderlich, die Band brauchte nicht um die Gunst der Fans zu kämpfen, das neue Album überzeugte nicht, und vielleicht habe ich BLIND GUARDIAN auch schon zu oft gesehen ( in Düsseldorf war es das achte Mal ). Und wenn es scheiße und arrogant klingt, aber die Clubgigs waren für mich doch immer noch die besten. Ist einfach so. Aber vielleicht hat sich auch mein Geschmack zu sehr in eine andere Richtung entwickelt. Wie gesagt, ich weiß es nicht genau, warum bei all den vielen geilen Konzerten dieses Jahr ausgerechnet das von BLIND GUARDIAN mich nicht umgehauen hat. Vielleicht ist beim nächsten Mal ja wieder alles anders...

Gastautor Marco Rudde

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