DREAM THEATER, Supp. PERIPHERY - Hannover

22.02.2012 | 12:53

05.02.2012, ADW-Halle

Mit neuer Platte und neuem Drummer präsentieren sich DREAM THEATER in bester Form. Zusammen mit der Progressive Metal-Nachhut PERIPHERY wird viel Zauber nach Hannover gebracht.

Mit PERIPHERY haben sich DREAM THEATER nicht nur einen Labelpartner, sondern in gewisser Weise auch einen Genrepartner ins Boot geholt, der mehr als eine Einheizerrolle heute Abend übernimmt. Die ADW-Halle ist um 20 Uhr gut gefüllt, als die Jungspunde von PERIPHERY die Bühne entern.

Sänger Spencer kann anderen Zuweisungen als des Progressive Metals nicht viel abgewinnen, wie er mir im Interview verriet. Eher bereiten sie dem Prog Metal die Basis für ein Bestehen in der Zukunft. Und damit hat der 24-Jährige absolut recht. Was heute Abend geboten wird, ist ganz große Prog-Kunst. Mit dreifacher Gitarrenpower und einem wahnsinnigem Oktopus an den Drums, der trotz Miniset waghalsige Figuren spielt, sorgen die Amis für einige offene Kinnläden.

Spencer betont, wie geehrt sie sich fühlen, ihre Helden DREAM THEATER zu supporten, ob die "SLIPKNOT!"-Ausrufe negativ oder positiv gemeint sind, sei dahingestellt. Vom bevorstehenden Album gibt es leider nichts zu hören, der Fokus liegt also ganz auf dem selbstbetitelten Debut. Songs wie 'Butter Snips', 'Icarus Lives' und zur Überraschung sogar das 15-Minütige 'Race Car' überzeugen nicht nur mich auf ganzer Linie, sondern verführen auch einen Großteil der Anwesenden zum wohlwollendem Mitnicken und/oder spastischen Bewegungen, mit dem Versuch, den Groove nachzuvollziehen.

Egal ob Shouts oder Klargesang, Spencers Organ thront über dem musikalischen Koloss von Tönen brillant, einzig könnte der cleane Gesang etwas lauter abgemischt sein. Das Soundbild kommt aber generell sehr differenziert daher und wird mit einer tollen Lightshow unterstützt. Zudem kann ich die Erfahrung machen, dass die Songs live ein noch höheres Energiepotential freisetzen können als auf Platte. Stark! Viel zu schnell ist die Show zu Ende, das Sextett wird unter tosendem Applaus verabschiedet. Gerne mehr davon!

Ein riesiges Drumset ziert nun die Bühne in der ADW-Halle, daneben türmt sich eine Keyboardburg - Zeit für die Proggötter DREAM THEATER! Auf drei kubistischen Leinwänden läuft während des Intros ein herrlicher DREAM THEATER-Cartoon, mit unseren Musikhelden in den Hauptrollen und unheilverlautenden Posaunen. Die Spannung steigt mit jeder Sekunde, dann ertönt das Intro von 'Bridges In The Sky', währenddessen besteigen Neuzugang Mike Mangini, John Petrucci, John Myung, Jordan Rudess und kurz darauf James Labrie - mit lässiger Sonnenbrille - die Bühne. Sobald Petrucci das erste Riff spielt, fangen DREAM THEATER wieder an zu zaubern und ziehen das Publikum sofort in ihren Bann.

Neuzugang Mangini brilliert nicht nur nach links und rechts, sondern bespielt sein Set auch nach oben und unten, erste Gesangschöre starten, die erste Gänsehaut macht sich breit. Das Drumintro zu '6:00' spielt Wunderknabe Mangini mit links, Labrie, endlich gesanglich wieder fit, singt dazu wie ein junger Gott. Generell ist die Band viel besser aufgelegt als ich sie 2007 in der  ADW-Halle zur "Systematic Chaos"-Tour gesehen habe. Selbst Basser Myung bewegt sich für seine Verhältnisse viel und zeigt enormen Körpereinsatz.

Labrie bedankt sich für die besondere Beziehung zu den deutschen Fans und für 20 Jahre Fan-Treue und besonders bei Mike Mangini der den Herren ordentlich in den Allerwertesten trete. Weiter geht es mit dem aktuellen Album "A Dramatic Turn Of Events". 'Build Me Up, Break Me Down' sei allen Stars gewidmet, die verehrt, aufgebaut und dann zerstört werden. Eindeutig ruhiger wird es mit 'Sorrounded' vom Durchbruchalbum "Images And Words", aber dann wird der Vorschlaghammer rausgeholt, fordert mit 'Dark Eternal Night' von der Band und vom Publikum alles und kann sogar ordentlich Bewegung unter die oft eher steifen DREAM THEATER-Besucher bringen. Ein absoluter energetischer Höhepunkt!

Dann ist es soweit: Mike Mangini holt alles aus seinen Fellen raus und zeigt, dass er ein mehr als ebenbürtiger Ersatz für den geschiedenen Mike Portnoy ist. Samt abgefahrener Polyrhythmen und Geschwindigkeitsrekorden zaubert er ein grandioses Trommelfeuerwerk und leitet nahtlos über in 'A Fortune In Lies', eine weitere Überraschung für mich heute Abend.

 

'Outcry' wird entsprechend untermalt mit Bildern aus dem arabischen Frühling, die Instrumentalpassagen fliegen mir nur so um die Ohren. Der Sound ist generell DREAM THEATER-typisch sehr transparent und druckvoll und bietet somit jeder Note den benötigten Raum. Dann läutet Labrie das Chill-Out-Set des Abends ein: Ein kurzes Keyboardsolo und das verträumte 'Wait For Sleep' kommen herrlich emotional daher, 'Far From Heaven' setzt in punkto Intensität noch einen drauf. 

Endlich folgt der Opener der neuen Platte. Die ganze ADW-Halle singt den Chorus von 'On The Backs Of Angels' mit, welcher live noch erhabener und mächtiger erscheint. Es folgt ein nahtloser Übergang zu 'War Inside My Head' und 'The Test That Stumped Them All' - volle Metalbreitseite.

Mit 'The Spirit Carries On' wird über Sinn- und Unsinn des Lebens philosophiert, anschließend ertönt 'Breaking All Illusions' mit einem grandiosem Petrucci im bluesigem Mittelpart. Mit 'As I Am' lassen DREAM THEATER es zur Zugabe noch mal richtig krachen und fordern abschließend den vollen Einsatz vom Publikum, welches sich natürlich nicht zweimal bitten lässt und hinterlassen nach zwei Stunden nur zufriedene Gesichter.

DREAM THEATER beweisen erneut ihre Live-Übermacht und werden wahrscheinlich trotz ihrer vielfachen Bühnenpräsenz live immer punkten. Denn die Herren haben einfach Bock und das spürt man in jeder von den abertausenden Noten. Hier geht es zu weiteren Bildern des Abends von DREAM THEATER.

Setlist DREAM THEATER:

Bridges In The Sky
6:00
Build Me Up, Break Me Down
Sorrounded
Dark Eternal Night
A Fortune In Lies
Outcry
Wait For Sleep
Far From Heaven
On The Backs Of Angels
War Inside My Head
The Test That Stumped Them All The Spirit Carries On
Breaking All Illusions

Zugabe:
As I Am

Redakteur:
Jakob Ehmke
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