DARKHAUS - Frankfurt

19.10.2016 | 10:10

13.10.2016, Nachtleben

Das Nachtleben fängt Feuer!

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass die Jungs von DARKHAUS bei mir vor kurzem noch unter dem Radar flogen: Zwar war mir die multinationale Rock-Kombo um EISBRECHER-Bassist Rupert Keplinger und Gary Meskil von PRO-PAIN nicht gänzlich unbekannt, doch richtig aufhorchen lassen hat mich erst die Single-Auskopplung 'All Of Nothing' in diesem Jahr. Diese kündigte vollmundig das zweite Album der Senkrecht-Starter an. Keine leeren Versprechen: Wuchtige Gitarren-Riffs und explosive Rock-Nummern mit einem Hauch Düsterkeit im Abgang - das hat mich ziemlich schnell Feuer und Flamme für "When Sparks Ignite", das neue Werk von DARKHAUS, werden lassen. Nach dem Überraschungsangriff auf die gesetzte Liste meiner Lieblingsbands im Düster-Rock-Bereich ist es für mich allerhöchste Zeit, die Live-Tauglichkeit des Quintetts zu überprüfen. Wie praktisch, dass die Jungs seit Mitte Oktober mit dem neuen Album auf Tour sind und auch in Frankfurt im Nachtleben Halt machen. Dabei ist die Börsenstadt am Main gerade in diesem Herbst ein hartes Pflaster für aufstrebende Bands der Szene. Einen Tag zuvor TARJA in der Batschkapp, der großen Schwester des Nachtlebens, wenige Tage später CHRISTIAN DEATH im Bett. Eine stimmgewaltige Konkurrenz, gegen die DARKHAUS sich jedoch dem Andrang nach zu behaupten weiß. Anfangs noch recht spärlich besetzt, füllt sich der kleine, gemütliche Konzertbereich immer mehr im rötlichen Schummerlicht, je näher der Konzertbeginn rückt. Eine Beobachtung, die umso beachtlicher ist, wenn man bedenkt, dass sich mit dem Donnerstagabend das Wochenende noch nicht komplett eingeläutet hat...

Doch bevor DARKHAUS selbst die Bühne entert, heizt HELL BOULEVARD dem Publikum schon einmal ein. Bei dem extravaganten Aussehen von Frontmann Matteo vDiva Fabbiani, der sich bereits als Sänger von LOST AREA einen Namen gemacht hat, und der dunklen, sonoren Klangfarbe seiner Stimme drängt sich der Vergleich zu Chris "The Lord" Harms geradezu auf. Tatsächlich erinnert das komplette Auftreten von HELL BOULEVARD inklusive lasziv-rebellischer Bühnenshow stark an LORD OF THE LOST. Hängen bleibt bei mir vor allem 'Love Is Dead' vom Debüt-Album "Inferno": einem treibenden, gitarrenlastigen Stück mit eingängigem Refrain. Die Jungs sollte ich mir jedenfalls im Hinterkopf behalten. Solider Gothic Rock, der DARKHAUS bei der Tournee nicht zum ersten Mal unterstützt. So ist Sänger vDiva auch für das neue Musikvideo des Gastgebers als Regisseur hinter den Kulissen tätig gewesen.

Nach einer kurzen Umbaupause ist es schließlich soweit und die Headliner betreten die Bühne. Gleich mit dem ersten Song prescht DARKHAUS nach vorne: Mit 'All Of Nothing' eröffnen die fünf Musiker die Show und geben damit ja keine Sekunde verloren, um ihr Können in seiner ganzen Bandbreite zu präsentieren. Eine Nummer, bei der vor allem die Riffs von Rupert Keplinger und Marshall Stephens dominant nach vorne drängen und die Temperatur im Nachtleben gleich um einige Grad steigen lassen. "Jede Menge Energie live on stage und die volle DARKHAUS-Experience", hatte Gary Meskil mir in unserem Interview in der Woche zuvor versprochen. Große Töne, mit denen er meine Erwartungen an den Abend im Nachtleben ziemlich hoch geschraubt hat. Und während schon der Opener sämtliche Zweifel an der Erfüllbarkeit dieser Erwartungen im Keim erstickt hat, legt DARKHAUS mit dem nachfolgenden 'After The Heartache' noch eine Schippe drauf. Charismatisch und über das ganze Konzert hinweg mit einer beeindruckend kraftvollen, präsenten Gesangsleistung, hat Sänger Ken Hanlon das Publikum ruckzuck in der Hand. Klatschend, singend, tanzend, schreiend - die Frankfurter passen sich der Band in Sachen Verausgabung unmittelbar an. Ob rhythmisches Klatschen beim Ohrwurm 'Breaking The Silence' oder die synchronen 'Ohhhh'-Rufe bei 'Hours Of Need': Die Gäste des Nachtlebens beweisen eindrucksvoll, dass man in Frankfurt Leidenschaft und die versprochene Live-Energie zu schätzen weiß.

Beachtlich an der Live-Show von DARKHAUS ist allerdings vor allem eines: Nämlich die Songs an sich, die sich auf dem Debüt-Album "My Only Shelter" an fast schon luftig-atmosphärischen Dark-Pop angelehnt hatten, passen sich der rockigen neuen Ausrichtung der Gruppe an. Oder bilde ich mir das nur ein, dass beispielsweise 'Ghost' in der Live-Version etwas von seiner Leichtigkeit eingebüßt hat und nun viel dynamischer und zündender klingt? Mit der Setliste jedenfalls haben die Jungs in Frankfurt das vielbeschworene goldene Händchen bewiesen: "No fillers, just killers" scheint dabei ihre Devise  gewesen zu sein. Echte Brecher, die live ad hoc funktionieren, wie das im wahrsten Sinne atemberaubende 'Break Down The Walls' kombiniert mit lässigen Neulingen der Band wie 'Oceans' oder meinem persönlichen Liebling 'Devil's Spawn' machen aus der kleinen Flamme einen regelrechten Flächenbrand.

Ein aufwendiges Bühnenbild? Das wäre angesichts der beschaulichen Größe der Nachtleben-Bühne nicht nur schwer umsetzbar gewesen. Auch würde es bei dem geradlinigen Drive von DARKHAUS irgendwie fehl am Platze wirken. Sämtliche Wow-Effekte finden schließlich auf der Bühne statt: Seien es die virtuosen Gitarren-Soli von Rupert (wobei jede seiner eingesetzten Gitarren selbst schon ein optisches Schmuckstück ist), die Drum-Patterns von Paul Keller in Höchstform oder die Gesangseinsätze von Gary Meskil. Kaum verwunderlich, dass das ohnehin schon dauerhaft präsente Grundkreischen vor allem bei Letzterem um einige Frequenzen höher und spürbar lauter wird. Für meinen Geschmack ist das Konzert jedoch viel zu schnell vorbei und auch der Blick auf die Uhr bestätigt mir dabei, dass ich mein Zeitgefühl nicht vollständig verloren habe: Es ist wirklich schon 22:30 Uhr, als der Applaus verebbt und DARKHAUS nach dem energiegeladenen Auftritt die Bühne verlässt. Schade eigentlich, denn ich hätte sie gerne noch ein wenig länger auf den Brettern des Nachtlebens gesehen - beide Bands an diesem Abend. Nichtsdestotrotz: Du hast dein Versprechen gehalten, Gary. Der Funke zündet auch live.

Redakteur:
Leoni Dowidat

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