DEEP PURPLE und EDGUY - Köln
13.12.2012 | 16:4615.11.2012, Lanxess Arena
Die Großmeister bitten zur Audienz ins Rheinland und haben uns lautstarken Support mitgebracht.
Deep Purple & Edguy
Und täglich grüßt das Murmeltier, beziehungsweise gehen DEEP PURPLE auf Europa-Tournee. Dass die Altherren-Combo auch heute noch Publikum jeglichen Alters vor die Bühnen zerrt, macht der Anblick von zahlreichen Familien, Vätern mit Söhnen und, man munkelt, so manchem Frauen-Kegelclub deutlich.
Als Anheizer hat man sich EDGUY ins Boot geholt, die für ihre guten Live-Shows hinreichend bekannt sind. Apropos bekannt: in der Kölner Lanxess-Arena kennen nicht allzu viele die Heavy Rocker um Tobi Sammet, was ihn und seine Jungs aber nicht daran hindert, alles zu geben. Mit 'Nobody's Hero' hat man sich den stärksten Track des aktuellen Albums "Age of the Joker" rausgepickt, eine ausgezeichnete Wahl. Frontröhre Tobi hat sichtlich Spaß mit Fotografen und Publikum, das sich verhältnismäßig schnell von der Energie auf der Bühne anstecken lässt. Das nachfolgende 'Rock of Cashel' ist dann auch der letzte Track der aktuellen Scheibe, das restliche Programm ist ein bunter Schnitt durch den EDGUY-Katalog. 'Tears of a Mandrake', das von Fans live immer ziemlich abgefeiert wird, hat hier natürlich nicht die gleiche Durchschlagskraft, liegt aber deutlich über dem, was Vorbands für ein Eventpublikum normalerweise abliefern.
Das gilt ebenfalls für den Live-Kracher 'Lavatory Love Machine', 'Superheroes' und 'Ministry of Saints'. Alles richtig gemacht, kann man da nur sagen. Über die Musik kann man sagen, was man will, aber fest steht: der bessere Frontmann an diesem Abend steht jetzt schon auf der Bühne. Selbst eine Ballade schafft es mit 'Save Me' in das Programm der Vorband, und siehe da, sie funktioniert bestens bevor mit 'King of Tools' die Bühne ein letztes Mal zum Beben gebracht wird, bevor DEEP PURPLE aus der P.A. schallt.
DEEP PURPLE betreten - man mag es kaum glauben - die Bühne eine Viertelstunde vor der eigentlichen Stage Time. Das Intro und die ersten Takte von 'Fireball' hören wir Fotografen nur aus den Katakomben, durch die wir wieder in den Fotograben geführt werden. Laut genug ist es ohnehin, so dass man 'Fireball' direkt erkennt. Ein Einstieg nach Maß, den die Herren hier gewählt haben. Die neugierigen Fans kennen die Setlist für den Abend schon aus dem Internet, Überraschungen hat man keine im Gepäck. Aber es muss ohnehin die Hölle sein, aus dem Hit-bepackten Katalog eine so geringe Anzahl an Songs auszusuchen. Immerhin sieben Alben schicken heute Vertreter auf die Bühne, "Fireball" und "Machine Head" sind mit jeweils vier Tracks am prominentesten besetzt.
'Into The Fire', der erste von dreien "In Rock"-Songs ist ebenfalls eine sichere Bank, was zu einem bedeutenden Teil an Steve Morse liegt, der mit den zahlreichen Solo-Spots im gesamten Programm für Highlights sorgt und den etwas müden Ian Gillan entlastet. Ja, das stimmt: so grandios wie er auf den Studioaufnahmen singt, kommt er heute nicht davon. Ob er nur einen schlechten Abend hat? Mr. Gillan scheint sich für den Abend jedenfalls damit arrangiert zu haben, etwas desorientiert und nicht gerade souverän diese Show zu absolvieren. Und jetzt komm mir keiner, in dem Alter darf er das. Ein Ronnie James Dio hat bis zu seiner letzten Show alles gegeben und die hohen Töne immer noch getroffen.
Aber wir sind ja für DEEP PURPLE hier. Nach dem starken Block aus 'Strange Kind Of Woman', 'The Battle Rages On' und 'Contact Lost' gehört die Bühne erst einmal nur Steve Morse. Seelenruhig und in gewohnter Ausnahmequalität zaubert der würdige Nachfolger von Ritchie Blackmore ein Solo aufs Parkett, das seinesgleichen sucht. Absolut zu Recht wird er frenetisch gefeiert, dieser Mann ist einfach ein kompletter Gitarrist! Anschließend folgen auch von DEEP PURPLE eher ruhige Töne in Form von 'Sometimes I Feel Like Screaming' bis es mit der kleinen Rarität 'The Well-Dressed Guitar' wieder in Morse'sche Sologefilde geht. Auch da spielt er auf einem anderen Planeten, so dass das darauf folgende 'The Mule' schon fast untergeht. Das hat man aber schnell wieder im Griff, schließlich kennt hier jeder 'Lazy' und 'No One Came', die den Hit-Cocktail beträchtlich hochprozentiger werden lassen. Quasi als Intro zu 'Perfect Stranges' darf auch Don Airey mal solieren, ob das jetzt mehr Sin hat als ein weiteres Morse-Solo sei dahingestellt.
Wir nähern uns dem Schluss-Duo bestehend aus 'Space Truckin' und 'Smoke On The Water', das vermutlich selbst die mitgereiste Großmutter mitpfeifen kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass PURPLE selbst nicht so angetan sind, diesen nicht mal besonders herausstechenden Song Abend für Abend zu performen. Aber für dieses Publikum käme es wohl einer Konzertabsage gleich, die Nummer nicht zu bringen. Selbstredend gibt es noch einige Zugaben, von denen auch die Cover-Songs 'Green Onions' und 'Hush' Spaß machen, aber das letzte Highlight ist 'Black Night', der legitime Rausschmeisser für diesen Abend.
Es war auf eine Weise schon beeindruckend, DEEP PURPLE auf der Bühne zu sehen. Andererseits hätte vor allem ein Ian Gillan an diesem Abend lieber das Silber in seinem Sommerhaus in der Provence poliert als in Köln vor nicht einmal halb vollem Haus aufzutreten. Nicht einmal 6000 Zuschauer finden an diesem Abend ihren Weg in die Lanxess-Arena, deren Ränge teils gespenstisch leer wirken. Es ist auch überwiegend ein Publikum vorzufinden, das diese Woche mit dem befreundeten Pärchen zu DEEP PURPLE geht und nächste Woche die Schlager-Nacht in der Schalke-Arena besucht. Sprich: Eventpublikum, das trotz einer Unruheherde so leise war, wie ich es selten erlebt habe. Mit EDGUY hatte man die deutlich hungrigere Band im Vorprogramm, die, so man denn beide Bands kennt, den deutlich besseren Abend erwischt hat und mir sogar besser gefallen hat als der eigentlich Hauptact. Aber wenn jemand gerne 60€ dafür ausgibt, bei 'Smoke On The Water' das Feuerzeug zu schwenken, bitteschön. Man kann es halt auch nicht jedem Recht machen.
Täglich grüßt das Murmeltier, beziehungsweise gehen DEEP PURPLE auf Europa-Tournee. Dass die Altherren-Combo auch heute noch Publikum jeglichen Alters vor die Bühnen zerrt, macht der Anblick von zahlreichen Familien, Vätern mit Söhnen und, man munkelt, so manchem Frauen-Kegelclub an diesem Abend deutlich.
Als Anheizer hat man sich EDGUY ins Boot geholt, die für ihre guten Live-Shows hinreichend bekannt sind. Apropos bekannt: in der Kölner Lanxess-Arena kennen nicht allzu viele die Heavy Rocker um Tobi Sammet, was ihn und seine Jungs aber nicht daran hindert, alles zu geben. Mit 'Nobody's Hero' hat man sich den stärksten Track des aktuellen Albums "Age of the Joker" rausgepickt, eine ausgezeichnete Wahl. Frontröhre Tobi hat sichtlich Spaß mit Fotografen und Publikum, das sich verhältnismäßig schnell von der Energie auf der Bühne anstecken lässt. Das nachfolgende 'Rock of Cashel' ist dann auch der letzte Track der aktuellen Scheibe, das restliche Programm ist ein bunter Schnitt durch den EDGUY-Katalog. 'Tears of a Mandrake', das von Fans live immer ziemlich abgefeiert wird, hat hier natürlich nicht die gleiche Durchschlagskraft, liegt aber deutlich über dem, was Vorbands für ein Eventpublikum normalerweise abliefern.
Das gilt ebenfalls für den Live-Kracher 'Lavatory Love Machine', 'Superheroes' und 'Ministry of Saints'. Alles richtig gemacht, kann man da nur sagen. Von der Musik kann man halten was man will, aber fest steht: der bessere Frontmann an diesem Abend steht jetzt schon auf der Bühne. Selbst eine Ballade schafft es mit 'Save Me' in das Programm der Vorband, und siehe da, sie funktioniert bestens bevor mit 'King of Tools' die Bühne ein letztes Mal zum Beben gebracht wird, bevor DEEP PURPLE aus der P.A. schallt.
DEEP PURPLE betreten - man mag es kaum glauben - die Bühne eine Viertelstunde vor der eigentlichen Stage Time. Das Intro und die ersten Takte von 'Fireball' hören wir Fotografen nur aus den Katakomben, durch die wir wieder in den Fotograben geführt werden. Laut genug ist es ohnehin, so dass man 'Fireball' direkt erkennt. Ein Einstieg nach Maß, den die Herren hier gewählt haben. Die neugierigen Fans kennen die Setlist für den Abend schon aus dem Internet, Überraschungen hat man keine im Gepäck. Aber es muss ohnehin die Hölle sein, aus dem Hit-bepackten Katalog eine so geringe Anzahl an Songs auszusuchen. Immerhin sieben Alben schicken heute Vertreter auf die Bühne, "Fireball" und "Machine Head" sind mit jeweils vier Tracks am prominentesten besetzt.
'Into The Fire', der erste von dreien "In Rock"-Songs ist ebenfalls eine sichere Bank, was zu einem bedeutenden Teil an Steve Morse liegt, der mit den zahlreichen Solo-Spots im gesamten Programm für Highlights sorgt und den etwas müden Ian Gillan entlastet. Ja, das stimmt: so grandios wie er auf den Studioaufnahmen singt, kommt er heute nicht davon. Ob er nur einen schlechten Abend hat? Mr. Gillan scheint sich für den Abend jedenfalls damit arrangiert zu haben, sich auf seine alt-ehrwürdige Aura zu beschränken. Nun denn, genug der Meckerei.
Wir sind ja für DEEP PURPLE hier. Nach dem starken Block aus 'Strange Kind Of Woman', 'The Battle Rages On' und 'Contact Lost' gehört die Bühne erst einmal nur Steve Morse. Seelenruhig und in gewohnter Ausnahmequalität zaubert der würdige Nachfolger von Ritchie Blackmore ein Solo aufs Parkett, das seinesgleichen sucht. Absolut zu Recht wird er frenetisch gefeiert, dieser Mann ist einfach ein kompletter Gitarrist! Anschließend folgen auch von DEEP PURPLE eher ruhige Töne in Form von 'Sometimes I Feel Like Screaming' bis es mit der kleinen Rarität 'The Well-Dressed Guitar' wieder in Morse'sche Sologefilde geht. Auch da spielt er auf einem anderen Planeten, so dass das darauf folgende 'The Mule' schon fast untergeht. Das hat man aber schnell wieder im Griff, schließlich kennt hier jeder 'Lazy' und 'No One Came', die den Hit-Cocktail beträchtlich hochprozentiger werden lassen. Quasi als Intro zu 'Perfect Stranges' darf auch Don Airey mal solieren, ob das jetzt mehr Sinn hat als ein weiteres Morse-Solo sei dahingestellt.
Wir nähern uns dem Schluss-Duo bestehend aus 'Space Truckin' und 'Smoke On The Water', das vermutlich selbst die mitgereiste Großmutter mitpfeifen kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass DEEP PURPLE selbst nicht so angetan sind, diesen nicht mal besonders herausstechenden Song Abend für Abend zu performen. Aber für dieses Publikum käme es wohl einer Konzertabsage gleich, die Nummer nicht zu bringen. Selbstredend gibt es noch einige Zugaben, von denen auch die Cover-Songs 'Green Onions' und 'Hush' Spaß machen, aber das letzte Highlight ist 'Black Night', der legitime Rausschmeisser für diesen Abend.
Es war auf eine Weise schon beeindruckend, DEEP PURPLE auf der Bühne zu sehen. Andererseits hätte vor allem ein Ian Gillan an diesem Abend lieber das Silber in seinem Sommerhaus in der Provence poliert als in Köln vor nicht einmal halb vollem Haus aufzutreten. Gerade mal 6000 Zuschauer finden an diesem Abend ihren Weg in die Lanxess-Arena, deren Ränge teils gespenstisch leer wirken. Es ist auch überwiegend ein Publikum vorzufinden, das diese Woche mit dem befreundeten Pärchen zu DEEP PURPLE geht und nächste Woche die Schlager-Nacht in der Schalke-Arena besucht. Sprich: Eventpublikum, das trotz einer Unruheherde so leise war, wie ich es selten erlebt habe. Mit EDGUY hatte man die deutlich hungrigere Band im Vorprogramm, die, so man denn beide Bands kennt, den deutlich besseren Abend erwischt hat und mir sogar besser gefallen hat als der eigentlich Hauptact. Aber wenn jemand gerne 60€ dafür ausgibt, bei 'Smoke On The Water' das Feuerzeug zu schwenken, bitteschön. Man kann es halt auch nicht jedem Recht machen.
Text und Fotos: [Nils Macher]
- Redakteur:
- Nils Macher