Communic/Scar Symetry - Berlin
10.10.2006 | 10:5405.10.2006, Knaack
RESPAWN
Als wir um kurz vor neun das Knaack betreten, ist der kleine Club noch relativ spärlich gefüllt. Doch mit den ersten Tönen der Lokalmatadore von RESPAWN versammeln sich die Metaller vor der kleinen Bühne. Ich hatte bisher alle Gelegenheiten, die Berliner Thrasher mal live zu begutachten, verstreichen lassen und bin entsprechend neugierig.
Das Quintett ist auf der Bühne sehr agil und ihr Thrash Metal lädt auch zum Haarschütteln ein. Zumindest in den ersten Reihen sieht man auch einige Haare fliegen, was bei Songs wie 'Disperse The Shadows' oder 'Solid Deserts' auch ein Leichtes ist. Ich finde RESPAWN dennoch nur ganz nett, was vor allem daran liegt, dass mir der Gesang von Roland nur in den tieferen Regionen gut gefällt. Wenn er allerdings in hohes Keifen ausbricht, bin ich weit davon entfernt, mich zu begeistern. Und dies ist gar nicht so selten der Fall. Dennoch, für einen Opener sind RESPAWN eine gute Wahl und bringen in dieser Rolle schon einige Nacken zum Glühen.
[Peter Kubaschk]
SCAR SYMMETRY
Aller guten Dinge sind drei: Nach dem überzeugenden Summer Breeze-Gig im August und einer eher durchwachsenen Show auf dem ProgPower Europe vor einigen Tagen, die insbesondere unter der schwachen Gesangsleistung von Christian Älvestam litt, ist das heute so etwas wie mein persönliches "make it or break it"-Erlebnis: Sind SCAR SYMMETRY nun eine gute Live-Band oder nicht?
Kurz: Sie sind es! Christian zeigt sich in Top-Form, und wenn nicht Gitarrist und Background-Sänger Jonas Kjellgren bei den klaren Gesangspassagen ab und an kolossal neben der Spur liegen würde (besonders drastisch zeigt sich das im Refrain von 'Mind Machine'), wäre alles noch ein Spur perfekter. Christian hat wirklich Gold in der Kehle, auch wenn ich seine Eigenart, sich bei den clean vocals mit der Hand ans Ohr zu fassen, immer noch etwas befremdlich finde, aber so lange er dadurch den richtigen Ton trifft ... zudem wirkt sich die kleine Bühne im Knaack irgendwie positiv auf das Zusammenspiel der einzelnen Musiker aus. Die beiden Gitarristen liefern sich nicht nur optisch spannende Duelle, und Bassist Kenneth Seil post sowieso wie ein Großer.
Obwohl die Schweden in der Besetzung erst seit zwei Jahren zusammen spielen, merkt man ihnen die langjährige Erfahrung, die sie in unzähligen anderen Bands sammeln konnten, deutlich an. Und auch die häufige Live-Präsenz der letzten Monate zahlt sich aus: Das Publikum geht mächtig ab, zeigt sich bei 'The Illusionist' ziemlich textsicher und sorgt durch anhaltende Begeisterungsstürme dafür, dass SCAR SYMMETRY zumindest hier in Berlin den eigentliche Headliner der Tour darstellen. Was die Jungs durchaus zu würdigen wissen, wie die strahlenden Dankesbekundungen des Fronters zeigen.
Die Setlist teilt sich wie auch auf dem ProgPower-Gig jeweils zur Hälfte auf die beiden Alben auf, und inzwischen gefallen mir die "Symmetric In Design"-Werke (die Scheibe besitze ich leider noch nicht) genauso gut wie die des "Pitch Black Progress"-Albums. Vor allem das spontan noch als (lauthals geforderte) Zugabe dargebotene 'Veil Of Illusions' glänzt durch diese mächtigen Ohrwurm-Refrains, für die der Fünfer ein sehr gutes Händchen hat. Und jeder, der den Hype um SCAR SYMMETRY bisher etwas übertrieben fand, dürfte heute Abend eines besseren belehrt worden sein - wenn diese Formation auf dem Niveau weitermacht, zählen sie vermutlich sehr bald zur Elite der schwedischen Melo-Death-Bands.
[Elke Huber]
Setlist:
Calculate The Apocalypse
Slaves To The Subliminal
Chaosweaver
Abstracted
Mind Machine
Reborn
Underneath The Surface
Retaliator
Obscure Alliance
The Illusionist
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Veil Of Illusions
COMMUNIC
Meine Herren! Was haben SCAR SYMETRY abgeräumt. Da ist es klar, dass es für das norwegische Trio nicht leicht wird. Denn so viel Spaß und Singalong wie SCAR SYMETRY gibt es bei COMMUNIC natürlich nicht. Der düstere, progressive Power Metal ist doch deutlich eher Kopfmusik als Live-Mucke. Entsprechend ist das Publikum im Knaack auch deutlich zurückhaltender als bei den Schweden zuvor. Hier wird mehr auf die Finger von Frontmann Oddleif geschaut als sich der Nacken steif geschüttelt. [Außer Kollege Martin Schaich - dessen Locken sehe ich die ganze Zeit über durch die Luft fliegen - Anmerkung Elke.] Und auch wenn die Jungs lange nicht mehr so statisch agieren wie bei den Auftritten zuvor und Oddleif auch erste Entertainerqualitäten offenbart, will der Funke nur sehr gemächlich überspringen. Die Mitsingspielchen klappen nicht besonders gut und auch sonst sind euphorische Reaktionen nur selten auszumachen. Die durch die Bank großartigen Nummern werden zwar laut beklatscht, dennoch lichten sich die Reihen mit jedem Song zusehends.
Nach der letzten Nummer 'Fooled By The Serpent' ist sicher die Hälfte des Publikums nicht mehr vor der Bühne zu sehen. Dennoch wird natürlich nach einer Zugabe verlangt. Diese gibt es überraschenderweise mit dem zehnminütigen 'They Feed On Our Fear'. Danach verschwinden die Norweger erneut und so mancher wundert sich, warum sie nicht 'Conspiracy In Mind' gespielt haben. Dazu kann man hinterher nur eines sagen: Selbst schuld! Wie uns Oddleif im Anschluss verrät, hatte man sich 'Conspiracy In Mind' als zweite Zugabe aufgehoben, aber da das Publikum keine verlangt, gibt es diese auch nicht. Dumm gelaufen.
Alles in Allem sind die knapp 65 Minuten COMMUNIC gute Unterhaltung einer aufstrebenden Band, die sich auch auf der Bühne immer besser macht. Allerdings haben sie im Vorprogramm eine bärenstarke und sehr erfahrene Liveband im Gepäck, die den Headliner zumindest an diesem Abend an die Wand spielt.
[Peter Kubaschk]
Setlist:
Frozen Asleep In The Park
Communication Sublime
Under A Luminous Sky
Waves Of Visual Decay
Silence Surrounds
Fooled By The Serpent
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They Feed On Our Fear
- Redakteur:
- Elke Huber