Defeater - Köln

10.08.2012 | 18:36

13.07.2012, Essigfabrik

Die Storyteller des Hardcore sind wieder zurück. Heute in der Kölner Essigfabrik vor gut 500 Leuten erzählt man die Post-WW II Geschichte vor seinen Zuhörern.

In den letzten zwei, drei Jahren ist um die Bostoner Band DEFEATER ein richtiger Hype entstanden. Der melodische und düstere Hardcore der Band, welcher sich nicht scheut, Grenzen einzureißen, die die Hardcore-Polizei so lange versucht hat aufrecht zu erhalten, wird immer beliebter. Nicht umsonst spielt man heute in der gleichen Halle wo sonst eher Größen wie TERROR und COMEBACK KID auftreten. Zwar sind "nur" um die 500 Kids anwesend, doch ist dies für solch Musik eine mehr als respektable Leistung.

Als erste dürfen heute die Deutschen THE TIDAL SLEEP dem Publikum einheizen. Die Band spielt eine Mischung aus düsterem Hardcore und Metalcore. Sprich: hier melodisch drückend, dort der ein oder andere Breadown und Keyboards gibt es auch. Dies scheint den paar Nasen vor der Bühne zu gefallen und so gibt es ordentlich Applaus. Auch die Leistung auf der Bühne stimmt, dennoch merkt man an einigen Stellen, dass die Deutschen noch etwas grün hinter den Ohren sind. Auf dem richtigen Weg sind sie allerdings!

Zumindest eher als COLD ORANGE KIDS. Herr Gott bewahre! Was für ein Müll! Abgrundtief schlecht! Man weiß gar nicht, in welch tiefe Schublade man greifen soll, um diese Truppe zu beschreiben. Drei Oben-Ohne-Prolleten und eine Frau an der Gitarre. Gekreische von allen Seiten. Egal ob der Drummer, der Gitarrist oder die Gitarristin, sie alle brüllen sich ordentlich einen ab zu Klängen irgendwo zwischen Dooooooooooooom und TRASH TALK-Geknüppel. Mehr als ausklingende Akkorde und abstrakte, wenn auch langsame, Drumpattern gibt es meist nicht zu hören. Stellenweise bricht das Quartett in totales Geknüppel aus, nur um Sekunden später wieder mit einem Tempo von 15 bpm (wenn überhaupt) einen Akkord nach dem nächsten über vier Takte ausklingen zu lassen. Nach 20 Minuten ist Ende - danke!

Die darauffolgenden FORMER THIEVES sind da schon um einiges besser. Man erinnert an einen Mix aus alten POISON THE WELL und PORTUGAL THE MAN. Irgendwo zwischen Brachalität, Technik und leichtem Indie-Spirit. Die vier Kerle geben sich wirklich Mühe, das Publikum zu unterhalten, nur steht es wie bei den beiden Vorgängern meist rum und klatscht nur ordentlich Beifall. Bewegung kommt keine auf. Dies liegt womöglich an diesem komischen Line-Up, welches zu verschieden ist. Erinnert man sich an die Tour mit MORE THAN LIFE und den DEAD SWANS sah das Geschehen vor der Bühne noch komplett anders aus. Aber man hat es heute nun einmal mit FORMER THIEVES zu tun und diese sind wirklich nicht schlecht, allerdings nichts, was man sich mal eben so anhört und gut findet. Man muss sich schon etwas mit den Alben befassen, das wird zumindest heute deutlich.

Bei DEFEATER ist dann endlich Bewegung vor der Bühne. Die Kids stapeln sich übereinander und greifen nach dem Mikro für den nächsten Gangshout. Der höchstmelodische Hardcore der Bridge9-Band ist mehr als ein bloßer Geheimtipp und besonders die Songs des aktuellen Albums "Empty Days & Sleepless Nights" kommen gut bei den Fans an. 'Dear Father' wird von jeder Kehle, die sich vor der Bühne tummelt, mitgeschrien, 'Empty Glass' bietet eine kleine Verschnaufspause und einiges an Gänsehaut, wenn es heißt "Tell me about the old days / There is nothing like your smile / Your legs and those eyes!"

Besonderes Highlight einer DEFEATER-Show sind stets die Akkustiksongs des Sängers. Hier wird mitgesungen und geklatscht, einfach kurz verschnauft, bevor es später wieder losgeht mit Gassenhauern wie 'Blessed Burden' vom Debütalbum "Travelers". Nach dem umjubelten 'Cowardice' im Zugabenteil ist aber nach guten 40 Minuten Schluss und DEFEATER verabschieden sich. Die Band ist allerdings mittlerweile zu groß für Hardcore. Akkustiksongs, große Hallen und Zugaben sind alles andere als das, was die Szenepolizei als gängig versteht. Den Fans der Jungs ist dies allerdings herzlichst egal. Und davon haben DEFEATER mittlerweile sehr viele.

Redakteur:
Sebastian Berning

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