DRAGONFORCE - Leipzig
07.11.2009 | 18:0130.10.2009, Hellraiser
Letzter Stopp der Drachentöter in Deutschland. Bier, Pogo und massig Gitarrensoli - was will man an einem Freitagabend mehr?
Deutschland hält den Atem an – Panik soweit das Auge reicht. Es ist Freitagabend und die Schweinegrippe schlägt um sich. Was sollen wir tun? Uns einschließen und warten bis in 3.000 Jahren das Elend ein Ende hat? Uns impfen lassen, damit wir der Grippe die lange Nase zeigen können und uns die Killerviren einfach eine Woche früher in die Adern jagen? Oder gehen wir einfach zu DRAGONFORCE, die mit gepflegtem Gitarrenspiel und scharfen Schwertern schon so manchen Feind in die Flucht geschlagen haben? Gesagt, getan – ab in den urigen Hellraiser.
Im Inneren ist es kuschelig warm und keine Spur von der Schweinegrippe – da haben wir aber Schwein (hoho) gehabt. Ab zur Bar und die Abwehrkräfte stärken: Ein Pils bitte – randvoll! Randvoll ist der Hellraiser zwar nicht, als die Bayern von AKREA mit einem Gitarrenintro ihren Auftritt beginnen, aber gut gefüllt. Als Sänger Sebi die Stage betritt, sucht er erstmal vergebens sein Mikro, welches normalerweise ja in der Mitte der vorderen Bühnehälfte prangert. Hier nicht – also schnappt sich Sebi das Singstäbchen von Gitarrist Schäffer und beginnt seinen Part. Der melodische Death Metal scheppert ordentlich aus den Boxen, auch wenn es niemanden so richtig interessiert. Die Leute wollen Bier und DRAGONFORCE – vielleicht auch in einer anderen Reihenfolge. Im Raucherbereich machen sich die Metaljünger mit MANOWAR-Gesangseinlagen (wobei mindestens drei Bier zu Bruch gehen) Mut und warm für ihren Headliner. Währendessen erklärt Sebi, wie wahnsinnig stolz sie doch wären, heute für DRAGONFORCE eröffnen zu dürfen. Dabei ist sein Hosenstall einfach mal so offen, was er fix bemerkt und die Lücke schließen kann. Mal schauen, ob er bis zur Schrei!Nachten-Tour mit EQUILIBRIUM und den APOKALYPTISCHEN REITERN eine neue Hose im Schrank hat, dann sehen wir die Jungs nämlich wieder. Sebi sagt Ciao und wir Prost!
"Mit DRAGONFORCE gewinnst du jeden Krieg", sagte schon mein Opa und der hat damals schließlich einen echten Drachen erlegt. Als das Intro beginnt, verwandelt sich der gemütliche Metalclub in ein Fußballstadion. Es rappelt aus den Boxen, als mit 'Fury Of The Storm' die Band die Bühne betritt. ZP Theart heizt den Fans mit seinen Gesangseinlagen mächtig ein, während die Gitarrengötter Herman Li und Sam Totman sich bereits nach wenigen Sekunden das erste Gitarrenduell liefern. Keyboarder Vadim ist eh eine coole Sau und spielt lässig sein Instrument, während er sein linkes Bein akrobatisch auf dem Keyboard abstellt. Als er sich schließlich sein Arbeitsgerät umschnallt und wie einst Thomas Anders wie ein Derwisch über die Bühne fegt, kennt die Begeisterung keine Grenzen mehr. Mosh Pits werden aufgemacht, Biere verschüttet und Köpfe gekreiselt. Geil! Eigentlich beschreibt der erste Song genau das, was nun 90 Minuten lang folgt: Party ohne Ende! DRAGONFORCE und ihre Fans erleben einen einzigen Rausch, der aus Gitarrensoli, leicht kitschigen Melodien und gegenseitigem Runtermachen besteht.
Sänger ZP Theart pfeffert zum Beispiel des Öfteren offene Wasserflaschen in die dürstende Menge. Doch diese wollen die Brühe nicht trinken und schießen die Flasche so zurück, dass der Frontmann ein ums andere Mal den kompletten Inhalt auf seinen Klamotten spürt. Irgendwann reicht es ihm und er schüttet das Wasser nur noch ohne Behälter in die Fans, die nun noch besser die Haare kreisen lassen können. Die Stimmung ist bereits nach 'Operation Ground And Pound' auf dem Siedepunkt, was der charismatische Fronter natürlich bemerkt und den Leipzigern attestiert, dass sie bereits in den ersten drei Song mehr Stimmung gemacht haben, als die Fans bei den vorherigen Deutschlandgigs zusammen. Hier hat heute wirklich jeder Spaß. Die Band macht faxen ohne Ende, beschimpft sich, lästert und so manch grünes Geheimnis wird hinterrücks gelüftet. Dabei brettern sie eine glanzvolle Setlist herunter, die sich aus allen Alben der Briten bedient und von alten Kamellen wie 'Starfire' bis hin zu (nicht mehr ganz) brandneuen Nummern wie 'Reasons To Live' alles aufbietet. Mit 'Where Dragons Rule' hat sich sogar ein Bonustrack auf die Liste geschlichen, welcher damals nur in Japan zu hören war. Dieses Konzert ist ein wahrer Triumphzug, der leider nach 'Valley Of The Damned' und 90 aufregenden Minuten viel zu schnell wieder vorbei ist. Das nenn ich mal gepflegte Freitagabend-Unterhaltung. Also denkt dran: Rocken gegen Schweinegrippe!
Setlist DRAGONFORCE:
01. Intro
02. Fury Of The Storm
03. Heroes Of Our Time
04. Operation Ground And Pound
05. Reasons To Live
06. Starfire
07. Revolution Deathsquad
08. Where Dragons Rule
09. The Last Journey Home
10. Through The Fire And Flames
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11. Valley Of The Damned
- Redakteur:
- Enrico Ahlig