CATCH YOUR BREATH, UNTIL I WAKE und OF VIRTUE - München und Hamburg

07.05.2025 | 13:41

25.04.2025, Backstage und Gruenspan

Metalcore Deluxe.

Katharina und Noah gehen in München aufs Konzert, am Tag drauf gehe ich in Hamburg – da lag es nahe, dass wir die Besuche in einem Bericht zusammenlegen und unsere jeweiligen Erfahrungen teilen. Mein Abend beginnt dabei mit einer Überraschung, denn aufgrund eines Fotoshootings komme ich erst kurz vor 20 Uhr an der Location an und drängele mich am Eingang erstmal vor, da ist so ein großer Fotorucksack schon manchmal ganz praktisch. An der Kasse erfahre ich dann, dass der Beginn nicht, wie auf der Seite angezeigt, um 20 Uhr ist, sondern um 19:30. Die Bands haben sich aber am Vormittag entschieden, den Beginn eine halbe Stunde nach hinten zu verschieben, so dass der Beginn dann doch um 20 Uhr ist. Dieses Gespräch hätte man sich auch sparen können, es macht aber wieder einmal deutlich, wie schlecht oftmals die Startzeiten kommuniziert werden. Dies ist aber mal ein Thema für einen eigenen Artikel, immerhin bin ich inzwischen im Fotograben angekommen.

[Chris Schantzen]

Als erste Band des Abends betritt OF VIRTUE die Bühne. Schon zum vierten Mal sehe ich die Band live und auch heute enttäuschen sie mich kein bisschen. Begeistert kämpfe ich mich in die erste Reihe. Direkt mit dem Titelsong ihres aktuellen Albums "Omen" legt sie kraftvoll los. Spätestens bei 'Hypocrite', ihrem zweiten Song, hat sie das Publikum für sich gewonnen. Die stimmliche Harmonie zwischen Sänger Tyler Ennis und Gitarrist Damon Tate, der den cleanen Gesang übernimmt, ist beeindruckend.

Mit 'Cold Blooded' wird es etwas ruhiger, Handys leuchten über den Köpfen und schwingen im Takt. Anschließend folgt mit 'Sober' eines meiner Lieblingslieder, das wie immer eine greifbare, emotionale Stimmung erzeugt – spürbar, dass es auf eigenen Erfahrungen der Band basiert.

Danach wird ein brandneues, bisher unveröffentlichtes Lied namens 'Goliath' angekündigt. OF VIRTUE verkündet, begleitet von tosendem Jubel, dass sie das Musikvideo zu diesem neuen Song genau hier in München drehen will. Die Stimmung erreicht daraufhin ihren ersten Höhepunkt. Auch die neu gewonnenen Fans folgen den Aufforderungen der Band begeistert, während der Song mit einer Wall of Death seinen explosiven Start findet.

Beim darauffolgenden 'Sinner' bleibt niemand mehr ruhig stehen, lautstark wird mitgesungen, die gesamte Halle bebt unter der Energie. Zum Abschluss setzt OF VIRTUE mit 'Cannibals' und 'Cut Me Open' noch zwei absolute Fanlieblinge. Zwar sind nicht alle Zuschauer komplett textsicher, doch die Stimmung kocht trotzdem. Nach dem Auftritt hört man überall begeistertes Lob – OF VIRTUE beweist einmal mehr, wie nah die Band ihren Anhängern ist. Die lange Schlange am Merchstand nach dem Auftritt spricht für sich.

[Katharina Jaeger]

Interessant zu hören, dass die Jungs von OF VIRTUE ihr neues Musikvideo ausgerechnet in München gedreht haben, denn genau das gleiche haben sie auch in Hamburg gemacht. Aber natürlich ist es absolut normal, dass man bei einem Video so viel Material wie möglich drehen will und es ist ja auch nicht die schlechteste Möglichkeit, dem Publikum nochmal zusätzlich einzuheizen. Ich würde aber sogar behaupten, dass es das gar nicht gebraucht hätte, denn das junge Publikum ist vom Start weg Feuer und Flamme und sorgt für eine sehr gute Stimmung.

Für mich ist es die erste Live-Erfahrung mit allen drei Bands und ich muss Katharina recht geben, OF VIRTUE hat es schon drauf. Der Sound ist gut und sauber abgemischt und Band und Publikum haben sich den Energieball munter hin und her geworfen. Bei 'Cannibals' hält es Ennis dann auch nicht mehr auf der Bühne und er geht selbst eine Runde Crowdsurfen.

Zum Glück hat sich da der Moshpit im ausverkauften Gruenspan schon etwas ausgepowert und es sind genug Hände da, um den Sänger sicher über die Menge zu tragen. Alles in allem eine begeisternde Performance und ich werde auf jeden Fall die Augen nach der nächsten Tour der Jungs offen halten.

Ob ich das auch für UNTIL I WAKE machen werde, wage ich zu bezweifeln. Der Auftritt der Post-Hardcorer aus Buffalo fällt nicht nur im direkten Vergleich zu OF VIRTUE deutlich ab. Grundsätzlich macht das Quintett um Frontman Cody Jamison zwar nichts falsch, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass der komplette Auftritt etwas schwach auf der Brust ist und es an Energie mangelt. Ich will mir nicht anmaßen darüber zu spekulieren, woran das liegt, aber auch beim restlichen Publikum springt der Funke nicht wirklich über. Aber hey, nicht jede Band kann jeden Abend das beste Konzert aller Zeiten spielen, da verkraftet man als Zuschauer auch schon mal eine grundsolide Leistung – auch wenn man sich natürlich immer mehr wünscht. Viel mehr kann ich zu UNTIL I WAKE aber leider auch gar nicht schreiben, bei einem Festival würde man wohl von einem Auftritt reden, den man so mitgenommen hat.

[Chris Schantzen]

UNTIL I WAKE betritt als zweite Band die Bühne, kann mich aber trotz solider Performance nicht vollständig überzeugen. Zwar legt sie mit 'Catacombs' kraftvoll los und auch Songs wie 'Octane' sorgen für Bewegung im Publikum, insgesamt fehlt mir jedoch das gewisse Etwas. Auch wenn die Stimmung in der Halle gut ist und die Fans die Band feiern, wirkt das Gesamtbild auf mich etwas austauschbar. Besonders hervorheben möchte ich jedoch 'Cold',  das Lied gefällt mir richtig gut und sticht für mich aus dem Set heraus. Ebenso finde ich 'Renovate' klasse, welcher der Titeltrack des aktuellen Albums ist.


Um 21:30 Uhr ist es dann endlich Zeit für den Headliner: CATCH YOUR BREATH. Noch bevor seine Bandkollegen auf der Bühne erscheinen, tritt Gitarrist Josh Mowery ins Rampenlicht: gekleidet in einen weißen Mantel, schwarze Mütze und mit einem breiten Lächeln, das die Vorfreude auf das Kommende verrät.

Mit 'Ghost Inside The Shell' legt CATCH YOUR BREATH los, und die Crowd singt vom ersten Ton an jede Zeile mit. Bei 'Mirror' bringt die Band die Menge zum Springen, wobei das Bühnenbild durch den weiß gekleideten Sänger optisch heraussticht und für Kontraste sorgt. Danach feuern die Jungs mit 'Criminal' vielleicht die härteste Nummer des Abends ab. Moshpits und Crowdsurfing wohin das Auge blickt.

 

"How many of you are tired of the perfect fucking world?" ruft Josh, bevor 'Perfect World' den Saal erneut erbeben lässt. Besonders viel Spaß machen 'Dial Tone' und 'Shame on Me', bei denen wir mit Text vor Augen begleitet von der ganzen Halle jede Zeile mitsingen, zwei absolute Highlights des Abends.

Auf Platte wirkt die Band stellenweise sehr abhängig von elektronischer und stimmlicher Unterstützung. Live jedoch überzeugt die Performance deutlich mehr. Dank des Backgroundgesangs verliert die Musik nichts an Dichte, gewinnt aber an Authentizität und Dynamik, ein klarer Mehrwert für den Gesamteindruck des Sets.


[Katharina Jaeger]

Mehr als der weiße Mantel ist mir erstmal aufgefallen, dass es bei CATCH YOUR BREATH deutlich dunkler in der Halle wird im Vergleich zu den beiden anderen Bands. Da spricht aber wahrscheinlich in erster Linie der Fotograf aus mir, der sich über noch weniger Licht in einer eh schon an Beleuchtung sparsamen Location ärgert. Das Publikum stört sich da naturgemäß weniger dran und geht von Anfang an gut mit. Die Verschnaufpause, die man sich bei UNTIL I WAKE gönnen konnte wurde offensichtlich gut genutzt.

Musikalisch kann CATCH YOUR BREATH auch absolut überzeugen und ich gehe bei Katharinas Aussage mit, dass das Live-Setting den Songs eine neue Dynamik verleiht, welche ich zu den Alben auf jeden Fall bevorzuge. Deutliche Abzüge in der B-Note gibt es allerdings für die Spielzeit. Es sind ursprünglich 70 Minuten für den Headliner eingeplant, welche dann durch die eingangs erwähnte Programmänderung auf 60 Minuten runtergekürzt werden. Schlussendlich packt die Band dann allerdings bereits nach 50 Minuten die Sachen zusammen und da bin ich dann der Meinung, dass das nicht reicht. In Zeiten, in denen ich in Hamburg quasi jeden Abend die Wahl zwischen einer Handvoll Metalkonzerten habe, erwarte ich einfach, dass sich eine junge aufstrebende Band für das zahlende Publikum richtig ins Zeug legt. Das Argument, dass die normalen Konzertgänger ja nichts davon wissen, dass hier Zeit gekürzt wird, lasse ich dabei auch nicht gelten.

Alles in allem war es ein guter und spaßiger Abend mit drei guten Bands, die alle noch eine potentiell große Zukunft vor sich haben, auch wenn diese kein Selbstläufer ist. Highlight des Abends sind für mich ganz klar OF VIRTUE.

[Chris Schantzen]

Fotocredits: Chris Schantzen, Noah-Manuel Heim

Redakteur:
Katharina Jäger

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