Destillery - Lübeck

21.12.2000 | 04:10

16.12.2000, Treibsand

Hmm, ein Konzert in Lübeck und als Headliner Destillery????? Wie würde da wohl die in Lübeck traditionell stark vertretende Black Metal Fraktion reagieren???? Das Treibsand jedenfalls wollte sich schon mal den Titel des Chaos-Clubs des Jahres sichern. Oder wieso steht auf den Plakaten 21:00 als Einlasszeit und keiner sitzt an der Kasse. Hmm es ist wahrscheinlich cooler, all diejenigen, die schon drin sind, um halb zehn wieder rauszuschmeißen, damit man endlich mal eine richtig lange Schlange vor der Kasse hat. Naja, irgendwann waren dann alle drin, so circa 50 bis 75 Leute und es konnte losgehen.

Und zwar mit CURSED ANGUISH; einer Nachwuchsband aus Lübeck, die Black Metal spielt. Und da wurde auch klar, warum die Black Metal Szene in der Krise steckt. Klar, spielen konnten die Jungs, und ihre Mischung aus klirrenden Highspeed-Passagen und Midtempogeschrote war auch nicht schlecht, aber überhaupt nicht originell und von den Arrangements her ziemlich oft vorhersehbar. Die Einflüsse wie DARKTHRONE oder BATHORY konnte man deutlich raushören. Ich fand es jedenfalls nicht so toll, aber das Publikum zeigte sich angetan und forderte sogar eine unberechtigte Zugabe. Aber das war wahrscheinlich der Heimbonus. Nachher meinte eine Bekannte dann noch, CURSED ANGUISH wäre die beste Band des Abends gewesen. Jaja, wenn man nur noch MARDUK hört......

Da waren die nachfolgenden FATAL EMBRACE doch um einiges besser, obwohl sie auch nicht gerade originell waren, ich sage nur SLAYER......trotzdem merkte man , dass die Band schon eine Platte veröffentlicht hat und schon länger am Start ist. Die Saitenfraktion, allen voran der Basser gab wirklich alles und war ständig am Moshen und dazu kam eine gelungene Abwechslung zwischen schnellen und langsameren Songs, hauptsächlich vom ersten und bisher einzigem Album „The Ultimate Aggression“. Das Publikum ging jedenfalls gut ab und ließ die Haare zu den Thrashgranaten der Band fliegen. Einziger Unterschied zu SLAYER waren die tieferen Vocals vom Sänger , der die Ansage des Abends ablieferte: Wir waren vor anderthalb Jahren schon mal hier, damals aber nur im Plattenladen. Und weiter gings mit der nächsten Thrashgranate. Als letzten Song gab es dann eine verdammt gute Coverversion DER Thrashband schlechthin, EXODUS und „Bonded By Blood“. Auch FATAL EMBRACE wurden zu einer dieses mal völlig verdienten Zugabe zurückgebrüllt und setzten mit einer weiteren Slayer-Thrashgranate eine guten Schlusspunkt unter eine coole Show, die die besten Resonanzen des Abends erntete.

Dann waren DESTILLERY mit ihrem Maiden-lastigen Power Metal an der Reihe und sie waren die beste Band des Abends, sowohl spieltechnisch als auch von den Songs her. Nur schade, dass das nur einige Unentwegte im Publikum zu honorieren wußten. Der Mischer konnte es nicht, sonst hätte er merken müssen, dass ein etwas leiserer Sound und stärker herausgestellter Gesang die Show noch besser gemacht hätten. Naja, DESTILLERY liessen sich von der mageren Kulisse nicht entmutigen, allen voran Sänger Florian Reimann, der wie ein Wilder umhersprang, auch ständig den Kontakt zum Publikum suchte und dazu noch eine verdammt starke Gesangsleistung ablieferte. Die Jungs boten einen gelungenen Querschnitt aus ihrem Debüt „Immortal Sun“ und dem diesjährigen Nachfolger „Behind The Mask“. Auch wenn DESTILLERY gerne als Maiden-Clones bezeichnet werden, davon war nur wenig zu spüren. Bei Metal-Hymnen wie „Heavy Metal“, „Masquerade“ und „Decades Of Execution“ war ein Einfluss der Eisernen Jungfrauen nicht zu überhören, aber im Endeffekt verarbeiteten DESTILLERY auch genügend andere Einflüsse. Trotz der spärlichen brüllten wir, ähh das Publikum DESTILLERY noch zu einer Zugabe zurück, bevor das Licht und die Musik anging. Alles in allem ein verdammt geiles Konzert einer der besten deutschen Undergroundbands. Checkt DESTILLERY an, die Jungs haben es verdient!!!!!!!!!!!!!!!

Redakteur:
Herbert Chwalek

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