DEAD LETTER CIRCUS, SIAMESE, DAZE OF JUNE - München

21.09.2019 | 13:58

20.09.2019, Backstage

Dänisch-australische Metalabfahrt.

Heute ist das Backstage nahezu ausgestorben. Die münchner Konzertlocation mit drei Hallen hat heute mit gleich zwei Absagen zu kämpfen, sodass nur im kleinsten der drei Clubs die Veranstaltung stattfinden kann. Als wir eintreffen, sehen wir gerade einmal acht Personen im Raum, die nicht offensichtlich etwas mit den Bands zu tun haben! Oh je, wir sind nur etwa zehn Minuten vor dem angekündigten Beginn, das kann ja heiter werden. Ein kurzer Plausch mit dem netten Mann am Merchandise nimmt mir dann aber die größsten Befürchtungen, denn er erzählte mir, dass sie nach dem Vorverkauf mit etwa hundert Besuchern rechnen. Immer noch nicht viel für dieses hochinteressante Package, aber immerhin.

Tatsächlich ist das Publikum auf etwa dreißig angewachsen, als die Dänen DAZE OF JUNE pünktlich die Bühne entern. Bisher war mir die Kapelle unbekannt, aber das ist heutzutage ja leider immer öfter der Fall, da man wirklich kaum hinterher kommt, neue Bands und Veröffentlichungen zu kennen. DAZE OF JUNE hat bisher erst ein Album mit dem Titel "Heart of Silver" veröffentlicht, das uns in dreißig Minuten ausgiebig vorgestellt wird. Auffällig ist von Beginn an der Sänger, dessen Namen ich leider nirgendwo in Erfahrung bringen konnte, der mit viel Energie seine Shouts ins Mikro brüllt und dem die Bühne definitiv nicht genug Auslauf bietet. Ein kleines Metallpodest hilft als Objekt der Aggressionsdarbietung aus und unterstützt den Dänen, der mit seinen Bandkollegen eine starke Metalcore-Attacke auf die langsam auftauenden Musikfreunde vor der Bühne loslässt. Zu dem Lied 'The Current' begibt sich SIAMESE-Sänger Mirza Radonjica, der die Band auch als Manager betreut, zur gesanglichen Unterstützung mit auf die Bühne und als absoluter Hit entpuppt sich das Stück 'June'. Der Gesang ist mir ein bisschen zu leise abgemischt, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Daher eine klare Empfehlung und zur Einstimmung ist hier das besagte 'June' als Video:



Zweite Band des Abends ist SIAMESE, die ehemaligen SIAMESE FIGHTING FISH. Auch diese Band ist mir bisher nur dem Namen nach bekannt, aber ich weiß, dass es jetzt melodischer wird und Klargesang dominieren wird. Fünf Alben hat die Band bereits auf der Habenseite zu verbuchen, genug Material also, um uns eine kleine Bandhitparade zu präsentieren. Und das tun sie auch, und wie! Coole Rhythmen animieren alle im Raum zum Mitwiegen, bald auch zum Tanzen, als spätestens mit 'Give It Up' vom neuen Album "Super Human" Musik und sympathisches Auftreten der Band einfach jeden zum Mitmachen hineißen. Wow, live definitiv ein echter Brecher und es wird auch für die gesamten fünfunddreißig Minuten nicht weniger toll. Die Saitenfraktion agiert tight, ein besonderer Blickfang ist der Violinist mit seiner Totenkopf-Geige im Super-Kitsch-Pop-Stil. Sänger Mirza ist in direkter Interaktion mit dem Publikum, spricht übrigens sehr gut deutsch und macht den einen oder anderen Witz, durch die wir erfahren, das er sonst noch mehr schlechte Witze machen würde (schade) und uns heute nicht seinen Penis zeigen wird (danke). Nachdem das geklärt ist, geht die Sause weiter, die dazu führt, dass meine mich begleitende Tochter auf die Kombination aus CD und T-Shirt besteht. Ja, die kopenhagener Band SIAMESE wird am Ende des Abends Tagessieger sein in einem Feld aus starker Konkurrenz. Hier ist auch dazu eine Hörprobe in Form von 'Give It Up', der die Stimmung zum Überkochen brachte:



Jetzt ist aber Headlinerzeit, denn wegen DEAD LETTER CIRCUS bin ich eigentlich hier. Die Australier haben in den letzten zwölf Jahren vier Alben und ein paar EPs herausgebracht, aber über einen Insiderstatus sind sie in unseren Breiten noch nicht hinausgekommen. Für mich völlig unverständlich, aber so geht es tausenden Bands, da hilft kein lamentieren, sondern nur erscheinen und mitfeiern. Mittlerweile sind auch etwa 80 Personen im kleinen Backstage Club, aber am Merch-Stand sind bereits so einige T-Shirts der Hauptband über den Tresen gegangen. Wir haben eine kleine, aber enthusiastische Menge am Start, die auch direkt zu Beginn der Show mitmacht. Ja, eindeutig, das ist die Crowd der Australier. Ich bin allerdings anfangs etwas enttäuscht, weil der Sound den Gesang Kim Benzies nur erahnen lässt. Was umso schwieriger ist, da ich die beiden aktuellen Alben der Jungs noch nicht mein Eigen nennen kann, was nach diesem Abend natürlich nicht mehr der Fall sein wird, und ich damit die ersten drei Lieder noch nicht kenne. Klingt gut, aber ohne die Gesangsmelodie wirklich zu hören, ist es doch schwierig. Als dann später der erste Bandklassiker mit 'The Space on the Wall' ertönt, wird auch der allgemeine Sound besser und von nun an hat der Mixer alles im Griff. Abgesehen vom Sound hat DEAD LETTER CIRCUS aber auch noch weitere Probleme, denn gleich im ersten Lied 'The Armour You Own' gibt der Gurt von Bassist Stewart Hill auf, so dass er zum Vergnügen des Publikums und seiner Bandkollegen das Lied über auf dem Boden sitzend tieftönen muss. Ein paar Songs später setzen sich die technischen Probleme mit einem Batterieproblem seines Senders fort, aber Band und Publikum nehmen es mit Humor, so dass Hill kurz darauf wieder heftig rockend eine zentrale Position einnehmen kann. Die Reise geht durch alle bisherigen Veröffentlichungen der Jungs mit einem leichten Schwerpunkt auf dem aktuellen Album und einer leichten Vernachlässigung von "The Catalyst Fire", was mich aber nicht wirklich stört, da die Band immerhin mit 'I Am' meinen Lieblingssong des Albums spielt. Auch für DEAD LETTER CIRCUS ist die Bühne zu klein geraten, aber die intensive Atmosphäre durch die Nähe zwischen Publikum und Band ist im Club des Backstage immer solche kleineren Handicaps wert. So ist auch der Headliner-Auftritt stark und kommt nur knapp hinter SIAMESE ins Ziel.

Ein wirklich beeindruckendes Package ist da unterwegs und noch für ein paar wenige Gigs zu sehen. Wer kann, sollte mal reinschauen, die Tickets kosten nicht viel, aber auch unbedingt pünktlich eintreffen, denn für Metalcore-Freunde ist DAZE OF JUNE ist den Besuch definitiv ebenfalls wert. Hier sind die verbleibenden Tourdaten:

21.09. Scala Kultur, Ludwigsburg, Germany
22.09. Legend 54, Milano, Italy
23.09. Werkk Kulturlokal Baden, Baden, Switzerland
25.09. DAS BETT - Live Musik Club, Frankfurt Am Main, Germany
28.09. Patronaat, Haarlem, Netherlands
29.09. New Cross Inn, London, United Kingdom

Und weil die beiden anderen Bands jeweils eine Videoeinbindung bekommen haben, soll der Hauptact nicht vernachlässigt werden. Hier ist das Titellied des aktuellen Albums "The Armour You Own":

Redakteur:
Frank Jaeger

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