Christmas Bash 2017 - Geiselwind

22.02.2018 | 17:10

01.12.2017, Eventzentrum

Geiselwind zum Jahresausklang!

Gut ausgeruht und nach einem reichhaltigen Frühstück geht es am Samstag bereits am frühen Nachmittag weiter. Mit insgesamt neun Bands ist das Programm sogar noch voller und stilistisch abwechslungsreicher als am gestrigen Freitag. Eröffnen darf heute die Band BETRAYAL, die mit ihrem Death-Metal versucht, die noch etwas müde wirkenden Zuschauer auf Betriebstemperatur zu bringen. Viele sind noch nicht da, vielleicht 50 Leute versammeln sich vor der Bühne. Diese lassen es sich jedoch nicht nehmen, das gute Stageacting der Truppe mit angemessenem Applaus zu honorieren. Die Band war mir bisher nicht bekannt, aber die kann man mal im Auge behalten. Ein durchaus gelungener Einstand am noch frühen Samstagnachmittag.

Auch ANTIPEEWEE war mir bisher nicht bekannt, mit ihrem recht rotzigen Thrash überzeugen mich die Jungs jedoch ziemlich schnell. Mittlerweile finden sich immer mehr Leute vor der Bühne ein, die ebenso bereitwillig mitgehen und applaudieren. Auch ein guter Auftritt, die Jungs würde ich mir jederzeit wieder anschauen.

Als erste Melodic-Metal-Band des Festivals darf nun WINTERSTORM ran. Am Auftritt gibt es auch nicht viel auszusetzen, es gibt gutes Stageacting sowie viel Interaktion mit dem Publikum zu sehen. Leider kommen die Keyboards komplett aus der Konserve, das ist der einzige Schatten einer ansonsten rundum gelungenen Performance. Der Zuschauerraum vor der Bühne ist jetzt schon ziemlich gut gefüllt und auch der Applaus wird von Song zu Song lauter.

Nun steht erstmal True Metal auf dem Programm. MAJESTY ist richtig gut drauf und spielt eine gute Mischung aus älteren Sachen und Songs von der aktuellen Scheibe "Rebels". Bei mehreren Tracks heizt Sänger Tarek die Meute an, die ihn dann bereitwillig unterstützt und den Song textsicher mit ihm zusammen singt (z.B. 'Yolo Hm'). Obwohl einige Texte und Songs der Jungs schon recht albern wirken, muss man zugeben, dass es live ganz gut ankommt und offenbar auch die Menge begeistern kann.

Als nächstes gibt es wieder was Besonderes, denn ROSS THE BOSS spielt Songs seiner früheren Band MANOWAR. Bereits nach wenigen Minuten zeichnet sich ab, dass dies der bisherige Höhepunkt des Tages ist, denn sowohl die Band als auch die Zuschauer laufen zu Höchstform auf. Ross hat sich einen wirklich guten Sänger geangelt, man hat zeitweise echt den Eindruck, als würden die echten MANOWAR da leibhaftig auf der Bühne stehen. Jeder, aber wirklich jeder Song wird vom textsicheren Publikum lautstark mitgesungen, was die Band zusätzlich motiviert, wirklich alles zu geben. Einige Tracks werden etwas abgewandelt gespielt, so wird beim Finale 'Hail & Kill' beispielsweise ein zusätzliches Solo am Anfang eingebaut. Der Auftritt erreicht fast die gleiche Intensität wie OVERKILL gestern und ist somit das bisherige Highlight des Tages.

In eine musikalisch ganz andere Kerbe hauen die Finnen von TURISAS, die als nächstes auf dem Programm stehen und mit ihrem sehr melodischen Folk-Metal das Publikum bereits nach wenigen Takten begeistern. Die Jungs sind sichtlich bemüht und bewegen sich viel auf der Bühne, trotzdem erreicht der Applaus nicht ganz die Lautstärke wie noch zuvor bei Ross. Schade ist auch, dass die Band etwas früher als geplant aufhören muss zu spielen und somit leider für drei weitere Songs keine Zeit mehr ist. Gerüchten zufolge ist das dem Umstand geschuldet, dass der folgende Act EDGUY unbedingt pünktlich mit seiner Show beginnen will.

Als Tobias Sammet, der Sänger von EDGUY die Bühne betritt, erzählt er erstmal, dass er mit dem letzten Auftritt der Truppe in Geiselwind unzufrieden ist und es diesmal auf jeden Fall besser machen will. Die Zeichen dafür stehen auch gut, denn die Band hat vor kurzem ein Best Of-Album veröffentlicht und will heute auch nur Songs aus diesem spielen. Die Stimmung ist anfangs noch ziemlich gut, wird dann aber mit jedem Song komischer. Das liegt nicht an der Performance der Jungs, denn wenn sie spielen, dann spielen sie richtig gut. Leider lässt es sich Tobi nicht nehmen, zwischen den Tracks gefühlte Romane zu erzählen, was bereits nach kurzer Zeit sehr nervt. Daraufhin verlassen viele Zuschauer die Halle, um sich draußen bei einer Zigarette darüber aufzuregen. So bekommt auch das Gerücht um den verkürzten Auftritt von TURISAS einen noch faderen Beigeschmack. Nach etwa zwei Dritteln der Spielzeit habe auch ich von Tobis Gelaber genug und verziehe mich mit meinem Bier nach draußen in den Raucherbereich. Lieber Tobi, ich weiß zwar nicht wie der letzte Auftritt in Geiselwind war, aber das war leider gar nix.

Nachdem der gröbste Durst gestillt und die Nikotinsucht befriedigt ist, geht es wieder in die Halle, denn DORO legt los. Auch sie gibt ein Special-Set zum Besten, denn ihr Album "Triumph & Agony" (noch unter dem Banner WARLOCK erschienen) feiert dieses Jahr seinen 30. Geburtstag. Der Schwerpunkt der Setliste konzentriert sich daher auf diese Scheibe, aber auch sonst hat sie viele olle Kamellen im Gepäck, was beim Publikum natürlich sehr gut ankommt. Die gute Doro ist ja auch dafür bekannt, dass sie gerne mal zwischen den Songs labert, aber heute bleibt das zum Glück alles im erträglichen Rahmen. Von ihren Livequalitäten konnte ich mich schon mehrfach überzeugen, und auch heute liefert sie wieder eine geile Show ab. Das sehen auch die übrigen Zuschauer so, denn die Stimmung erreicht fast dasselbe Ausmaß wie vorhin bei ROSS THE BOSS. Jetzt nochmal schnell zur Bar, den Flüssigkeitshaushalt auffüllen, denn es folgt noch der Headliner.

Nach einer etwas längeren Umbaupause legt dann endlich KREATOR los. Für ihr letztes Konzert im Jahr 2017 ziehen die Jungs wirklich nochmal alle Register, und fahren unter anderem Pyrotechnik sowie eine Konfetti- und Lamettakanone auf. Schnell bildet sich vor der Bühne ein ausgelassener Pit und auch einige Crowdsurfer finden den Weg von hinten bis vor die Bühne. Natürlich spielen Mille und seine Jungs viel vom aktuellen Nr. 1-Album "Gods Of Violence", aber auch die Bandklassiker kommen selbstverständlich nicht zu kurz. Dass sie live immer noch eine Macht sind, demonstrieren sie heute mal wieder eindrucksvoll, sehr zur Freude der Zuschauer. Man merkt zwar, dass diese nicht mehr ganz so frisch sind wie gestern, aber sie geben nochmal alles und auch der Pit köchelt weiterhin vor sich hin. Die Intensität der gestrigen OVERKILL-Show wird zwar nicht ganz erreicht, aber sehr weit davon entfernt ist es jetzt auch nicht.

Fazit Samstag: Der Tag hatte von Höhen bis Tiefen alles zu bieten. Insgesamt neun Bands verschiedener Stilrichtungen garantierten ein abwechslungsreiches Programm. Bis auf den für mich leider enttäuschenden Auftritt von EDGUY war auch alles absolut sehens- und hörenswert, die Highlights waren jedoch ganz klar ROSS THE BOSS, DORO und natürlich KREATOR. Insgesamt würde ich sagen, dass der Freitag der interessantere Tag war, denn da konnten wirklich alle Bands überzeugen. Das Eventzentrum in Geiselwind ist generell eine meiner liebsten Lokalitäten was Konzerte und Festivals angeht. Nur die Getränkepreise sind für die Region schon sehr hoch und dürften gerne etwas fanfreundlicher gestaltet werden. In diesem Sinne, vielleicht sieht man sich im nächsten Jahr.

Redakteur:
Hermann Wunner

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