Delain & Evergrey - Köln
14.11.2016 | 12:3014.10.2016, Essigfabrik
Erwartungsgemäß stark!
Mit "Moonbathers" haben unsere niederländischen Freunde von DELAIN ein neues Album am Start, das natürlich auch live zum Besten gegeben werden muss. Gemeinsam mit KOBRA AND THE LOTUS sowie den Jungs von EVERGREY, die mit "The Storm Within" einschlugen wie eine Bombe, geht es quer durch Europa. Die erste Station ist hierbei die Essigfabrik in Köln, wo wir dieses geballte Bündel Energie an einem Freitagabend zu Gesicht bekommen.
Da KOBRA AND THE LOTUS überraschenderweise eine halbe Stunde vor dem eigentlich gedachten Beginn bereits die Bühne betritt, bekommt der Verfasser dieser Zeilen leider nur die letzten drei Stücke der Kanadier mit. Doch die haben es in sich und machen Appetit auf mehr. Die Essigfabrik staunt auch nicht schlecht ob der Energie, die das Fünfgestirn heute an den Tag legt. 'Triggerpulse' und '50 Shades Of Evil' hält superbes Kraftmetall parat, Frontdame und Geburtstagskind Kobra ist wirklich gut bei Stimme und schafft es die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Natürlich wünscht man sich am Ende mehr Spielzeit, doch lohnt es sich KOBRA AND THE LOTUS im Hinterkopf zu behalten. In Anbetracht der heutigen Leistung sind die fünf Kanadier sicherlich zu Höherem berufen.
Und nun ist es Zeit für den heimlichen Headliner an diesem Abend: EVERGREY. "The Storm Within" ist abermals ein absolutes Genre-Bollwerk geworden, sprüht vor Atmosphäre, Melancholie und Kraft und ist definitiv eine große Überraschung in diesem Jahr. Entsprechend düster und dezent wird es auf der Bühne, die Lichtshow ist der Musik bestens angepasst und die doch schon sehr gut gefüllte Essigfabrik lauscht sehr interessiert Songs wie 'Passing Through', 'The Fire' oder dem wunderbar vorgetragenen 'Leave It Behind Us'. Hier ein wenig Nebel, dort sehr viel Abwechslung, ohne dass jedoch die Progressivität der Jungs den Spielfluss behindern würde – EVERGREY weiß einfach, den richtigen Ton zur richtigen Zeit zu setzen. Entsprechend toll wirken 'Black Undertow', 'In Orbit' oder auch 'Broken Wings'. Mein "Hymns For The Broken"-Liebling 'King Of Errors' beendet letztlich diesen dreiviertelstündigen Gig und lässt einzig und allein die Frage offen, warum EVERGREY nicht mehr Spielzeit bekommen hat…
…denn retrospektiv betrachtet hat EVERGREY doch ein Fünkchen mehr Magie versprüht als DELAIN, da der arg lange Umbau den Euphoriefluss doch leider hemmt. Das soll die Leistung der Niederländer definitiv nicht schmälern, denn auch DELAIN weiß die Essigfabrik in einen symphonisch-melodischen Bann zu ziehen. Die Halle ist spätestens jetzt proppevoll gefüllt, bekommt mit 'Hands Of Gold', 'The Glory And The Scum' und 'Suckerpunch' einen Einstand nach Maß geboten und endlich schafft es auch der Sound vollends zu überzeugen. Hätte man diesbezüglich bei KOBRA AND THE LOTUS sowie EVERGREY ein wenig mehr rausholen können, darf DELAIN von einem durch und durch geglückten Klang sprechen. Die charismatische Charlotte weiß nicht nur optisch sondern auch stimmlich sehr zu begeistern, Songs wie 'Pendulum' und 'Stay Forever' bekommen dadurch noch mehr Aura und mit neuen Songs wie 'The Hurricane' oder auch 'Fire With Fire' werden auch aktuelle Stärken vom Stapel gelassen. Doch auch ältere Gassenhauer werden mit Kusshand aufgenommen – ob nun 'The Gathering', 'Sleepwalkers Dream' oder 'April Rain', die Essigfabrik frisst DELAIN auch bei älteren Stücken aus der Hand. Im Zugabenteil werden noch einmal alle Energiereserven gebündelt, 'Don't Let Go' und das Grande Finale 'We Are The Others' dürften den Anwesenden auch in den nächsten Tagen noch im Ohr rumschwirren und unter großem Applaus und einigen Sprechchören wird DELAIN letztendlich in den wohlverdienten Feierabend hinterlassen.
Summa summarum kann man auf einen gelungenen Konzertabend zurückblicken: KOBRA AND THE LOTUS ist ein toller Act, der künftig einschlagen könnte, EVERGREY meißelt die tollen Leistungen der letzten Jahre auch heute wieder in Stein und DELAIN weiß einfach die Symphonic-Melodic-Metal-Gemeinde zu begeistern. Auch wenn ich mir persönlich wesentlich mehr Spielzeit für EVERGREY und den Schweden einen etwas klareren Sound gewünscht hätte, haben sich Anreise und die Stau-Querelen doch mehr als gelohnt.
- Redakteur:
- Marcel Rapp