Demon - Memmingen

04.05.2006 | 08:01

13.04.2006, Kaminwerk

Vorbemerkung:

Eigentlich war es ein rein privater Trip ohne Berichterstattungsauftrag, aber nachdem das Konzert sich im Endeffekt als dermaßen genial erwiesen hat, will ich euch ein paar kurze Eindrücke von der kürzlich abgelaufenen Headliner-Tour des alten NWoBHM-Flaggschiffs DEMON nicht vorenthalten. Sollten die Setlists und Songreihenfolgen nicht so ganz passen, verzeiht mir bitte: Ein Bericht war ursprünglich nicht geplant und ich hab versucht, die Songs aus meinem Gedächtnis und diversen Foren und Gästebüchern zu rekonstruieren. Müsste weitestgehend stimmen, aber eben keine hundertprozentige Gewähr.

Rückblende - Donnerstag, 13. April 2006:

Nachdem ich am Freitag letzter Woche leider nicht zum Warm-up des "Keep It True"-Festivals konnte, war von vorn herein klar, dass ich mir den Auftritt der Dämonen im nahen Memmingen nicht würde entgehen lassen. Heute sollte das letzte Konzert der Deutschland-Tour der Band sein, bevor es in die Schweiz geht. Wie Bandmanager Mike Stone zu erzählen weiß, gab es für den Tourtross auch heuer Höhen und Tiefen. Vom Kneipengig vor dreißig Nasen bis zum umjubelten Headliner-Auftritt am ersten Tag des KIT war alles dabei, und so ist der gute Herr Stone dann auch gespannt, wie sich der Trip ins Unterallgäu entwickeln würde. Uns war zu dem Zeitpunkt schon ziemlich klar, dass es ein recht erfolgreicher Abend werden würde, schließlich sind schon allein aus unserem erweiterten Bekanntenkreis mehr Leute anwesend, als bei manch anderem Gig insgesamt. Langsam füllt sich dann auch die Halle, so dass es für die erste Gruppe Zeit wird, die Bühne zu betreten:

IRON FIRE:

So treffen schon die neu formierten jungen Dänen um FORCE OF EVIL-Sänger Martin Steene auf ein äußerst wohlwollendes Publikum, das ihren melodischen Power Metal zwar nicht euphorisch abfeiert, aber doch ordentlich mitgeht und sich zu weit mehr als nur zu Höflichkeitsapplaus hinreißen lässt. Auch wenn mir persönlich der musikalische Stil von FORCE OF EVIL etwas mehr zusagt als das Material von IRON FIRE, so muss ich doch jenen zustimmen, die meinen, dass Steenes Stimme zu dem melodischeren und sanfteren Material seiner Stammband noch besser passt. Man merkt einfach, dass der sympathische Frontmann, der seine lange blonde Matte inzwischen gegen eine schwarze Kurzhaarfrisur eingetauscht hat, sich in diesem Genre am wohlsten fühlt. Das wirkt alles flüssig, ungekünstelt und unangestrengt. Außerdem merkt man der ganzen Band an, wie viel Spaß es ihr macht, mit ihren Jugendhelden auf Tour sein zu dürfen und dann auch noch durchweg positive Resonanzen aus der Menge zu bekommen. Songtechnisch gibt es neben einer guten Auswahl neuer Stücke wie dem knackigen Opener 'Wings Of Rage' oder 'Metal Messiah' auch älteres Material wie etwa 'When Heroes Fall' und die abschließende Mitsinghymne 'Thunderstorm', wobei hier doch klar wird, dass die ganz großen kompositorischen Momente den meisten Songs noch abgehen. Die folgenden Bands werden beweisen, dass es für IRON FIRE eben doch noch eine Menge Luft nach oben gibt, aber für einen Opener ist das Gebotene mehr als nur akzeptabel und ich finde es schön, dass die Dänen inzwischen eine gute Ecke härter zu Werke gehen als noch auf ihren ersten beiden Scheiben. Am Ende gibt's sogar Zugaberufe, aber eine Zugabe dürfen die Jungs nicht geben.

Setlist:
Wings Of Rage
Iron Head
When Heroes Fall
Metal Messiah
Whirlwind Of Doom
Savage Prophecy
Prince Of Agony
Thunderstorm

SEVEN WITCHES:

Schon vom ersten Takt an ist klar, dass die US-Amerikaner um Gitarren-Unikum Jack Frost ein ganz anderes Kaliber sind als der Anheizer. Der Mann ist schon ein halber Riffgott, und seine Band präsentiert sich extrem tight und super eingespielt, was gar nicht so selbstverständlich ist, musste doch kurzfristig Rob Pallotta als Ersatz für Schlagzeuger Jeff Curenton einspringen. Mit dem ehemaligen HADES-, WATCHTOWER- und NON-FICTION-Frontmann Alan Tecchio hat Jack Frost aber nun auch einen Sänger an Bord, der nicht noch zwanzig andere Projekte am Laufen hat und sich somit hoffentlich langfristig für die Hexen einsetzen kann. Denn was er hier in Memmingen vom Stapel lässt, ist wirklich ganz großes Kino. Seine klare, hohe und aggressive Stimme ist in Topform, charismatisch und einfach fesselnd. Jammerschade, dass so lange nichts von ihm zu hören war. Der Mann ist einfach umwerfend gut! Das selbe lässt sich über den Bandleader sagen, der erstens ein Bühnenauftreten der absolut gehobenen "Wilder Mann"-Klasse hat und dazu an seinem Instrument in allen Lagen und Situationen Glanzpunkte setzt. Sei es in songdienlicher Manier mit Riffs und Leads oder beim tollen Gitarrensolo.

Die Setlist ist ebenfalls klasse bestückt und bietet einen guten Querschnitt durch das bisherige Schaffen der sieben Hexen. Klar wird vom beinharten Opener 'GP Fix' an das bisher einzige Tecchio-Album "Amped" sehr ausgiebig gewürdigt, doch kommen auch die älteren Scheiben nicht zu kurz. So ist eine schöne Version von 'Mental Messiah', und andere ältere SEVEN WITCHES-Perlen wie die Titelstück-Trilogie 'Second War In Heaven', 'Xiled To Infinity And One' und 'Passage To The Other Side' ebenso mit von der Partie wie neuer Stoff der Marke 'Dishonor Killings' oder 'Sunnydale High'. Dazu gibt es als Zugabe 'Metal Tyrant' und ein sehr schönes JUDAS PRIEST-Medley mit 'Victim Of Changes' (ja, Alan bringt den ganz hohen Scream heutzutage besser rüber als Meister Halford) und 'Grinder', die entsprechend abgefeiert werden. Definitiv ein großer Erfolg für die Band aus New Jersey, deren neuer Frontmann sich in null-komma-nix etablieren sollte.

Setlist:
Gp Fix
Mental Messiah
Second War In Heaven
Xiled To Infinity And One
The Answer
Apocalyptic Dreams
Dishonor Killings
Warmth Of Winter
Sunnydale High
Passage To The Other Side
---
Metal Tyrant
Victim of Changes (JUDAS PRIEST-Cover)
Grinder (JUDAS PRIEST-Cover)

DEMON:

Bei DEMON ist in der Halle dann wirklich die Hölle los. Mehrere Reihen Mitsinger an der Front, sogar ein kleiner Mosh-Pit mit sanftem Pogo - jaaa, kein Witz! Dazu lassen sich alle Musiker von IRON FIRE in der ersten Reihe sehen und singen Arm in Arm mit den Zuschauern die unsterblichen Hymnen der Engländer, die sich einmal mehr als echte Sympathikusse präsentieren. Dave Hills Mimik und Gestenspiel ist ohnehin legendär... Gäbe es nur einen wahren Madman, dann hieße er Dave Hill. Dazu die immer lässige Art des sonnenbebrillten Basskönigs Andy Dale - traumhaft! Drummer Neil Ogden spielt präzise und relaxt mit etlichen coolen Zaubereien und der für den typischen DEMON-Sound unverzichtbare Keyboarder Paul Farrington ist immer für einen kleinen Scherz zu haben. Der neue Gitarrist Tim Read ist im übrigen der totale Hammer. Wenn man bedenkt, wie kurz er erst in der Band ist, dann ist es ein halbes Wunder, wie toll er sich bereits eingelebt hat. Er spielt als Linkshänder mit einer Rechtshändergitarre wie der Mountain King - nur besser - und ergänzt sich perfekt mit Stammgitarrist Ray Walmsley. Dazu ist er binnen kürzester Zeit zum echten Sympathieträger der Band geworden, der viel mit dem Publikum kommuniziert und sichtlich viel Spaß daran hat, den DEMON-Klassikern seine eigene Note zu verpassen.

Bei der mächtigen Anzahl an unsterblichen Songs aus dem DEMON-Repertoire ist es an sich kaum verwunderlich, doch es soll noch mal ganz deutlich gesagt werden: Auch die Songauswahl ist spitze! Da die wichtigen Klassiker der ersten vier Alben komplett am Start sind und auch essentielle spätere Werke wie 'Hurricane' und 'Life On The Wire' zum Zuge kommen, wird mich niemand über die Setlist klagen hören. Die hat natürlich ihre Höhepunkte in Sachen Publikumszuspruch beim Opener 'Night Of The Demon', sowie bei den Überhymnen 'Sign Of A Madman' und dem frenetisch abgefeierten Ende des regulären Sets mit 'Don't Break The Circle'. Gut, die beinharten "Taking The World By Storm"-Fans werden sicher ein kleines bisschen wehmütig sein, dass ihr Lieblingsalbum außen vor bleibt, und auch ich vermisse 'Remembrance Day'. Doch das haben sie ja schließlich schon auf der "Spaced Out Monkey"-Tour gespielt. Dafür gibt's dieses Mal selten gebrachte Highlights, die beim letzten Mal fehlten: Namentlich 'The Spell' und 'No More Hell On Earth' als zweite Zugabe nach 'One Helluva Night'; 'No More...' spielten Dave Hill & Co. übrigens anscheinend nicht bei allen Gigs, sondern nur dann, wenn das Publikum richtig ausgerastet ist, was schließlich ein gutes Zeugnis für das Memminger Auditorium ausstellt. Schade, dass die Briten nicht überall so viele treue Fans mobilisieren konnten. Dennoch, es ist schön, dass sie noch da sind und absolut nichts von ihrer Klasse eingebüßt haben. Ich kann es schon jetzt kaum erwarten, die Band wieder zu sehen.

Setlist:
Night Of The Demon
Into The Nightmare
The Plague
Blackheath
Standing On The Edge
Sign Of A Madman
Wonderland
Hurricane
Life On The Wire
The Spell
Don't Break The Circle
---
One Helluva Night
No More Hell On Earth

So endet ein denkwürdiger Konzertabend in einer mit grob geschätzten 200 Leuten sehr ordentlich besuchten Konzerthalle, die wirklich den perfekten Rahmen für schöne Live-Erlebnisse liefert und in der die Musiker aller Bands dem Publikum noch lange nach dem Ende der Show zum Gespräch und zum Signieren zur Verfügung stehen. Das Memminger Kaminwerk ist nagelneu und bemüht sich ernsthaft, etwas Großes aufzuziehen. Alle Stilarten werden berücksichtigt, darunter auch regelmäßig Hardrock und Metal. Faire Getränkepreise (Wasser sogar kostenlos!), super Lichtshow, gute Sicht aus der ganzen Halle wegen halbwegs hoher Bühne, tolle nagelneue PA und Bombensound bei allen drei Bands. Fazit: Kaminwerk - sehr zu empfehlen. Und DEMON sowieso!

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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