CHILDREN OF BODOM, INSOMNIUM, MEDEIA - Alsfeld

03.11.2013 | 17:15

19.10.2013, Stadthalle

Das aktuelle Album "Halo Of Blood" scheint die Herren von CHILDREN OF BODOM selbst derart zu befeuern, dass sie mal wieder richtig aufdrehen. Im beschaulichen Alsfeld lassen sie es ordentlich krachen und werden dabei auch noch von zwei Bands aus der finnischen Heimat unterstützt, bei denen es sich lohnt, früh anzureisen.

Am heutigen Abend machen wir uns auf den Weg ins hessische Alsfeld. In der dortigen Stadthalle finden seit einiger Zeit regelmäßig Metal-Konzerte statt. Für Herrn K. aus M. und mich ist der Besuch in dem Vogelsberg-Städtchen eine Premiere. Auf dem Programm steht der finnische Dreierpack bestehend aus MEDEIA, INSOMNIUM und CHILDREN OF BODOM.

Die Alsfelder Stadthalle versprüht den Charme einer beschaulichen Schützenhalle, aber man bekommt wenigstens bequem einen Parkplatz. Als wir eintreffen, ist die Location schon ordentlich gefüllt. Darüber freut sich auch kurz nach 20 Uhr der Sänger von MEDEIA, der mit seiner Band in den kommenden rund 30 Minuten die Aufgabe hat, das Publikum anzuheizen. Das gelingt tatsächlich ganz gut. Der technisch anmutende, grobschlächtige Death Metal der Truppe befeuert die Anwesenden recht ordentlich. Im vorderen Teil der Halle werden Fäuste geschwungen; es sind offensichtlich ausreichend MEDEIA-Fans vertreten, die hier und da mitgrölen. Wem's gefällt, der kann ab 25. Oktober auch MEDEIAs neue CD mit dem Titel "Iconoclastic" genießen. Mir persönlich sagt diese Art des Death Metal nicht so besonders zu und so konzentriert sich mein Interesse mehr auf die zweite Band des Abends, von der ich viel Gutes gehört, sie aber selbst bisher noch nicht gesehen habe: INSOMNIUM, ebenfalls aus Finnland, ebenfalls Death Metal, allerdings aus der Sparte melodic, wie man es zum Beispiel von DARK TRANQUILLITY gewöhnt ist.

INSOMNIUM präsentiert sich vor einem großen weißen Banner, das den schwarzen Namenszug der Band zeigt. In Alsfeld sind offensichtlich viele erwartungsvolle Fans in der Halle, denn die vierköpfige Combo wird sofort fett abgefeiert. Auch meine Erwartungen und die des ansonsten eingefleischten Altmetallers Herrn K. aus M. werden nicht enttäuscht. Songs wie 'Down With The Sun', 'Weather The Storm' oder 'Unsung' gehen direkt ins Ohr. Sänger Niilo Sevänen punktet darüber hinaus mit seinen freundlichen Ansagen. In perfektem Deutsch begrüßt er die Alsfelder und freut sich, hier zu sein.  Die Songs von INSOMNIUM bewegen sich im gehobenen Midtempo, ein morbider Gitarrensound erzeugt eine fröstelnde Atmosphäre, die sich in der Melodiösität der einzelnen Stücke befriedigend wieder auflöst.  Natürlich wirbt Niilo auch für die Merchandise-Produkte der armen Finnen, die man nach der Show erwerben möge. Nach einer guten Dreiviertelstunde spielfreudig inspirierten Death Metals voller Ohrwürmer fühlt man sich direkt veranlasst, dieser Bitte nachzukommen.

Langsam nähern wir uns dann dem Headliner des Abends: CHILDREN OF BODOM. Als es pünktlich um 22 Uhr losgeht, ist die Bühne in rotes Licht getaucht. Dazu ertönt enervierendes Feuerwehrgeheul, das den ersten Song 'Transference' einleitet. Sofort fällt auf, dass Alexi und seine Mannen gut drauf sind. Mit einem irren Spieltempo, das sich auch beim folgenden 'Needled 24/7' fortsetzt, starten sie die Show. Das Bühnenbild besteht diesmal aus einer Art Schaufenster, das in mehrere Scheiben eingeteilt ist. Hier werden im Verlauf des Konzertes zu den Songs passende Bilder und Filmausschnitte projiziert, die immer wieder von den Buchstaben COB überlagert werden. Rot ist dabei die dominierende Farbe, angelehnt an den Heiligenschein, der die aktuelle Scheibe der Hatecrew betitelt. Der Titeltrack des Albums 'Halo Of Blood' darf daher natürlich auch nicht fehlen. Gleich im ersten Viertel des Gigs wird der Song druckvoll abgefeuert - die Fans brüllen "COB, COB!" Alexi verplempert dieses Mal zum Glück nicht viel Zeit mit Gequatsche. Seine bekanntlich tiefsinnigen Aussagen lassen sich wie immer in einem Wort zusammenfassen: Fuck!

Dafür gibt es ein ausgewogenes Programm aus Titeln der neuen Scheibe und älterem Material. Mit 'Bodom After Midnight' und 'Hate Me' geht es zurück in die frühen Tage des "Follow The Reaper"-Albums. Passend dazu  wabert der Reaper immer wieder schattenhaft über die Schaufensterscheibe hinter der Bühne. "Bodom, Bodom", brüllen die Fans um mich herum. Alexi ist's Anlass genug, die deutschen Fans als Teil der Hatecrew zu preisen. Und dann kommt auch der gleichnamige Song 'Hate Crew Deathroll'. Sehr stimmungsvoll schließt sich vom aktuellen Album das wunderbare 'Dead Man's Hand On You' an, bei dem eine Art Sternenhimmel in die Halle projiziert wird und hinter der Bühne ein einsamer Planet durchs All gleitet. Zum Seufzen! Gegen Ende der Show streifen die BODOM-Kinder mit 'Towards Dead End' noch einmal ihr Frühwerk "Hatebreeder", bevor mit dem traditionellen 'Downfall' dann das Ende des Gigs eingeleitet wird. Es gelingt den Fans mit ihrem Beifall aber, die Jungs noch für eine Zugabe auf die Bühne zurückzuholen. Mit 'In Your Face' gibt’s den letzten Paukenschlag, dann ist nach rund 80 Minuten endgültig Schluss.

Jetzt reicht's auch! Alle sind ins Schwitzen geraten bei diesem erstklassigen Abend. Wir können uns wirklich nicht beschweren: Nachdem die Hatecrew in den vergangenen Jahren zuweilen einige Ermüdungserscheinungen gezeigt und schlaftablettenartige Routine-Shows gespielt hat, hat sie heute Abend wirklich ein Brett abgeliefert! Eine gut gemischte Songauswahl hat sich mit ausgeprägter Spielfreude gepaart. Am meisten beeindruckt hat mich das Tempo, das die Band hier aufgefahren hat. Obwohl die Finnen schon seit einigen Monaten im Tour-Betrieb unterwegs sind, hat man ihnen keine Verschleißerscheinungen angemerkt. Das lob' ich mir. Da hat sich die Reise in den verwegenen Vogelsberg doch gelohnt.

Redakteur:
Erika Becker
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