Dark Tranquillity/Chimaira - Linz
31.12.2005 | 13:0720.12.2005, Posthof
Katerstimmung und Schmuddelwetter erwartet mich in Linz, als ich spätnachmittags im Posthof eintreffe. Ein paar Jungs von CHIMAIRA und DARK TRANQUILLITY messen sich beim Pokerspielen, andere freuen sich über die Wireless-Lan-Verbindung und packen den Laptop aus, und Schreihals Mikael Stanne erscheint überhaupt erst kurz vor Einlass und verschläft den Tag. Zumindest Backstage merkt man, dass dies das vorletzte Konzert der Tour ist und alle Bands schon etwas müde sind, doch scheint die Müdigkeit auf der Bühne wie weggezaubert:
Eine ordentliche Fanschar versammelt sich im Saal, um HATESPHERE mal wieder zu begrüßen. Die Dänen haben dieses Jahr anscheinend ein Ticket für sämtliche gute Touren gebucht und spielen 2005 immerhin schon den sechsten Gig in Österreich! Das macht sich auch im Publikum bemerkbar, das die Band herzlich empfängt und sich auf eine Setliste voller neuer Hits freut. Dabei stand der HATESPHERE-Auftritt anfangs unter keinem guten Stern, denn Sänger Jacob musste in der Frühe aus seiner Koje getragen werden und mit einem steifen Rücken ins Krankenhaus. Für alle eingefleischten HATESPHERE-Fans wirkt Jacob heute in der Tat etwas unbewegt, alle anderen merken keinen Unterschied, da der Herr selbst mit Rückenproblemen Vollgas gibt und sich von Schmerzen und Co. nichts anmerken lässt – Respekt! So läutet man mit 'Lowlife Vendetta' einen weiteren energiegeladenen HATESPHERE-Auftritt ein, der die Band wie immer in größter Spiellaune zeigt und dieses Mal viele neue Songs präsentiert. Die Jungs schaffen es eben, immer wieder mit einer neuen Setliste zu begeistern und bringen die Linzer ordentlich zum Schwitzen. Eines wird allerdings schnell klar, die Österreicher wollen vor allem CHIMAIRA sehen, denn als Jacob die nächsten beiden Bands ansagt, hört der Jubel bei seiner CHIMAIRA-Ankündigung gar nicht mehr auf. Weitere Kracher wie 'Murderous Intent' oder 'The Sickness Within' (ein Song "übers Saufen" laut Jacob) dürfen hier nicht fehlen, und ein Stück widmet man sogar den österreichischen Roadies der ersten DARK TRANQUILLITY- und HATESPHERE-Tour im Februar, die heute extra angereist sind um die Jungs wieder mal in Action zu sehen.
Setlist:
Lowlife Vendetta
Deathtrip
Reaper Of Life
Heaven Is Ready To Fall
The Fallen Shall Rise In A River Of Blood
Only The Strongest
Murderous Intent
The Sickness Within
The Coming Of Chaos
Hate
Zeit für CHIMAIRA, die sich auf der Tour die Headliner-Position mit DARK TRANQUILLITY teilen und daher auch die gleiche Spielzeit wie die Schweden bekommen. Heute sind allerdings DARK TRANQUILLITY als Letztes dran, was den Nachteil hat, dass alle, die eigentlich CHIMAIRA sehen wollen, schon früher gehen und DARK TRANQUILLITY vor einem etwas reduziertem Publikum spielen müssen. CHIMAIRA scheinen in der Tat die heimlichen Helden zu sein in Linz, Moshpits inklusive! Mit einem druckvollen Riffgewitter und erblindenden Stroboskopblitzen starten die Jungs mit 'Nothing Remains' einen beeindruckenden Auftritt, der zwar musikalisch nichts zu wünschen übrig lässt, jedoch etwas am fehlenden Kontakt zum Publikum kränkelt. Einzig und allein die Tatsache, dass sich die Band für die tolle Action bedankt (die laut Sänger Mark im Gegensatz zu den Gigs in Italien phänomenal ist), zeigt den guten Willen, den Fans doch noch etwas näher zu kommen. CHIMAIRA ziehen ihr Ding durch, doch fehlen oft Ansagen und generell etwas Interaktion mit den Fans. Vor allem im direkten Vergleich zu HATESPHERE und DARK TRANQUILLITY, die sowohl live, als auch abseits der Bühne zu den fanfreundlichsten Bands gehören, stinken CHIMAIRA in der Hinsicht etwas ab. Als nach etwa 70 Minuten die Soundwalze der Amis abklingt, gibt es auch im Publikum akuten Schichtwechsel und die Fans der Schweden stürmen die ersten Reihen.
Setlist:
Nothing Remains
Save Ourselves
Severed
Power Trip
Cleansation
Impossibility
Inside The Steve
Comatose
Jade
Salvation
Dehumanizing Process
Pure Hatred
Lazarus
DARK TRANQUILLITY haben wie HATESPHERE ebenfalls ein bewegtes Tourjahr hinter sich und freuen sich auf ihren ersten Gig in Linz. Mikael Stanne ist sowieso ganz angetan vom Posthof, den er gleich als eine der schönsten Locations überhaupt bezeichnet - und diese Begeisterung fließt auch in seine Ansagen ein. Der Lockenkopf ist wie immer der unverzichtbare Mittelpunkt der Show, wirbelt von einem Bühnenende zum anderen und freut sich über jede Regung des Publikums, das begeistert mitgeht. Die Crowdsurfer landen vor allem anfangs im Minutentakt im Graben und die Fans können jeden Song zu Ende grölen, was Mikael zu einem lustigen Spiel macht und bei einigen Nummern "I'm sure you can finish this song for me" einwirft. Gerade Hits wie das neue 'Lost To Apathy' oder 'Zodijackyl Light' kommen besonders gut an und zeigen, dass auch die Österreicher nach einem Jahr voller Top-Touren nicht konzertmüde geworden sind. Eine positive Überraschung ist dann der "Projector"-Song 'ThereIn', den man bei der letzten Tour gar nicht gespielt hatte. Mikael verriet vor dem Konzert, dass am Anfang der Tour auch noch 'Freecard' auf der Setliste stand, doch leider kommen wir heute nicht in den Genuss dieses Leckerbissens. Nächstes Mal vielleicht! 'Indifferent Suns' kündigt Mikael mit einer fast schon weihnachtlichen Ansage an und erzählt uns, dass der Song davon handelt, dass wir am Ende doch alle gleich sind, egal wo wir herkommen. Schön! Als er dann noch einen Song aus dem "The Gallery"-Repertoire ausgräbt, ist das Publikum nicht mehr zu halten und bei 'Punish My Heaven' wird gemeinsam gesungen und Mikael zeigt bei den cleanen Passagen auch, dass er seine schöne Stimme nicht verloren hat! Da uns DARK TRANQUILLITY das "Zugabe-Spielchen" ersparen wollen, geht man gleich mit 'Final Resistance' zu einem gut gewählten Abschlusssong über und hinterlässt eine glückliche Fanschar, die mit einem Querschnitt aus allen DARK TRANQUILLITY-Schaffensphasen beschenkt wurde. Einziger Kritikpunkt an der Sache ist eigentlich, dass am Ende der Tour nicht mehr viel vom Merchandise der Schweden übrig bleibt, da sich die anderen Fans schon ordentlich an winterlichen Hoodies und Mützen bedient hatten. Müssen wir eben warten bis zur nächsten Tour, die hoffentlich bald kommt. Doch zuerst wollen die Schweden ein neues Album aufnehmen!
Setlist:
The Treason Wall
Lost To Apathy
Zodijackyl Light
The New Build
The Wonders At Your Feet
White Noise, Black Silence
Haven
ThereIn
Senses Tied
Indifferent Suns
Monochromatic Stains
Punish My Heaven
Damage Done
Final Resistance
- Redakteur:
- Caroline Traitler