Die Apokalyptischen Reiter - Heidelberg

10.10.2006 | 11:12

27.09.2006, Schwimmbad Musik Club

Wenn DIE APOLALYPTISCHEN REITER in der Stadt sind, ist das für mich immer ein absoluter Pflichttermin, auch wenn ich Herren Fuchs und Co. in den letzten zwei Jahren schon vier oder fünf Mal gesehen habe. Dass es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass die REITER immer für eine ordentliche Party gut sind, sieht man sofort an der Schlange vor dem Einlass des Schwimmbad-Clubs - ausverkauft! Mit einem freundlichen "Ihr habt Glück, ihr seid die Letzten die reinkommen" werden wir an der Kasse begrüßt, und freuen uns noch mehr auf das folgende Konzert, denn im Gegensatz zu manch anderen Bands haben die REITER eigentlich immer einen erstklassigen Support mit auf Tour. Dieses Mal sind es die von mir sehr geschätzen Fähringer von TYR, die die Vorhut der Apokalypse bilden. Davor sollte eigentlich noch eine weitere Vorband dem Publikum einheizen, doch da die Veranstaltung offenbar etwas früher angefangen hat, sehe ich von denen nur noch einen gepflegten Abgang. Die Stimmung ist allerdings schon prächtig, also scheinen sie ihren Job gut gemacht zu haben.

Noch während der kurzen Umbauphase fordern die rund 300 Besucher im proppenvollen Club TYR schon lautstark mit entsprechenden Rufen. Und so was bei einer Vorband - geil! Entsprechend groß ist der Jubel als das Quartett von de Färöer Inseln, die standesgemäß entweder im Kettenhemd oder mit freiem Oberkörper auftreten, die Bühne stürmen.
Losgelegt wird mit meinen beiden Lieblingssongs 'Regin Smidur' und 'Dreams', was nicht nur mich selig grinsen lässt, sondern auch ordentlich abgefeiert wird. Beim anschließenden 'The Wild Rover' ist dann Schunkeln angesagt. Wem der Song nichts sagt, der wisse: 'The Wild Rover' ist ein altes irisches Volkslied, das in Deutschland aber leider von KLAUS&KLAUS unter dem Namen 'An der Nordseeküste' bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurde. Hier allerdings macht es richtig Spaß und heizt die Stimmung weiter richtig an. Danach ist dann Singen angesagt, denn wie wir von Sänger Heri erfahren, feiert Drummer Kári heute seinen 29. Gebutstag. Mit einem herzlichen aber etwas merkwürdigen "Happy birthday, dear drummer" bekommt er natürlich auch sein Ständchen vom Publikum. Das sollte aber nicht das einzige Ständchen bleiben, aber dazu später mehr. Danach gibt's dann endlich Stoff vom neuen Album "Ragnarok", das mit nur zwei Songs 'The Beginning' (Instrumental) und 'The Hammer Of Thor' etwas zu kurz kommt.
Bei 'Hail To The Hammer' kommt es dann zu den obligatorischen Mitsingspielchen, bei denen Sänger Heri nicht nur seine Deutschkenntnisse ("Eins, zwei, drei!"), sondern sich auch ob der Stimmung sichtlich begeistert zeigt: "That kicked some asses!". Nach dem darauf folgenden 'Ramund Hin Unge' ist aber dann leider auch schon Schluss, woran auch die zaghaften Zugaberufe leider nichts mehr ändern.

Setlist:
Regin Smidur
Dreams
The Wild Rovers
The Beginning
The Hammer Of Thor
Hail To The Hammer
Ramund Hin Unge

Wer denkt, es gibt keine Stimmungssteigerung mehr, wir sofort einen Besseren belehrt, denn sobald DIE APOKALYPTISCHEN REITER die Bühne stürmen, ist im Schwimmbad-Club die Hölle los. So etwas hab ich hier noch nicht erlebt. Schon beim Opener 'Friede sei mit dir' verwandelt sich der gesamte vordere Bereich in einen großen Moshpit. Und wer daran nicht beteiligt ist, lässt die Köpfe kreisen. Fuchs hopst auf der Bühne auf und ab, ist aber von der Enge des Clubs sichtlich in seinem Bewegungsdrang eingeschränkt. Aber dafür bewegt sich das Publikum umso mehr, und mal ehrlich: Wer braucht schon viel Bewegung, wenn er Songs wie 'Riders On The Storm' oder 'Barmherzigkeit' in die Menge ballern kann? Allerdings wird der Bewegungsmangel schnell kompensiert, indem Fuchs einfach seine Wasservorräte in die erste Reihe spritzt. Das nächste Highlight ist mal wieder der Versuch eine junge Dame zum Striptease zu bewegen. Mit einem "Du kannst dich auch gerne ausziehen. Weil wir hier unsere geile Pyroshow nicht machen dürfen wären ein paar sexuelle Reize nicht schlecht" scheitert man aber fast genau so kläglich wie beim genialen Gig auf dem Earthshaker-Fest 2006. Irgendwie scheinen sich die Mädels bei den RETERN nicht entblättern zu wollen. Allerdings hat sich Dr. Pest schon Sanktionsmaßnamen ausgedacht, und fesselt die Stripunwillige kurzerhand mit einer Handschelle an sich - Strafe muss sein!
Nachdem es bei den darauf folgenden Songs 'Revolution' und 'Sehnsucht' etwas ruhiger zugeht, wird Kári von TYR erneut auf die Bühne beordert, um noch einmal richtig seinen Geburtstag zu feiern. Natürlich gibt's auch wieder ein Ständchen. Dabei wird er auf den Händen der Zuschauer einmal komplett durch den Club getragen und anschließend mit einem "Are you still alive?" wieder von Fuchs in Empfang genommen. Die wissen halt wie man feiert, gelernt ist gelernt. Nach der anschließenden Trommel-Show (STOMP lässt grüßen) und 'Mmmh' ziehen Fuchs, Sir G., Volk-Man, Pitrone und Dr.Pest das Tempo noch einmal ordentlich an, so dass bei 'We Will Never Die', 'Wenn ich Träume' und 'Reitermania' noch einmal ordentlich Stimmung aufkommt. Der Tontechniker bekommt auch noch sein Fett weg, denn als Fuchs meint "'Die Sonne scheint' spielen wir heute nicht, denn unser Soundmann meinte der Song würde ihn langsam nerven!", ist dieser erstmal der Buhmann. Zu dessen Rettung wird das Stück aber natürlich doch gespielt, da hat er aber wirklich noch einmal Glück gehabt ...
Nach 'Der Seeman' (für mich das stärkste Stück des neuen Albums) verlassen die REITER dann die Bühne. Jedem ist klar, dass da noch was kommt: Nach gut zwei Minuten sind DIE APOKALYPTISCHEN REITER dann wieder zurück und beenden den Abend dann mit drei absoluten Partykrachern: 'Ghostriders In The Sky' (gibt es einen besseren Song zum Mitsingen?), 'Du kleiner Wicht' und 'Dschinghis Khan' mobilisieren noch einmal die letzten Kräfte der Zuhörer und erzeugen eine einmalige Stimmung. Danach sieht man eigentlich nur müde, aber durchweg zufriedene Gesichter. Als Fazit bleibt: Der Gig war durchweg gelungen und die Stimmung phänomenal. Mich würde es nicht wundern, wenn das der vorerst letzte Auftritt der Thüringer in Heidelberg war, denn DIE APOKALYPTISCHEN REITER werden langsam zu groß für solch kleine Clubs. Ich lasse mich aber natürlich gerne eines Besseren belehren, denn ich freu mich schon auf das nächste Mal!

Setlist:
Vom Ende der Welt
Friede sei mit dir
Riders On The Storm
Barmherzigkeit
Soldaten dieser Erde
Terra Nola
Revolution
Sehnsucht
Erhelle meine Seele
Trommel-Show
Mmmh
We Will Never Die
Wenn ich träume
Reitermania
Die Sonne scheint
Der Seemann
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Ghostriders In The Sky
Du kleiner Wicht
Dschinghis Khan

Redakteur:
Martin Schneider

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