COG & SLEEPMAKESWAVES - Köln, Hamburg, Berlin

01.05.2019 | 16:06

25.03.2019, MTC, headCRASH, Musik & Frieden

Ein Bericht zur Tour des Jahres.

Seit mehr als 25 Jahren gehe ich regelmäßig auf Konzerte, habe dabei mehrere hundert Bands gesehen, vom kleinen Club bis zum großen Stadion. Da sind Träume in Erfüllung gegangen, wie METAL CHURCH mit Mike Howe oder FATES WARNING mit John Arch, und doch ist diese Woche für mich noch einmal eine ganz besondere. COG ist die letzte Band in nun 35 Jahren, die ich Rock und Metal höre, die meinen Musikgeschmack nachhaltig verändert hat. Seit ich anno 2008 die Promo von "Sharing Space" das erste Mal in den Player geworfen habe, hat sich meine Musikwelt wortwörtlich erweitert. Es war die Initialzündung für meine Entdeckungsreise in den australischen alternativ-progressiven Untergrund, der mich frühzeitig Bands wie die mittlerweile auch hier bekannten DEAD LETTER CIRCUS oder CALIGULA'S HORSE entdecken ließ, oder eben Bands, die hierzulande wohl immer noch kaum jemand kennt wie THE STRANGER, HIGHVIEW, TRANSIENCE oder BREAKING ORBIT. Und nun endlich kommt COG, fast elf Jahre nach dem letzten Album und einer zwischenzeitlichen, langen Pause also zum ersten Mal aufs europäische Festland, nachdem das Trio bisher lediglich einen Gig in London in 2008 gespielt hat. Es war frühzeitig klar, dass ich hier so viele Gigs wie möglich livehafitg verfolgen wollte, und so buchte ich baldmöglichst meine Zugtrips nach Köln, Hamburg und München, die ich allesamt neben dem Heimspiel in Berlin beiwohnen möchte.

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Beim Tippen dieser Zeilen sitze ich im Zug, bereite mich auf mein Interview mit COG vor dem ersten Konzert in Köln vor und lausche zudem abwechselnd der Musik von COG und SLEEPMAKESWAVES, die famosen australischen Instrumental-Rocker, die zusammen mit den Gower-Brüdern und Schlagwerker Lucius Borich auf Tour gehen. Die Anspannung steigt. Als ich nach kurzem Check-in im Hotel und einem schnellen Happen das Kölner "MTC" erreiche, steht gerade COG-Bassist Luke Gower vor der Tür, um eine zu rauchen. Nach kurzer Vorstellung wird kurzerhand das Interview begonnen, das ein netter, sympathischer Plausch wird. Mehr dazu an anderer Stelle. Dass anschließend die ebenfalls super sympathischen Otto und Alex von SLEEPMAKESWAVES ungeplant Rede und Antwort stehen (geplant war das IV zwei Tage später in Berlin), zeigt, wie locker es hier zugeht, und wird von der Tatsache unterstrichen, dass das Interview mit den beiden Musiker, nur 20 Minuten, bevor sie die Bühne entern, endet.

Das Kölner "MTC" ist ein ziemlich kleiner, etwas schlauchförmiger Club, der vielleicht 300 Leute fasst. Ich bin gespannt, wie viele Leute sich wirklich hier versammeln werden, zumal gerade COG nach ewiger Abstinenz auch in Vergessenheit geraten sein könnte. Doch schon bald trifft man Fans aus Polen oder Irland, die sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Und so sind es wohl am Ende etwa 180 bis 200 Fans, die sich schließlich einfinden. Dass darunter auch ein langjähriger Leser und Forianer unseres Magazins ist, den ich nach mehr als zehn Jahren dann auch mal livehaftig zu Gesicht bekomme, ist dabei ein besonderer Bonus.

Den Anfang machen am heutigen Abend die Jungs von SLEEPMAKESWAVES, die sich hier schon einen sehr guten Namen als Live-Act erspielt haben und so auch von Beginn an ziemlich euphorisch bejubelt werden. Ob diese Euphorie von der Bühne auf das Publikum oder umgekehrt überschwappt, ist nicht ganz zu sagen, denn das Quartett gibt auf den Brettern Vollgas. Da gibt es viel Energie, die vom stellenweise auch mal ziemlich brachialen Post Rock des Vierers getragen wird. Ich muss zugeben, dass ich mich immer damit schwertue, mir die Songtitel bei instrumentalen Bands zu merken, und das ist auch hier nicht anders, was aber auch an Titeln wie 'To You They Are Birds, To Me They Are Voices In The Forest' liegt, welcher auf dieser Tour den Opener gibt. Sehr bekannt kommt einem aber natürlich die Coverversion des 90er-Klassikers 'Children' von ROBERT MILES vor, an dem man vor über 20 Jahren auch nicht vorbeikam, wenn man mit Trance so gar nix anfangen konnte. Doch hier zeigt sich, dass das schon eine starke Komposition ist, die auch im harten Gewand sehr gut funktioniert. Die Nummer ist übrigens auf der extra für diese Tour gepressten Split-7" zusammen mit COGs 'Drawn Together' enthalten, die man für angenehme sieben Euro erwerben kann. Überhaupt sind die Preise auf dieser Tour mehr als freundlich. Der Eintritt liegt bei 15 bis 18 Euro, CDs gehen für zehn Euro, Shirts und Longsleeves für 15,- Euro, Vinyl für 20,- Euro und Kapuzenpullover für 25,- Euro über die Theke. Das sieht man so sehr selten. Als nach einer Stunde 'Something Like Avalanches' den Gig beschließt, gibt es auf und vor der Bühne viele schwitzende, zufrieden lächelnde Körper zu sehen. Und das ist ja, was man von einem Konzert erwartet.

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Was uns bei COG (Abb. oben) erwartet, kann ich mir dank der "The Sound Of Three"-DVD sehr gut vorstellen. Eine intensive Show, die von der Spielfreude der Band und ihrer Musik lebt. Ganz ohne Schnörkel, ohne irgendwelchen Firlefanz. Und so kommt es dann auch. Bei 'Doors (Now And Then My Life Feels Like It's Going Nowhere)' groovt sich das Trio gemeinsam mit dem Publikum langsam in einen Rausch, der dann eine Stunde später enden soll. Klar, objektiv könnte man sagen, dass eine Stunde Spielzeit recht kurz ist, aber hätte ich die Aufgabe gehabt, eine einstündige Setlist zu erstellen, hätte es maximal eine Änderung gegeben ('Problem Reaction Solution' vermisse ich schon und hätte den famosen Opener ersetzen können). Schon dies dürfte euch sagen, dass ich am Ende verschwitzt und glücklich bin. Die Balance zwischen großen Hits wie 'My Enemy', 'Run' oder 'Birds Of Feather', neuen Songs wie 'The Middle' und 'Drawn Together' und eher progressiven Songs wie der bereits genannte Opener und der wohl beste Song der Band, 'The Spine', passt perfekt. Das Trio spielt mit ungekünstelter Hingabe, Flynn Gower singt großartig, Bassist Luke ist ein echter Flummi und Schlagwerker Lucius Borich beweist, dass er ein echtes Groove-Monster ist. Doch auch das Publikum kann man nur lobend erwähnen, ist die Textsicherheit doch hoch, was gerade bei 'My Enemy' oder 'Birds Of Feather' die Nummern noch mal signifikant besser macht. Besser machen es auch die wenigen, aber sympathischen Ansagen von Sänger Flynn, der die Dankbarkeit der Band in einfache, ehrliche Worte packt. Dass bereits vor dem Gig ein T-Shirt und die erwähnte Split-7" eingepackt wurden, ist da fast keine Erwähnung mehr wert. Dass das Vinyl dann beim Einkauf im Späti liegen gelassen wird und der Verfasser dieser Zeilen nach Ankunft im Hotel noch mal zurück muss, um diese dort glücklicherweise wieder in Empfang nehmen zu dürfen, haken wir als kleine Anekdote ab. Nach einer recht erholsamen Nacht kann Hamburg also kommen.

In Hamburg begleiten mich die Kollegen Holger, Marius und Daniel zum Konzert, denn solche Feste müssen auch gefeiert werden. Und das wird auch gemacht. Ich feiere also das Wiedersehen mit den Kollegen und das Wiedersehen mit den Bands. Das Hamburger "headCRASH" ist ein kleiner, alternativer Laden, bei dem einen im Flur zur Halle die Bilder von SLIPKNOT von der Wand entgegenspringen. Die Location selbst ist etwas kleiner als das Kölner "MTC", dafür im hübschen Quadrat. Heute geht COG zuerst auf die Bühne (es ist ja eine Co-Headlinertour) und das Trio spielt bis auf 'Drawn Together' den gleichen Set wie in Köln. Kollege Holger merkt bereits beim vom Band kommenden Intro zu 'Doors (Now And Then My Life Feels Like It's Going Nowhere)' an, dass das ein toller Gig wird, weil Flynn, Luke und Lucius bereits da voll in ihrer Musik aufgehen. Und obwohl es so kommt, werde ich Holger jetzt keine prophetischen Fähigkeiten zusprechen. Die Herren wirken zwar noch tighter, noch energischer, einfach noch besser, aber das war eben auch zu erwarten. Nicht so gut wie in Köln ist allerdings das Publikum, da hier nur etwa 80 bis 100 Leute anwesend sind. Das ist schon etwas enttäuschend. Die machen dafür aber ordentlich Halli Galli, vor allem die Australier in der ersten Reihe, die am nächsten Tag auch in Berlin auftanzen werden.

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Auch SLEEPMAKESWAVES (Abb. oben) zieht danach alle Register und spielt einen bärenstarken Gig. Schade nur, dass vor allem zu Beginn der Sound etwas undifferenziert ist und man so die Gitarren nicht so heraushören kann, wie man es gerne möchte. Dennoch überzeugt auch das Quartett erneut, sodass Kollege Daniel gleich einen Großteil der Diskographie einpackt. Das Ende des Gigs sieht dem von Köln sehr ähnlich: schwitzende und lächelnde Gesichter, wohin das Auge reicht. Dass später COG-Bassist Luke noch einmal bei uns vorbeischaut und sich bedankt, sowie generell jedem noch anwesenden Besucher per Handschlag dankt, zeigt erneut, mit wie viel Bodenständigkeit und Freude beide Bands hier unterwegs sind. Ehrensache, dass hier noch einmal ein Shirt mitgenommen wird.

Es geht in die Heimat und Hauptstadt. Ich habe recht große Erwartungen an Berlin, leben doch auch recht viele Australier hier. Zwar ist der Zuschauerzuspruch auch hier mit etwa 200 Nasen überschaubar, aber dennoch besser als in Hamburg und Köln. Und zudem ist das Publikum absolut textsicher, wie sich von den ersten Tönen von 'Doors' feststellen lässt. Leider muss der Gig heute um drei Songs ('The Middle', 'Drawn Together' und 'Run') gekürzt hat, weil Flynn Probleme mit der Stimme hat und zwischen jedem Song gefühlt einen Becher Tee zu sich nimmt, aber der Klasse der Show schadet dies nicht. Im Gegenteil, die Stimmung ist besser als bei den beiden vorherigen Stationen, was sicher an den vielen sing- und trinkfesten Australiern liegt. Bei 'My Enemy' und 'Bird Of Feather' kann das Publikum dann auch mal den kompletten Refrain übernehmen und bei 'The Spine' wird der komplette "Spoken Word"-Part am Anfang mitexerziert. Coole Sache. Und so ist der Berlin-Gig trotz seiner Kürze doch tatsächlich der beste Auftritt im bisherigen Tourverlauf.

Danach ist es für SLEEPMAKESWAVES nicht besonders schwer, die Stimmung auch ganz ohne Vocals hochzuhalten. Hier in Berlin schauen die Aussies regelmäßig vorbei, sodass auch hier ein Großteil der Zuschauer mit dem Material der Post Rocker vertraut zu sein scheint. Die Setliste unterscheidet sich nicht vom Vortag und dass die Jungs immer mit viel Enthusiasmus dabei sind, habe ich ja bereits erwähnt. Warum sollte es hier anders sein? Und so endet der Abend damit, dass ich auch am dritten Tag bei meinem neuen Freund, dem Merch-Mann, auftauche und dieses Mal eine LP von SLEEPMAKESWAVES einpacke.

Leider kann ich dann aus familiären Gründen die geplante Reise nach München am nächsten Tag nicht antreten, aber Kollege Thomas Becker war sehr begeistert, zumal COG dort wieder das volle Programm gespielt hat. Mein Fazit ist glasklar: falls COG noch einmal in Deutschland auf Tour kommt, werde ich wohl erneut so viele Gigs wie möglich besuchen. Und SLEEPMAKESWAVES ist natürlich in Berlin auch immer Pflichtproramm. Das war eine absolut lohnenswerte Geschichte.

Setliste COG: Doors (Now And Then My Life Feels Like It's Going Nowhere); Are You Interested?; What If; Resonate/Jam; The Middle (nicht in Berlin); Run (nicht in Berlin); The Spine; Drawn Together (nicht in Hamburg/Berlin); My Enemy; Bird Of Feather

Setliste SLEEPMAKESWAVES: To You They Are Birds To Me They Are Voices In The Forest; In Limbs And Joints; Midnight Sun; Glacial; Emergent; The Stars Are Stigmata; Great Northern; Children; Keep Your Splendid Silent Sun; Something Like Avalanches

Redakteur:
Peter Kubaschk

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