CIRCLE II CIRCLE - Siegburg

05.05.2016 | 13:32

04.05.2016, Kubana

Das Kubana wird zur Halle des Bergkönigs! Was könnte es besseres geben, als zu Beginn eines langen Wochenendes ins Siegburger Kubana zu pilgern, um wohl einem der begnadetsten Frontmänner der aktuellen Metalszene zu lauschen. Die Rede ist natürlich von Zachary Stevens (kurz: Zak Stevens), der sich dieser Tage mit seiner Band CIRCLE II CIRCLE auf Tour befindet, um die aktuelle Scheibe "Reign Of Darkness" auf europäischen Bühnen zu präsentieren.

Den meisten dürfte der Amerikaner allerdings wohl eher durch sein Engagement bei den Power-Metal-Titanen SAVATAGE bekannt sein, bei denen der gelernte Drummer im Jahr 1993 mit dem Album "Edge Of Thorns" das Mikrofon von Jon Oliva übernahm. Es folgte eine Serie von vier starken Studioalben, bevor Stevens den Power-Metallern im Jahr 2000 den Rücken kehrte und mit CIRCLE II CIRCLE ein eigenes Projekt ins Leben rief. An die Erfolge von SAVATAGE konnte der Frontmann dabei nie so recht anknüpfen, trotzdem haben er und seine Mitstreiter sich inzwischen eine treue Fanbasis erspielt, die sie auch heute Abend in Siegburg nicht im Stich lassen wird. Außerdem wird auch Zaks frühere Beschäftigung als Drummer im Laufe des Abends noch einmal relevant, dazu jedoch später mehr.

Erst einmal möchte auch das Vorprogramm der Tour bestaunt werden, das heute Abend von DESERT aus Israel und den Niederländern LORD VOLTURE bestritten wird. Den Anfang machen dabei die fünf Israelis, die um Punkt 20 Uhr die Bühne entern und sich daran machen, das noch recht überschaubare Publikum mit ihrem modernen Power Metal im Stile von SABATON zu begeistern. So recht will ihnen das allerdings trotz des unermüdlichen Einsatzes von Frontmann Alexei Raymar aber während der insgesamt dreißigminütigen Spielzeit nicht gelingen, dafür agiert das Quintett noch viel zu steif und kämpft auch stellenweise mit einigen technischen Unsauberkeiten. Besonders auffällig ist dabei, dass gerade Gitarrist Sergei stellenweise an seinen Soli zu kämpfen hat und einige üble Verspieler einstreut, während das Keyboard mit seinen eher trashigen Samples ebenfalls nicht zum ansonsten professionellen Auftreten der Truppe passen will. Hinzu kommt das eher durchschnittliche Songmaterial, das gerade bei Tracks wie der Ballade 'Lament For Soldier's Glory' nach einer recht offensichtlichen Kopie der bereits erwähnten Schweden SABATON klingt und mit dem es dem Quintett auch bis zuletzt nicht gelingt, die Zuschauer von den Stehtischen im hinteren Bereich des Saals vor die Bühne zu locken. Alles in allem also eher eine durchwachsene Eröffnung des Abends, die zeigt, dass die Truppe aus Israel noch einiges zu lernen hat, um auch auf europäischen Bühnen auf lange Sicht zu bestehen.

Besser machen es da schon die Niederländer LORD VOLTURE, die im Anschluss die Bühnenbretter erstürmen und gerade optisch für einige Erheiterung im Saal sorgen. Von Leoparden-Leggins bis hin zum klassichen HAMMERFALL-Look mit weißem Hemd und Lederhose wird hier nämlich das gesamte Spektrum geboten, sodass sich die Band zumindest optisch nicht wirklich wie eine Einheit präsentiert. Dafür ist das Quintett gut eingespielt und liefert eine solide Show, bei der auch gerne mal simultane Gitarren-Moves im Stile von ACCEPT zum Zuge kommen. Einzig das Songmaterial kann auch bei der zweiten Vorband des Abends nicht so wirklich überzeugen, denn trotz einiger feiner Gitarren-Soli und zweistimmiger Lead-Melodien klingt der Großteil der Songs eher nach einer recht kuriosen Mischung aus JUDAS PRIEST und klassischem Hard Rock. Ob es damit schlussendlich an so klischeehaften Songtiteln wie 'Will To Power' und 'Hearts Of Steel' oder doch am etwas selbstverliebten Auftreten von Frontmann David Marcelis liegt, dass auch bei den Niederländern im Kubana keine wirklich Stimmung aufkommen will, kann im Nachhinein nicht mit Sicherheit gesagt werden. Fest steht aber, dass die Niederländer heute Abend in Siegburg mit ihrer zwar technisch einwandfreien, aber etwas zu berechenbaren und einstudierten Show nicht wirklich überzeugen konnten.

Somit liegt es nun also am Headliner CIRCLE II CIRCLE, den bisher doch eher durchwachsenen Konzertabend in die richtige Richtung zu lenken. Das Siegburger Pulbikum ist auf jeden Fall motiviert, denn schon zum vom Band abgespielten Intro 'Over-Underture' strömen die Zuschauer auch aus den hintersten Ecken des Saals erstmalig heute Abend vor die Bühne. Dementsprechend leichtes Spiel haben Zak und seine multinationale Truppe dann auch mit den Anwesenden, als sie mit 'Vicitim Of The Night' das Konzert eröffnen. Von den ersten Tönen an hängt das Publikum an Zaks Lippen und schon zur Mitte des ersten Songs hin stellt sich blendende Stimmung ein, sodass gar nicht weiter auffällt, dass das Kubana auch jetzt nur gerade einmal gut zur Hälfte gefüllt ist. Das sympathische Auftreten des Sextetts und der Doppelpack bestehend aus dem Hit 'All That Remains' und dem starken 'Soul Breaker' bringt anschließend die Halle endgültig zum Kochen, was auch für den Rest des insgesamt gut 100 Minuten dauernden Sets genauso bleiben wird.

Ganz besonders Zak wirkt heute bestens aufgelegt, zieht fröhlich Grimassen, animiert das Publikum nahezu durchgehend zum Mitmachen und überzeugt zu allem Überfluss auch noch mit einer perfekten stimmlichen Leistung. Da können die anderen Jungs natürlich nicht hinten anstehen und so servieren die beiden Gitarristen Bill Hudson und Christian Wentz ein geniales Gitarren-Solo nach dem anderen, während Bassist Mitch Stewart und Keyboarder Henning Wanner nicht nur an ihren eigenen Instrumenten überzeugen, sondern auch mit perfekten Backing-Vocals glänzen können. Die Setlist des heutigen Abends bietet dabei einen perfekten Querschnitt durch die bisherige Karriere des Sextetts, wobei natürlich das aktuelle Album "Reign Of Darkness" mit insgesamt vier Tracks den größten Anteil stellt. Aber auch Klassiker wie 'Watching In Silence', das hymnische 'Diamond Blade' oder 'Live As One' dürfen nicht fehlen, sodass eigentlich jeder Anhänger der Amerikaner heute Abend voll und ganz auf seine Kosten kommt. Da ist es dann auch kein Wunder, dass die Sieburger nicht all zu begeistert sind, als die Jungs nach gut etwas mehr als einer Stunde mit dem grandiosen Epos 'Epiphany' das reguläre Set beenden.

Schluss ist damit aber natürlich noch nicht, denn es fehlt der obligatorisch Rückblick auf Zaks Vergangenheit mit SAVATAGE, der mit der ersten Zugabe 'Turns To Me' vom Album "The Wake Of Magellan" dann auch prompt serviert wird. Anschließend schnappt sich Keyboarder Henning, der gleichzeitig auch den deutschen Anteil im multinationalen Kollektiv CIRCLE II CIRLE stellt, das Mikrofon und möchte vom Pulbikum wissen, welcher denn der erste große Hit von Mr. Stevens bei SAVATAGE war. Gemeint ist natürlich 'Edge Of Thorns', das anschließend in einer mitreißenden Version geboten wird und noch einmal die gesamte Halle zum inbrünstigen Mitsingen animiert. Eigentlich wäre damit laut Setlist auch endgültig das Ende des Abends erreicht, doch das Sextett ist so überwältigt von den Reaktionen des Publikums, dass sie noch kurzerhand einen Song nachlegen, den sie gerade erst beim nachmittäglichen Soundcheck einstudiert haben. Hier kommt dann auch Zaks eingangs erwähnte Erfahrung am Schlagzeug zum Zuge, denn der Frontmann schnappt sich die Sticks von Drummer Marcelo Moreira und nimmt hinter dessen Schießbude Platz, während Henning die Lead-Vocals übernimmt. In dieser Besetzung präsentieren die Jungs anschließend eine furiose Version des SAVATAGE-Klassikers 'Hall Of The Mountain King', die die Stimmung im Kubana endgültig zum überkochen bringt und einen würdigen Abschluss für die unglaublich sympathische und grandiose Performance des Sextetts bietet.

Setlist CIRCLE II CIRCLE: Victim Of The Night, All That Remains, Soul Breaker, Heal You, Live As One, Watching In Silence, Untold Dreams, Ghost Of The Devil, Diamond Blade, Revelations, Somewhere, Epiphany, Turns To Me (SAVATAGE-Cover), Edge Of Thorns (SAVATAGE-Cover), Hall Of The Mountain King (SAVATAGE-Cover)

Anschließend finden sich die Musiker auch noch am Merch-Stand ein, um mit dem ein oder anderen Fan einen Plausch zu halten und jeden Wunsch nach einem Foto oder einer Unterschrift bereitwillig zu erfüllen. Auch das unterstreicht noch einmal, was für eine coole Truppe CIRCLE II CIRCLE sind und dass die Band trotz der durchaus nahmhaften Musiker keinerlei Star-Allüren an den Tag legt. Unter dem Strich steht damit schlussendlich ein genialer Konzertabend zu Buche, bei dem zwar die Vorbands enttäuschten, der aber einen umso stärkeren Headliner präsentiert hat. Wer auch nur im geringsten etwas mit Power Metal anfangen kann, der sollte sich CIRCLE II CIRCLE auf jeden Fall nicht entgehen lassen, wenn die Truppe in der Nähe Station macht. Einfach stark!

Redakteur:
Tobias Dahs

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