Brainstorm (Listening Session) - Heidenheim
08.01.2008 | 11:4322.11.2007, Heidenheimer Tattoostudio
Lissening Session zur neuen Downburst
2005, also etwas um die zwei Jahre ist es her, dass BRAINSTORM mit "Liquid Monster" ihr viel beachtetes letztes Album hervorbrachten. Doch statt gleich im nächsten Jahr den Hunger nach Neuem zu stillen, ging die Band auf Tour, haute 2007 ihre erste DVD "Honey from the B's" raus und ließ das Warten geradezu unerträglich werden. Nun, Ende diesen Monats wird die Wartezeit zu Ende gehen, und "Downburst" wird zeigen, ob die Band aus Gerstetten das Zeug dazu hat, wieder einen Kracher abzuliefern. Um diese Frage schon vorab ein bisschen zu klären, gab Metal Blade zum Glück die Möglichkeit, sich das Album gemütlich in einem Tattoostudio reinzuziehen. Doch bevor ich ein Fazit für das Album ziehe, möchte ich erstmal die einzelnen Tracks des Albums aufzeigen:
Falling Spiral Down
Die Gitarren des Intros bewegen sich nach einer motorartigen Einleitung schneller nach oben, bevor die Drums sowie die etwas "dunkler" ausgefallene Stimme von Andy B. Franck erklingen. Besonders beim Refrain zeigt sich dann deutlich das Potential zum Gröl-Opener, da bis auf Geigeneinsatz und ein klassisches, flottes Gitarrensolo nicht viel passiert und der Refrain einen großen Teil des Songs für sich einnimmt. Trotzdem hört man hier bereits Songpotential heraus, das sich ansonsten beim ersten Hören schwer zeigen wird.
Fire Walk With Me
Die Single sollte dem eingefleischten Fan sowieso schon ein Begriff sein, für alle anderen noch mal die Kurzfassung: Teilweise schleppende Gitarren gehen in einen mystischen Pre-Refrain über, der dann mit einem 1a-Ohrwurm fortgeführt wird. Ein kurzes Solo, ein kleines Geigen-Ende, und vorbei ist der Livekracher.
Stained With Sin
Der nächste Song auf der Platte, der etwas Zeit brauchen wird. Bereits das langsame Intro, der Midtempo-Vers und der mehrstimmige Refrain deuten das an. Und obwohl der Refrain klassisch und auf den ersten Durchlauf etwas flach wirkt, zeigt sich beim häufigerem Hinhören das große Potential von 'Stained With Sin', obwohl das Solo teilweise etwas mehr Pepp hätte haben können. Vor allem die Atmosphäre des Refrains weiß zu überzeugen.
Redemption In Your Eyes
Als ob es der komplizierte Song davor nicht schon getan hätte, kommt nun wieder ein Song, der etwas Zeit brauchen wird. Nach einem Intro bestehend aus Old-School-Gitarren und Rauschesound geht es nach der Aufklärung des Sounds richtig nach vorn, und ein ordentliches Getrommel erklingt kurz vor dem Refrain, der wirklich bemerkenswert ist. Nicht nur, dass er langsamer als der Rest des Songs ist, er bietet auch noch alles auf, was man von BRAINSTORM kennt: Chor, Atmosphäre, Geigen und eine Wahnsinns-Stimme. Ein Song der zudem auch relativ gut ins Ohr geht, allerdings auch erst gegen Ende zündet. Ein Prachtstück!
End In Sorrow
Es geht langsam aus dem komplizierten Zeug raus, und BRAINSTORM wenden sich wieder den sofort zündenden Gassenhauern zu. Zwar ist 'End In Sorrow' mit seinem hohen Orchesteranteil, dem emotionalen Mittelteil, der teilweise tiefen und "normalen" Stimmlage und dem epischen Refrain nicht wirklich leicht verdaulich, aber sowohl die gestiegene Härte als auch die Stimmung, die der Song verbreitet, helfen, das Stück leichter reinzukriegen. Auch dass der Refrain ein ziemliches Mitsingpotential hat, hilft enorm weiter. Ebenfalls im Auge zu behalten.
How Do You Feel
Nun geht's endlich wieder typisch weiter. Das fängt bei dem fast schon bekannten Intro an und geht beim fröhlichen Ohrwurmrefrain weiter. Dazu noch schön metallisch und wie bereits erwähnt sehr eingängig, eine wahre Wohltat nach den eher zurückhaltenden Stücken, die vorher zu hören waren.
Protect Me From Myself
Damit die positive Stimmung gefestigt wird, gibt es nun den Live-Hit, der vor allem mit seinem langen, guten Solo glänzen kann. Beim Vers gibt es noch Knattergitarren über Geigenklänge gelegt, bevor es kurz vor dem Refrain noch einen Tempowechsel gibt, der den Song schön anspruchsvoll macht. Der mehrstimmige Refrain tut dann sein Übriges, um den Song so richtig zünden zu lassen.
Surrounding Walls
Mein persönlicher Liebling, unter anderem wegen seines weitgefassten Mittelteils und seines Bombastfaktors. Ein atmosphärisches Geigenintro arbeitet sich nach und nach mit Gitarren zum Refrain vor, in dem der Aufbau in einen herrlich bombastischen Höhepunkt mündet. Vor allem der Ohrwurmfaktor gepaart mit diesem Aufbau macht einen großen Teil des Liedes aus. Nur leider viel zu schnell vorbei!
Frozen
Während der Song anfangs eher langsam und drückend ist, geht er später mit schnellen Gitarren und elektronisch verzerrter Stimme in die Vollen. Ein kurzer Tempowechsel vor dem heftig stampfenden Refrain, und 'Frozen' ist bereit, ein Hit zu werden. Da sogar das Solo so richtig eingängig ist, könnte die Komposition nach 'Fire Walk With Me' der nächste Nummer-eins-Hit in Ungarn sein.
All Alone
Auch 'All Alone' beginnt eher langsam und drückend, nimmt aber im Gegensatz zu 'Frozen' auch später kaum noch Tempo auf. Auch der Refrain selbst hebt sich kaum von dem Gesamtkonzept ab, was das Lied letzten Endes doch sehr normal macht. Das wiederum macht das Stück immerhin zu einem entspannten Abschluss eines sehr mitreißenden Hörerlebnisses.
Besonders der erste Teil zeigt, das BRAINSTORM auf die Nummer Sicher geschissen haben und eher ihre eigenen musikalischen Fantasien ausleben wollten. Dass die Songs nicht nach dem ersten Durchlauf in einer orgasmusartigen Welle zünden, war man von BRAINSTORM sowieso noch nicht gewohnt, doch so mutig und teilweise schwerer verdaulich als andere Werke kennt man sie dann nun auch wieder nicht. Wenn man erst mal den Gedanken abgeschüttelt hat, hier nur von Mitgrölnummern und Headbangern umgeben zu sein, wird man mit dieser CD wirklich ziemlich gut belohnt. Ob die Fangemeinschaft das auch akzeptiert, wird sich zeigen, doch die Band hat wirklich ein Lob verdient, da sie nicht einfach nur "Liquid Monster" kopieren wollte und stattdessen mit Überraschungen glänzt.
- Redakteur:
- Lars Strutz