DEFEATER - Köln

20.09.2015 | 17:56

01.01.1970, Underground

Zwischen Festivals und Albumveröffentlichung besucht DEFEATER mit seinem melodischen Hardcore Köln und liefert eine tadellose Show.

Die Show von DEFEATER gehörte dieses Jahr auf dem Groezrock zu den besten des Festivals. Zwischen den Festivals spielt die amerikanische Hardcore-Gruppe auch ein paar Headlinershows. Scheinbar hat man sich diesmal für einen intimeren Rahmen entschieden. Das 400 Menschen fassende Underground dient als Venue. Sonst spielt die Band auch gerne in größeren Hallen wie der Essigfabrik oder der Bochumer Matrix. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Show letztendlich ausverkauft ist.

Nach einem lokalen Support steht KID INSANE aus Israel auf den Brettern. Ich habe den Namen schon oft gelesen, allerdings noch nie in die Musik der Band reingehört. Geboten wird Hardcore der neueren Schule, der etwas an HAVE HEART oder THE EFFORT erinnert. Auch MODERN LIFE IS WAR könnte man als Referenz angeben. Die israelische Crew hat sogar ein paar Fans versammeln können und so entsteht der eine oder andere Sing-along vor der Bühne und die Kids reißen sich um das Mikrofon, um ein paar Zeilen zum Besten zu geben. Die Show und die Musik sind solide, allerdings für jemanden der auch Hardcore hört, ist das Gebotene nicht ganz so spannend, wie für jemanden der Hardcore hört.

Weiter geht es mit den deutschen Jungs von CLIENT. Anders als bei den bisherigen Bands des Abends schlägt die Gruppe ruhigere Töne an. Emo der Marke BASEMENT wird gespielt. Also eher ruhig, trist und dennoch kraftvoll. Hier kommt etwas weniger Stimmung auf als bei KID INSANE. Mir persönlich gefällt die Musik aber etwas besser, auch wenn den Newcomern noch die Durchschlagskraft ihrer musikalischen Vorbilder fehlt. Dennoch hat besonders der weibliche Teil des Publikums viel Spaß mit der Verschnaufpause.

Dann steht endlich DEFEATER in den Startlöchern. Mit 'Bastards' vom noch aktuellen Werk "Letters Home" starten die Amerikaner souverän in den Gig. Das Publikum dreht von der ersten Sekunde an durch und schreit die Texte voller Insbrunst der Bühne entgegen. Generell muss der Stimmung attestiert werden, dass sie sehr gut ist. Auch die Musiker haben ordentlich Spaß und wirken noch energiegeladener als beim Groezrock-Auftritt. Sänger Derick Archambault genießt scheinbar den direkten Kontakt mit den Fans sehr. Wirklich interessant ist aber das kraftvolle und super tighte Drumming von Joe Longobardi, der ohne jeglichen Zweifel zur absoluten Spitze der Hardcore-Drummer zählt.

Die Setlist ist ein guter Mix aus den bisherigen Veröffentlichungen der Band und differiert dennoch von der Festivalshow. So wird die Akustiknummer 'Brother', die in Belgien als Einstieg diente, heute gar nicht gespielt. Dadurch, dass nur Hardcoresongs gespielt werden, ist die Intensität der Show wesentlich höher. Es gibt nahezu keine Verschnaufpausen vor oder auf der Bühne. Besonders kraftvolle Nummern wie 'The Red, White and Blues', 'A Wound and Scar' (inklusive monumentalen 'No hope!'-Gangshouts), 'Blessed Burden' oder das ruhige und dennoch total mitreißende 'Empty Glass' sind genau das, was die Fans hören wollen.

Nach etwa 40 Minuten und dem phänomenalen Ende durch besagtes 'Empty Glass' und 'Dear Father' ist Schluss. Band und Fans sind erschöpft und eingenässt. Viel mehr Kraft hat hier niemand, der sich bewegt hat. Und so soll es doch auf einer Hardcore-Show auch sein.

Redakteur:
Sebastian Berning

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