Cult Of Luna - Leipzig

18.03.2007 | 12:46

13.02.2007, Conne Island

Schweden im Rausch und Rauch.

Der Frühling kommt dieses Jahr schon Anfang Februar. Warum eigentlich gehen wir dann zu so winterlich-destruktiver Musik, wie CULT OF LUNA diese anbieten? Tatsächlich habe ich bei keinem der Musiker und bei sehr wenigen der Anwesenden ein Lächeln erblicken können. Das mit destruktiv ist aber im Großen gesehen ein Vorurteil. Nach Verlassen des Clubs lassen sich die wegstrebenden Schweden aus ihrem knallroten Tour-PKW zu einem Lächeln und gar Winken hinreißen. Arme Muckerbachen, müssen morgen schon in Wien sein! Krasser Job.

Es gibt viele, die der Ankündigung des Conne Island - "Mischung aus ISIS und NEUROSIS – das Konzert des Monats in diesem Haus" - gefolgt sind. Es ist voll, dass die Getränke beim Durchstolpern hoch über dem Kopf wie eine Art Flaschenpflug vor sich hergeschoben werden. Die Stimmung ist gespannt und friedfertig. Ich erkenne ein DISILLUSION-Mitglied, erkenne den RODEO QUEEN-Sänger und treffe auch Master Mourner, der uns leicht wankend verspricht, uns später seine Fotos zur Verfügung zu stellen. Überhaupt lohnt es sich, auf dessen Webseite herumzuschnarchen: http://mourner.funpic.de/ .

Von den Eingänglern CONVOJ bekommen wir nicht mehr allzu viel mit, die Mischung aus derzeit angesagtem Rockpop und Gefiepe und hektischem Gesang spricht mich auch nicht sonderlich an. Erstens bin ich ja noch in der Begrüßungsphase und hör nur so lala hin, und zweitens finde ich das ziemlich austauschbar. Also Sozialverhalten testen. Die Mischung stimmt, das Verhältnis der Geschlechter ist ausgewogen, was ich immer als erfrischend empfinde.

Die Bande aus Schweden beginnt ihren Auftritt dann auch gleich mal mit einem etwa Dreizehnminüter, wobei die Monotonie hier programmatisch mit sich dazu gesellenden weiteren Instrumenten aufgelockert wird. Ergebnis ist Hypnose, die das Gehör öffnet für die vielen weiteren Soundspielereien der teilweise vier Gitarristen und des Synth-Bedieners, aber auch für die Intensität, erhöht CULT OF LUNA mal die Lautstärke oder auch die Schlagzahl. Gemächlich drohend wabern die Ergüsse auf das andächtige Publikum nieder, es hüllt sich in ernstes und gespanntes Schweigen.

Was mir am Gesang der Truppe nicht immer zusagt, ist, dass konsequent gebrüllt wird. Hier gilt, dass die ruhigeren Momente auch mit ruhendem Gesang deutlich besser zur Geltung kommen. Aber mit ihrem Stil, der sich wahrlich zwischen den oben genannten Szenemonumenten einordnet, ist CULT OF LUNA eine der Bands, die ihr hohes kreatives Potential auch live umzusetzen verstehen. Wie immer ist mir die Setliste-Darbietung harzlich egal, in Erinnerung aber bleibt mir die allerletzte Darbietung. Das ist ein Song, der live schwerlich zu toppen ist. Bei solchen Meisterstücken denke ich immer, die schwirren schon immer draußen irgendwo zwischen uns herum. Musikschaffende wie diese hier aus Schweden haben es verstanden, diese einzufangen und uns akustisch wie optisch darzustellen. Dies wird eine der besten Einsichten bleiben, die auf Live-Konzerten gemacht werden kann.

Redakteur:
Mathias Freiesleben

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