DOWNLOAD FESTIVAL Germany - Sinsheim
05.07.2022 | 22:4524.06.2022, Hockenheim Ring
Das DOWNLOAD FESTIVAL fand am 24. Juni 2022 das erste Mal in Deutschland statt. Um die 70.000 Zuschauer fanden sich am Motodrom des Hockenheimrings ein, um Bands wie METALLICA, SABATON, FIVE FINGER DATH PUNCH u.v.m. zu sehen.
Am Freitag, den 24.06.2022, findet auf dem Hockenheimring zum ersten Mal die deutsche Ausgabe des DOWNLOAD-Festivals statt. Die zu Beginn des Ticketverkaufs angekündigten Bands sorgen dafür, dass es auf ein Spektakel hinausläuft. Das komplette Line-up liest sich dann zu Beginn der Veranstaltung wie folgt:
METALLICA
SABATON
FIVE FINGER DEATH PUNCH
ENTER SHIKARI
BEHEMOTH
HOLDING ABSENCE
FRANK CARTER & THE RATTLESNAKES
GHOSTKID
Natürlich wollen wir von POWERMETAL.de uns das nicht entgehen lassen und schicken das Team Doppel-Frank los, um unseren Lesern einen Bericht über das Festival, welches sich wohl auch in den kommenden Jahren hierzulande etablieren soll, zu präsentieren. Allerdings müssen wir in diesem Bericht zunächst mit einer schlechten Nachricht aufwarten, denn unser Fotograf Frank Hameister bekam trotz intensiver Bemühungen keine Erlaubnis, METALLICA und FIVE FINGER DEATH PUNCH zu fotografieren. Ein kleiner Wermutstropfen, den wir so akzeptieren müssen.
Und schon folgt eigentlich eine weitere schlechte Nachricht. Der Opener GHOSTKID (die Band um den Ex-ELECTRIC CALLBOY-Sänger Sebastian "Sushi" Biesler) mag es mir verzeihen, aber ich habe den Auftritt verpasst. Die Schuldige dafür ist schnell gefunden. Es ist die nette Dame von Google Maps, die uns wer-weiß-wohin geführt hat. Von einer möglicherweise bösen Macht gelenkt schafft es dieses technische Kleinod, uns um das eigentlich nicht zu verfehlende Gelände herum zu manövrieren. Dank den allerbesten Ordnern an den Wegen und unter Einbeziehung von Wald und Wiesen gelingt es uns dann doch, uns im Medienbereich einzufinden.
So kommt es dann, dass meine Wenigkeit pünktlich zu FRANK CARTER & THE RATTLESNAKES das Gelände betritt. Neben dem Erstaunen, dass ich hier mit vielen tausend anderen Metalfans wieder ein Stück Normalität einatmen darf (um hier mal den Kollegen Rapp zu zitieren: Endlich!), gilt ein mehr als bettelnder Blick gen Himmel, es möge doch bitte trocken bleiben. Die Wettervorhersagen jedenfalls lassen Schlimmes befürchten. Dem Punk FRANK CARTER - der dritte Frank im Bunde - ist das wohl herzlich egal. Der Brite zockt seine moderne Punk-Version sauber durch, das macht wirklich Laune. Schon nach drei Songs hat er das bereits zahlreich versammelte Publikum im Griff und gibt eine wirklich gute Anheizer-Band, die für tolle Stimmung und für den berühmten Farbtupfer sorgt.
Was man von HOLDING ABSENCE wahrlich nicht behaupten kann. Die walisische Post-Hardcore-Truppe vermag es nicht, das Publikum in irgendeiner Art und Weise zu überzeugen. Zu statisch und zu unmotiviert absolviert die Band ihr Programm. Ihren wenig aggressiven Hardcore mit den cleanen Vocals kann die Band hier nicht unter die Leute bringen. Das Festivalvolk dürstet es dann doch etwas nach mehr Power. Dass Sänger Lucas Woodland auch nur das Nötigste tut, um mit dem Publikum zu kommunizieren, trägt nicht zur Besserung bei. Ein eher unauffälliger Gig, der auch dem sparsam applaudierenden Publikum nicht lange in Erinnerung bleiben dürfte.
Haben sich die vielen mit dem Billing nicht so vertrauten Besucher bislang noch genügsam mit ordentlicher Rockmusik zufrieden gezeigt, so müssen sie nun feststellen, dass BEHEMOTH nicht so zimperlich zu Werke geht wie die bisherigen Bands. Düster und unheilvoll knallen die Polen mit 'Ora Pro Nobis Lucifer' und 'Wolfes Ov Siberia' erst einmal eine Breitseite vor den Latz, die selbst METALLICA-Fans vermutlich zu deftig ist. Dennoch vermag BEHEMOTH durchweg zu punkten und liefert in der Nachmittagssonne einen starken Gig ab. Dabei kann die Band noch mit einem brandneuen Song aufwarten und präsentiert eine Premiere von 'Off To War'. Nargal läutet den Song mit jeweils einer blauen und einer gelben Fackel in den Händen ein und zeigt mit dem Song Solidarität mit dem Nachbarland Ukraine.
Was kann ich zu ENTER SHIKARI sagen? Eigentlich nichts, denn die Band ist bisher meilenweit an mir vorbeigesegelt. Etwas befremdlich dann auch meine Reaktion, als nach den derberen Black-Metal-Klängen nun Dance-Sound und Electronic-Schnipsel die Szenerie beherrschen. 'The Great Unknown' trifft den Nagel wohl auf den Kopf. Ein Blick in die Runde zeigt mir, dass viele der Besucher mittlerweile ob der Stilvielfalt verunsichert scheinen, vereinzeltes Naserümpfen ist zu vermelden. Mir jedenfalls gefällt es, was die britischen Post-Hardcore-Jungs auf der Bühne zelebrieren. Gelungener Festivalauftritt einer Band, die sich sehr wohl bewusst ist, dass es nicht jedes Wochenende die Möglichkeit gibt, eine Show vor einer so großen Menschenmenge zu spielen.
Weiter geht es mit FIVE FINGER DEATH PUNCH. Diese Band habe ich erst in den letzten Jahren entdeckt und so freue ich mich über die Live-Premiere. Was hat man nicht alles lesen und hören müssen über diese Band und ihre Probleme. Doch hier und heute ist sie topfit und liefert eine grandiose Show ab. Alles steht und fällt mit Ivan Moody. An diesem 24.06.2022 hat er einen Glanztag erwischt und treibt auch die Fans zu Höchstleistungen an. Das Programm ist durchweg mit einer Palette an Hits gespickt. Mit 'Trouble, 'Jeckyll & Hyde' und 'Sham Pain' zeigt FFDP hier eindrucksvoll, wer möglicherweise der heimliche Headliner des Events sein sollte. Mit 'Bad Company' und der Halbballade 'Wrong Side Of Heaven' ist der Bann endgültig gebrochen, dazu spielt Moody mit dem Publikum und zeigt uns allen, was wir in den letzten zwei Jahren so schmerzlich vermisst haben. Ein starker Auftritt ohne optischen Schnickschnack auf der Bühne, an dessen Ende sich die ersten Regentropfen bemerkbar machen.
Apropos Schnickschnack auf der Bühne, es folgt SABATON. Auf der Zwillingsbühne herrscht während des FFDP-Gigs rege Betriebsamkeit. Eine Schützengrabenkulisse wird installiert, der obligatorische Panzer darf nicht fehlen. Klar gehört das alles zur Show und die Leute wollen das auch sehen, zudem bin ich er Letzte, der in das "SABATON sind Kriegstreiber"-Geschrei einstimmt. Aber meiner Meinung nach hätten die Schweden angesichts des Ukraine-Krieges hier etwas mehr Fingerspitzengefühl zeigen können und sich solche Spielchen wie den Schuss aus der Panzerfaust schenken können. Die höhere Instanz sieht das wohl ebenso und belegt den SABATON-Gig mit starkem Dauerregen, der exakt nach Ende der Show wieder so schnell verschwindet, wie er aufkam. We are SABATON, we play Heavy Metal and this is 'Ghost Division' war und bleibt der Auftakt. Bereits hier wird klar, in welche Richtung das geht. Solide und routiniert spult SABATON das Programm ab. Die Fans honorieren das selbstverständlich mit "Noch ein Bier", alle anderen flüchten sich vor dem Platzregen und sinnieren noch eine Weile über den grandiosen Auftritt von FIVE FINGER DEATH PUNCH nach.
Die Uhrzeiger rennen erbarmungslos auf 21.00 Uhr zu – Showtime METALLICA rückt näher. Sogar die Sonne lässt sich jetzt wieder blicken, als der AC/DC-Klassiker 'It's A Long Way To The Top' vom Band erklingt. Es folgt das obligatorische ENNIO MORRICONE-Intro, dann betreten die "Chefs" METALLICA die Bühne. Das heißt, eigentlich ist niemand auf der Bühne, als die ersten drei Titel 'Whiplash', 'Creeping Death' und 'Enter Sandman' erklingen. Ein Drumkit sowie Mikroständer wurden - zumindest von mir - unbemerkt auf dem hufeisenförmig vor der Bühne angebrachten Laufsteg installiert und die Band spielt quasi mitten im Publikum. Anhand der ersten drei Songs lässt METALLICA erst keine Zweifel aufkommen, wer hier die Pole Position auf der Rennbahn innehat. Nach zwei Stunden Vollbedienung und dem abschließenden 'Master Of Puppets' geht dann nicht nur die METALLICA-Show, sondern auch das erste DOWNLOAD-Festival auf deutschem Boden zu Ende.
Bis dahin ein vorzüglich organisiertes Event, so wie es scheint. Die Zufriedenheit ist bereits den ganzen Tag über spürbar, auch weil es für Viele ein großes Stück zurück in die Normalität bedeutet. Es gibt ausgewogene Vielfalt in der Wahl der Speisen, der Sound ist soweit ok und auch die allgemeine Versorgung gibt wenig Anlass zur Beschwerde, da es sogar die kostenlose Möglichkeit gibt, Trinkwasser zu zapfen. Anders sieht es für die Organisation nach dem Festival aus, als die vielen Tausend Besucher aus dem Innenraum durch einen relativ schmalen Korridor im Start/Ziel-Bereich geführt werden. Das Ganze soll laut Augenzeugenberichten in fast kompletter Dunkelheit passiert sein, die Beleuchtung eher spärlich ausgerichtet. Auch am Bahnhof sollen sich dann tumultartige Szenen abgespielt haben, viele Menschen stehen auf engstem Raum gedrängt, auch später in den Zügen. Was im Normalfall für Viele schon eine Zumutung darstellt, ist in der - hoffentlich - abklingenden Pandemie kaum nachzuvollziehen. In Sachen "Öffis" darf hier, wie anderswo gewiss auch, nachgebessert werden, dann käme die Veranstaltung sicher auf die volle Punktzahl, auch was die Nachhaltigkeit angeht.
Fotos: Frank Hameister
- Redakteur:
- Frank Wilkens