Cruachan/Black Messiah - Innsbruck
23.09.2005 | 17:4321.09.2005, Hafen
Nachdem ich bereits vor einem knappen Jahr vom ersten Deutschland-Auftritt der irischen Pagan Metaller in Gießen berichten durfte, wird mir heute die Ehre zuteil, auch Zeuge des Österreich-Debüts von CRUACHAN zu werden. Diesmal hält auch das Auto, so dass einem unterhaltsamen Abend nach zweieinhalb Stunden entspannter Fahrt durch die Alpen samt Vorland nichts im Weg steht. Der mittelgroße Saal des Clubs "Hafen" in Innsbruck ist eine recht schöne, gemütliche Konzerthalle, die mit zirka hundert zahlenden Gästen zwar bei weitem nicht ausverkauft, aber dennoch recht ansehnlich besucht ist, was die Voraussetzungen für ein gutes Mitgehen des Publikums schafft. Dazu trägt sicher auch die Tatsache bei, dass die Bands scheinbar gut miteinander auskommen und sich gegenseitig nach Kräften unterstützen. So sieht man bei allen drei Bands Musiker der anderen Gruppen im Publikum, und auch auf der Bühne gehen sich die Jungs gegenseitig zur Hand, was nicht unwesentlich zur familiären Stimmung des ganzen Events beiträgt.
FERRUM NORICUM:
Den Anfang darf der lokale Support FERRUM NORICUM machen. Die Jungs aus dem österreichischen Krems sind sichtlich bemüht, die Leute mit ihrem stampfenden, teilweise recht hymnischen Death Metal, der auch mit dezenten Elementen aus Black- und Pagan Metal aufwarten kann, in Bewegung zu bringen, doch das will nur bedingt gelingen, da die Band selbst auch nicht unbedingt unbändigen Bewegungsdrang ausstrahlt, sondern sich auf der Bühne eher statisch verhält. Manches ist noch ein wenig holprig, was aber nicht wirklich negativ ins Gewicht fällt. So hinterlassen Stücke wie das mit einer cleanen Einleitung versehene 'Under The Banner Of Black', das speedige 'Victorious Onslaught' oder der mächtige Groover 'Berzerk' (so hab ich die Titel zumindest verstanden) einen ganz passablen Eindruck und die Jungs, allen voran der Sänger, kommen sehr sympathisch, wenn auch etwas schüchtern rüber. Wenn die Band in punkto Eigenständigkeit noch ein wenig an sich arbeitet und dazu noch mehr Bühnenkilometer abspult, dann wird da ziemlich sicher noch mehr draus werden. Ein netter Einstieg in den Konzertabend ist dank der FERRUM NORICUM-Jungs auf jeden Fall gelungen, auch wenn der Applaus zwar höflich, aber dennoch ein bisschen zurückhaltend ist.
BLACK MESSIAH:
Das ändert sich bei den Ruhrpott-Heiden von BLACK MESSIAH schlagartig, die bei ihrem ersten Auftritt in Österreich scheinbar schon auf eine ganz ordentliche Gefolgschaft bauen können und somit von Beginn an richtig abgefeiert werden. Der Jubel ist auch absolut verdient, weil das Sextett wirklich mit unbändiger Energie durch seine schnellen und melodischen Schlachthymnen brettert und dabei richtig gute Laune im Publikum verbreitet. Die Ankündigung von Sänger Zagan, man wolle ein kleines bisschen gegen das Christentum wettern und ansonsten eine tolle Party feiern, wird dankbar angenommen und mich freut besonders, dass die recht pathetisch-antichristlichen Texte, die mich noch bei der Albumbesprechung ein wenig gestört haben, live doch deutlich augenzwinkernder rüberkommen. So steht guter, headbangender Ausgelassenheit nichts mehr im Wege, und nachdem das Publikum jeden Song ausgiebig beklatscht, präsentiert sich auch die Band in blendender Spiellaune und kämpft sich Stück für Stück durch das aktuelle Album "Oath Of A Warrior", wobei vor allem Zagans Geigeneinlage bei der Schwerthymne 'Christenfeind' den öfters vorhandenen, leicht folkloristischen Einschlag der Band schön unterstreicht. Gerade dieser Part wird vom Publikum besonders wohlwollend aufgenommen, sowie auch die von den Keyboards schön untermalte Epik, welche die Musik auch in den schnellen und aggressiven Passagen begleitet, aber dabei der Härte des Materials keinerlei Abbruch tut. Nach dem Ende des regulären Sets werden die Essener noch zweimal lautstark zurück an die Instrumente gerufen, und sie lassen sich auch nicht zweimal bitten und haben für das hungrige Publikum noch zwei echte Highlights im Sack, von denen das erstere eine faustdicke Überraschung für Neulinge in Sachen BLACK MESSIAH darstellt: Packen die Fellträger doch tatsächlich ein wahnwitzig hartes Cover von DSCHINGIS KHANs Uralthit 'Moskau' aus! Unnötig zu erwähnen, dass dieses Stück in dieser Version auch ein kleines Auditorium gut anheizen kann. Zum Schluss gibt es mit dem sehr vielversprechenden 'Father Of War' noch einen guten Vorgeschmack auf das kommende Album, bevor die schwarzen Erlöser zufrieden die Bretter verlassen dürfen, um sich kurz darauf wieder rechtzeitig zum Gig von CRUACHAN vor der Bühne einzufinden.
Setliste:
Götterdämmerung (Intro)
A New Messiah
Blutsbruder
Bury The Lambs...
Riding The Drakkar
Christenfeind
Der Eid
Moskau
Father Of War
CRUACHAN:
Die Kriegsbemalung und traditionelles keltisches Beinkleid tragenden Iren wirken auf mich zunächst ein wenig angespannt, doch schon nach wenigen Takten beginnt das Eis zu schmelzen und Band und Publikum sind bereit für eine Lehrstunde in Sachen keltischen Pagan Metals. Die Setlist wurde gegenüber letztem Jahr nur geringfügig umgestellt, wobei die Reihenfolge der Stücke doch eine gewisse Modifizierung erfahren hat. So steigen Karen (wie üblich ganz in Weiß), Keith & Co. heute sehr eindrucksvoll mit dem mystischen 'Ard Ri Na Heireann' ein, dem das härter rockende 'Bloody Sunday' folgt. Garstigere Töne schlagen die Herrschaften von der grünen Insel mit der Zorneshymne 'Pagan' an, bevor das vornehmlich von Karen wunderbar gesungene 'Sauron' wieder etwas verspieltere Züge offenbart. Es folgt der geheimnisvollste Teil des Konzertes mit den beiden wunderschönen keltischen Hymnen 'Children Of Lir' und 'The Middle Kingdom'. Gerade bei diesen und ähnlich gelagerten Stücken wie 'The Gael' ist es erneut John Ryan, der sich mit seinem sympathischen Auftreten als das Unterhaltungstalent der Band schlechthin erweist und dabei ein ganzes Arsenal von mehr oder weniger exotischen Instrumenten auffährt, die CRUACHAN eben den einzigartigen Klang und den speziellen Reiz verleihen. Sei es ein Banjo, eine Mandoline, eine Zinnpfeife oder sein Stamminstrument, die E-Geige, John beherrscht sie alle perfekt, und wenn dann Bandleader, Sänger und Gitarrist Keith Fay auch noch sein Tamburin auspackt, dann ist die besondere Atmosphäre, welche diese Band ausmacht, einfach wieder unnachahmlich schön. Ein großes Kompliment möchte ich erneut auch dem Gesangsduo machen. Karen Gilligan singt ihre Parts je nach Bedarf unheimlich kraftvoll oder sehr sanft und ergänzt sich perfekt mit Keith Fay, der in den epischeren Stücken die schwarzmetallisch keifenden Parts übernimmt, andernorts aber auch gute Folklaune verbreiten kann, wie bei den Traditionals 'The Rocky Road To Dublin' und 'Some Say The Devil Is Dead' (statt 'Celtica' ins Programm genommen), die sich als echte Stimmungshits erweisen und durchaus den ein oder anderen anwesenden Fan das Tanzbein schwingen lassen. Gerade 'Some Say...' kommt richtig gut an, und der von allen männlichen Bandmitgliedern (Karen hat Pause) geschmetterte Refrain animiert auch das Publikum zum Mitsingen. Weitere Highlights des Konzertes sind das von Karen und Keith wirklich gigantisch gesungene 'Ride On', sowie 'Is Fuair An Chroí' mit seinem unglaublich intensiven Hauptriff und dem tollen Refrain. Auch die Anti-Wikinger-Hymne 'Viking Slayer' gehört zu den stärksten Momenten der Dubliner, doch der Song, der nun verdientermaßen am Ende des Sets steht, setzt dem noch eins drauf: 'Ossian's Return' hat einfach alles, was CRUACHAN auszeichnet und ist an Epik, Intensität und wirklich überragendem Gesang nicht zu überbieten, und so fällt es dann auch kaum negativ ins Gewicht, dass die Band sich trotz stürmischen Applauses nicht zu einer Zugabe erweichen lässt. Dieses Stück ließe sich eh nicht mehr überbieten. So bleibt als Fazit, dass mein zweiter CRUACHAN-Gig mit 75 Minuten Spieldauer erneut ein kleines bisschen kurz war, dafür aber musikalisch komplett überzeugend und wie immer sehr unterhaltsam, auch wenn der eine oder andere anwesende Fan gerne das ein oder andere Stück vom Debütalbum "Tuatha Na Gael" gehört hätte. Dennoch: Ich kann jedem Pagan- und Folk-Metal-Fan mit Vorliebe für keltische Melodien nur dringend empfehlen, sich CRUACHAN bei Gelegenheit mal live zu geben. Ihr werdet es sicher nicht bereuen, denn diese Band ist durchweg einzigartig und auch stets eine (weite) Reise wert.
Setliste:
Ard Ri Na Heireann
Bloody Sunday
Pagan
Sauron
Children Of Lir
The Middle Kingdom
Is Fuair An Chroí
Michael Collins
The Gael
Rocky Road To Dublin
Ride On
Viking Slayer
Some Say The Devil Is Dead
Ossian's Return
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle