Crimson Glory, Kamelot - Ludwigsburg

28.10.2000 | 09:31

15.04.2000, Rockfabrik

Mit 180 Besuchern, dürfte dies wohl einer der am schlechtesten besuchten Gigs im Verlauf dieser Tour gewesen sein. Nachdem allerdings gestern Stratovarius und Rhapsody in Stuttgart spielten war dies fast zu befürchten gewesen.

Gegen 20.10 ertönte das Intro von Evergrey. Mit einer etwas statischen Bühnenshow spielten die Schweden eine Art depressiven Powermetal. Die apokalyptisch anmutenden Keyboards erinnterten gelegentlich an Moonspell während die Reibeisenstimme von Tom Englund und die Riffs und Doublebass doch eher aus dem Powermetalbereich stammen dürften. Erstaunlich war die hohe Lautstärke mit der Evergrey von der Bühne tönten - für einen Opener war das mal wirklich laut. Das halbstündige Programm war ganz gut und hat sicherlich den einen oder anderen neugierig gemacht.

Als nächstes traten die Melodic Powermetaller Kamelot auf die Bühne. Roy Khan (Ex Conception) zeigte den Fans wo der Hammer hängt. Mit seiner emotionalen Show und der fantastischen voluminösen Stimme konnte er voll überzeugen. Die Stimmung im Publikum stieg mit jedem Song weiter an. Die Songtexte waren zwar nur einigen wenigen bekannt, diese gröhlten aber umso lauter mit. Kamelot überzeugten auf der ganzen Linie und das war an den Reaktionen im Publikum deutlich zu merken. Die Songs kamen hauptsächlich von der aktuellen Scheibe \"The Fourth Legacy\". Ob straighte Powersongs wie \"New Allegiance\" oder gefühlvolle Balladen wie \"A Sailorman\'s Hymn\". Kamelot spielten ein umfassendes Repertoi. Der Auftritt an sich war viel zu schnell zu Ende und schon war es die Zeit für die Zugabe. Nights Of Arabia war der krönende Abschluss. Der Song ist schon auf dem Album einer der besten, aber live war er ein absoluter Hit. Und der Beifall der 180 kannte keine Grenzen.

Nun war es Zeit für Crimson Glory. Ohne Zweifel, der Erwartungsdruck war groß nach der exzellenten Performance von Kamelot. Insbesondere Sänger Wade Black wurde von allen kritisch erwartet , ob er denn auch die Stelle von Ex-Shouter Midnight ausfüllen konnte.
Leider beschlich mich dann sogleich das erste ungute Gefühl als dann das ewige lange und zudem noch langweilige Intro der neuen Scheibe „Astronomica“ ertönte.
Die Band wiederholte genau den gleichen Fehler den sie auf der Aufnahme produziert hat, nämlich eine etwas unglückliche Reihenfolge der Songs. Nach der Introquälerei March to Glory tauchten die Crimsons dann livehaftig auf dem Szenario auf und Wade Black durfte endlich die Trommelfelle der Zuschauer strapazieren. Besonders bei den neuen Songs ertappte ich mich doch einige Male beim Ohren zuhalten, denn die Frequenz des neuen Shouters tendierte ab und zu in Richtung Körperverletzung (oder war es doch ein Monitorfeedback???) Zurück zu den Songs. Gleich zu Beginn die gleiche Reihenfolge wie auf Astronomica“. War of the Worlds und New World Machine, beides eher schwächere Songs des Crimson Reportoirs .gefolgt vom Klassiker Where Dragons rule und dem neuen Titeltrack.
Der Band war die Spielfreude anzusehen, besonders das geniale Gitarrenduo Ben Jackson und Jon Drenning sprühte geradezu davon. Dies konnte man von Bassist Jeff Lords nicht gerade behaupten, obwohl spielerisch genial, passte er nicht ins Bild der sympathischen Amis. Der viel zu Basslastige Sound (das sage ich, der eigentlich selber Bassist ist und dementsprechend immer über den viel zu leisen Basssound meckert) unterdrückte leider die Crimsontypischen Gitarrenläufe und als dann noch mit Lucifer’s Hammer das übelste Lied der neuen Scheibe zelebriert wurde , stieg die Enttäuschung in mir auf.
So brauchten die Fans und auch die Band eine kleine Eingewöhnungszeit, bis der richtige Funke übersprang. Dies geschah dann endlich nach einer guten halben Stunde , als Masque of the red Death von meiner Lieblingsscheibe Transcendence gespielt wurde. Von diesem Zeitpunkt an nahm das Konzert eine positive Wendung. Der Sound klang besser abgestimmt, Sirene Black hatte die fiesesten Töne hinter sich gebracht und überzeugte bei weiteren Klassikern wie Lady of Winter und neuem stärkerem Material (Edge of Forever; Touch the Sun). Sogar Jeff Lords wirkte aufgetaut. Hervorzuheben sollte ich auch noch die Präsenz des sympathischen Gast-Keyboarders Ferdi Domberg von Rough Silk. Seine Show und nicht zuletzt seine nette Art kam besonders gut an. Der Schluß der Pflichtrunde wurde vom Mitgröhlhit Dragon Lady vom Debutalbum angeführt. Für mich das Highlight des Auftritts, da hier endlich einmal alles zusammenpaßte, vom Sound bis zu den Zuschauerreaktionen, endlich mal keinen zweifelnden Gesichter.
Nach Valhalla und Azrael verließ die Band dann die Bühne und wurde verdientermaßen nochmal zur Zugabe zurückgejubelt. Die Zugabe bestand aus den Songs in Dark Places und natürlich, Red Sharks, dem wohl bekanntesten Rockfabrik Hit dieser Band, der lauthals mit gesungen wurde. Und ein letztes Mal wurden die Köpfe im Takt geschüttelt. Für mich bleibt als Fazit eher ein gemischtes Gefühl, vor allem aufgrund der ersten halben Stunde. Ohne diese Anlaufschwierigkeiten hätte ich den Auftritt wohl eher genießen können. Vielleicht war aber auch die angespannte Erwartung einfach zu hoch für eine Band, die das letzte Mal vor 13 Jahren auch in der Rockfabrik auftrat. Mit besser abgestimmten Sound und Songmaterial traue ich diesem Line-Up in Zukunft wirklich gute Konzerte zu. Und so hebe ich mir diese Hoffnung für das Bang your Head in Balingen auf. Insgesamt blieben Crimson Glory doch weit hinter den Erwartungen zurück.

Vladimir Catalina und

Redakteur:
Georg Weihrauch

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