DYMYTRY, HIRAES, BÖSE FUCHS - München

12.03.2024 | 20:09

09.03.2024, Backstage

Fünf wütende Männer, Schweiß, ein feierwütiges Publikum - München bereitet dem Tourtross einen großartigen Empfang!

Von der großen O2-Arena ins kleine Backstage - aber ausverkauft! Letztes Jahr im November waren wir in Tschechien und haben DYMYTRY auf einem Heimspiel erlebt, heute steht ein Auswärtsmatch in der kleinsten Halle des Münchner Backstage an, dem Club. Etwas größer hätte die Location allerdings ausfallen können, denn der Gig ist bereits im Vorfeld ausverkauft. Die tschechischen Metaller haben für ihre Tournee durch die deutschsprachigen Gebiete zwei einheimische Kapellen als Opener engagiert, sodass der Konzertabend bereits vor 20 Uhr beginnt.

Frank: "Ich finde ja den Namen BÖSE FUCHS irgendwie merkwürdig, klingt ein wenig wie eine RAMMSTEIN-Gedenkband mit Grammatik-Unfall."

Katharina: "Quatsch, ich finde den eigentlich cool. Sieht auch auf dem Merch ziemlich gut aus und so eine Fuchsnase sieht doch überall gut aus. Obendrein heißt die Bandleaderin so, das passt schon."

Dann kommt die Band auf die Bühne und zeigt geballte Frauenpower. Gleich zwei Frontdamen dürfen an die Mikros, zuerst beginnt Kate Khaiauri, die für die cleanen Vocals zuständig ist. Doch dann gibt es etwas auf die Zwölf.

Frank: "Okay, eine kann singen, eine kann growlen, die beiden könnten kaum unterschiedlicher sein. Für besagte Böse Fuchs, ich finde den Namen immer noch seltsam, ich sage lieber Ereth, muss man den Begriff 'Rampensau' bemühen, sie hat ja eine Wahnsinnspräsenz auf der Bühne."

Katharina: "Genau! Und die kleine Bühne macht ihr auch nichts aus, dann steht sie eben auf den Monitorboxen! Die auffälligen dunklen Haare mit den hellen Braids machen auch viel her, vor allem wenn sie damit headbangt!"

Frank: "Musikalisch macht mich das Ganze aber nicht besonders an. Das klingt wie ein langgezogener Extreme-Metal-Breakdown, das ist das, was ich auch sonst an vielen der Core-Bands, die du eher magst, nicht so schätze. Nur Breakdowns und dicke Hose machen noch kein gutes Konzert."

Katharina: "Die Coverversion 'Hypa Hypa' von ELECTRIC CALLBOY ist gut, sonst ist das zwar auch nicht meine Musik, aber ihre Fans haben offensichtlich Spaß und dreißig Minuten sind doch ganz okay. Aber gegen die beiden Damen bleibt für Gitarrist Max Nash nicht viel Rampenlicht übrig."

Nach einer kurzen Umbaupause kommt HIRAES aus Osnabrück auf die Bühne und legt gleich mächtig los.

Katharina: "Ui, das gefällt mir besser, das hat Power und wieder mit Sängerin. Guck mal, die Jungs gehen im Partnerlook und mit langen Haaren. Ich habe fast nur Bilder, auf denen Haare das Gesicht verdecken und es sind dabei nicht immer die eigenen."

Frank: "Ich habe vorher mal nachgesehen, Mario hat der letzten Platte eine ziemliche gute Besprechung gegeben. Melo-Death, ja, passt, das hat Hand und Fuß und ist mitreißend. Gefällt mir auch viel besser."

Katharina: "In der Mitte ist der Set am besten, '1000 Lights' und dann 'We Owe No One' sind super. Ich muss mich aber auch anfangs erstmal von BÖSE FUCHS ein bisschen erholen. Sängerin Britta Görtz ist auch stark und vielseitig, aber beim Bandwettbewerb zieht sie gegen Ereth klar den Kürzeren!"

Frank: "Quatsch, Zopfpropeller herrscht! Ich finde den HIRAES-Death-Metal ziemlich gut, insgesamt sind sie mir aber ein bisschen zu schnell. Ein paar ruhigere Passagen würden mehr Dynamik und Abwechslung reinbringen. So ist es sicher kaum verwunderlich, dass ich den Rausschmeißer 'Undercurrent' am besten finde. Schön, dass sie den noch spielen können, nachdem es ja erst so aussieht, als müssten sie von der Bühne. Aber hey, wenn die jungen, aufstrebenden Bands sich nicht gegenseitig helfen, wer dann?"

Katharina: "Das Publikum geht bei besagtem 'We Owe No One' auch ziemlich mit, ich hätte gar nicht gedacht, dass erst BÖSE FUCHS so gute Reaktionen erntet und HIRAES sogar so abgefeiert wird. Als Britta ins Publikum steigt, bricht die Hölle los. Ein sehr aufgeschlossenes Publikum, dabei verstehen einige wahrscheinlich gar nichts, denn hier sind auch ein paar tschechische Fans im Club."

Nach fünfundvierzig Minuten ist HIRAES durch und die Anwesenden auch. Warm ist es. Man könnte etwas trinken, aber keiner von unserer kleinen Presseabordnung, ein Kollege von Time For Metal ist auch da, möchte den Platz aufgeben, von dem wir immerhin einigermaßen Sicht auf die Bühne haben und Fotos schießen können. BÖSE FUCHS zeigt sich Fan-nah und kommt zum Merchandise, aber momentan kann man sich kaum bewegen, deswegen müssen Autogramme und Gespräche bis nach dem Konzert warten. Da hat es HIRAES leichter, die Band ist mit dem DYMYTRY-Merch zusammen am gleichen Stand, der weiter in der Mitte platziert ist und besser erreicht werden kann, sodass in der Umbaupause ganz schön etwas los ist. Doch dann verlöscht das Licht, Zeit für DYMYTRY, die Band, die heute tatsächlich 110 Minuten und zwanzig Lieder lang Volltreffer an Volltreffer reiht!

Frank: "Na, das ist dann wohl ein Triumphzug, was? Ich muss dauernd aufpassen, dass ich nicht irgendwelche Körperteile der vor mir stehenden Tschechen ins Gesicht bekomme und im Pit ist die Hölle los vom ersten bis zum letzten Song. Ich finde es aber immer noch schade, dass die Burschen Masken tragen, ich mag es, wenn man Gesichtsausdrücke sehen kann."

Katharina: "Ich finde die Masken cool, das ist außergewöhnlich, das gesamte Auftreten passt gut zueinander. Sänger Alen hat dabei eine eher unscheinbare Gesichtsbedeckung, der Rest ist echt opulent. Die schwitzen bestimmt höllisch, aber die müssen ja nicht so viel singen. Man versteht schon, warum Drummer Milos nur eine Augenmaske trägt."

Frank: "Apropos Drummer, ich kann ja generell auf Schlagzeugsoli verzichten, aber heute finde ich es auf jeden Fall zu lang."

Katharina: "Ja, selbst der Fan neben mir hört irgendwann auf zu filmen. Aber durch die Späße mit dem Publikum, das sich einen Spaß daraus macht, ihn zu Aktionen mit den Stöcken aufzufordern, finde ich es okay. Dafür ist der Platz aber doch ziemlich eng da oben, einer der Stöcke ist irgendwo gelandet. Das Solo ist das gleiche wie letztes Jahr in Prag. Da ist es wegen der riesigen Halle und der Lichtshow noch beeindruckender gewesen. Witzig ist, wie er den Rhythmus mit der Bassdrum hält, aber erstmal dringend etwas trinken muss. Der ist schon echt gut."

Frank: "Wobei ich ja eh kein großer Solo-Fan bin, das Basssolo hätte ich auch nicht gebraucht, aber mit dem Dance-Rhythmus ist es auch okay. Ansonsten würde ich immer lieber ein Lied mehr hören als irgendein Solo-Gedöns. Aber mit ungefähr zwanzig Liedern oder so, sei es ihnen verziehen. Dafür spielt DYMYTRY immerhin auch meine Lieblingslieder. Und deine auch. Ist ja nahezu alles. Bands mit zwei Alben spielen sonst nicht so lange, das ist echt value for money. Nur den Song '5 Angry Men' finde ich immer noch nicht gut."

Katharina: "Besonders cool finde ich als "League Of Legends"-Fan natürlich 'Legends Never Die', die 2017er Hymne der LOL-Worlds und dazu noch original von AGAINST THE CURRENT, einer Band, die ich viel und gerne höre. Auch die zweite Coverversion 'Somebody's Watching Me' von ROCKWELL ist gut, wenn auch vorhersehbar. Sänger Alen ist teilweise aufgrund des lauten Publikums nicht zu hören, das begeistert und auch richtig mitsingt. Der Höhepunkt ist dann aber gegen Ende der Gastauftritt von HÄMATOMs Gitarrist Jacek Zyla und Schlagzeuger Frank Jooss, die die Songs 'Bring Me Down' und 'Behind The Mask' mitspielen. Bevor Jacek die Bühne wieder verlässt, verteilt er erfreut Fistbumps in das Publikum vor sich."

Frank: "Witzig ist es auch, hast du gesehen, wie DYMYTRY-Gitarrist Juri einhändig mit Gitarre ein Rad schlägt? Irre. Und auch Alens Ansage zum Geburtstagskind Birgit, vor allem, als sich ein Mann meldet und Alen sagt: 'Schöner Bart, Birgit.' Finde ich sehr lustig."

Katharina: "Und danach 'In Death We Trust', sehr passend. Übrigens singen dann bei 'Life Behind The Mask' vorne echt alle mit, auch wenn sie den Text nicht kennen, da zählt nur die Party. Auch wenn der Auftritt lang ist, sie hätten den Rest vom 2022er Album ruhig auch noch spielen können. Die tschechischen Songs kann Alen ja nicht, wie er betont, als Milos einspringt und irgendetwas Lustiges auf Tschechisch singt. Schade, da sind einige wirkliche Kracher dabei. Aber wer seine Fans mit der 'Biene Maja' in voller Länge verabschiedet, lässt sich doch wohl von Details wie 'unser Sänger kann kein Tschechisch' nicht an einer Performance hindern, oder?"

Frank: "Abwarten. Bestimmt wird in Zukunft der eine oder andere Song auf den kommenden Alben mit englischem Text neu veröffentlicht werden. Warten wir es ab."

Setliste: Revolt; Stronger; Enemy List; Everything Is Black; Wake Me Up; Never Gonna Die; Awaking the Monster; Legends Never Die; Three Steps to Hell; In Death We Trust; Dead Living Dead; 1939; The Revenant; Somebody's Watching Me; Five Angry Men; Pin Me Down; Behind the Mask; Hope; TouchDown; Chernobyl

Normalerweise ist im Backstage um 23 Uhr Schluss, danach kommt die Tanzparty, aber bei DYMYTRY ist vor halb zwölf nix mit Tanzen. Wir verabschieden uns von den Bekannten und freuen uns bereits auf das "Summer Breeze", wo neben vielen anderen Highlights auch DYMYTRY wieder spielen wird.

Redakteur:
Frank Jaeger

Login

Neu registrieren