Dio - Ulm

09.08.2006 | 15:13

02.06.2006, Ulmer Zelt

Das Ulmer Zelt ging in diesem Jahr bereits in die 20. Runde, und trotzdem konnte mich das Programm dort nie so wirklich reizen, so dass ich mich noch nie dorthin verirrt hätte. Zumindest nicht ins Zelt, denn dem Biergarten vor dem Zelt habe ich natürlich schon den einen oder anderen Besuch abgestattet. ;-)
Doch in diesem Jahr sollte sich daran etwas ändern, denn immerhin stand mit DIO ein äußerst sehenswerter Live-Act auf dem Programm, und das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Schließlich hatte ich den kleinen Mann mit der großen Stimme schon des öfteren live gesehen, und bislang wurde ich nie enttäuscht.
Daran sollte sich auch an diesem Abend nichts ändern - so viel kann ich schon verraten. Und doch war nicht alles so wie sonst:

Beispielsweise gab es dieses Mal keine Vorgruppe - zumindest war damit geklärt, wieso ich bei meinen Streifzügen durchs Internet keinerlei Information über einen potentiellen Opener gefunden habe. Aber wirklich vermisst wurde eine solche Band auch nicht, denn Ronnie James Dio und seine Truppe legten gleich richtig gut los, auch wenn der erste Song gleich die nächste Überraschung bereit hielt. DIO stiegen nämlich mit dem vergleichsweise gemächlichen BLACK SABBATH-Klassiker 'Children Of The Sea' ein, aber wer den Song kennt, der weiß nur zu gut, dass diese Nummer nicht schnell zu sein braucht, um ordentlich zu rocken. Aber auch auf flotte Songs mussten die bereits jetzt gut gelaunten Fans nicht lange warten, denn nach einer kurzen Ansage ("We need a Harley!") ging es mit 'I Speed At Night' weiter, bevor mit 'One Night In The City' ein weiteres groove-lastiges Stück folgte.

Ein neues Studio-Album hatte Ronnie James Dio an diesem Abend ja nicht im Handgepäck, denn "Master Of The Moon" ist ja bereits 2004 erschienen, aber die Live-Scheibe "Holy Diver Live" wurde erst im Frühjahr veröffentlicht, und so war eigentlich klar, dass das erste DIO-Album bei der Songauswahl nicht zu kurz kommen würde. In der Folge gab es dann auch gleich die ersten drei Stücke dieses Outputs zu hören, nämlich den flotten Opener 'Stand Up And Shout', den Klassiker schlechthin, 'Holy Diver', sowie 'Gypsy', das vom Publikum nicht weniger abgefeiert wurde als die zwei vorhergegangenen Stücke. Danach brauchte Ronnie James Dio, der ja bekanntlich nicht mehr der Jüngste ist, wohl erstmal eine Verschnaufpause, denn es folgte ein etwas längeres Schlagzeugsolo von Simon Wright, das an sich ja nicht schlecht war, aber ich persönlich halte von solchen Solo-Einlagen allgemein nicht viel und hätte lieber ein oder zwei Songs mehr gehört. Wie auch immer - irgendwann war auch dieses Spektakel vorbei, und es ging mit 'Sunset Superman' weiter, das begeistert aufgenommen wurde. Das Publikum klatschte lautstark mit und ließ die Band hörbar spüren, dass es sehr viel Spaß an diesem Konzert hatte. Ob es an diesem überschwenglichen Jubel oder nur an der eigenen Tolpatschigkeit lag, dass Ronnie James Dio sein Mikrofon fallen ließ, wird wohl nie geklärt werden, ist aber auch nicht weiters wichtig - viel wichtiger war nämlich eher der anschließende zweite "Holy Diver"-Block mit 'Don't Talk To Strangers' und 'Rainbow In The Dark'. Mit diesen beiden Songs konnte natürlich auch nicht viel schief gehen, denn auch diese wurden frenetisch abgefeiert. Danach folgte zu meinem Leidwesen zwar erneut ein Instrumentalintermezzo - dieses Mal von der Saiten-Fraktion -, aber glücklicherweise hielten sich Craig Goldy & Co. zurück, und der nächste "richtige" Song ließ nicht allzu lange auf sich warten. Und damit wären wir auch schon bei der - zumindest für mich - nächsten Überraschung, denn mit 'I' vom BLACK SABBATH'schen "Dehumanizer"-Album hatte ich nicht wirklich gerechnet. Ebensowenig wie mit einem meiner absoluten DIO-Lieblingssongs, der schon lange nicht mehr im Live-Programm zu finden war, und den es gleich im Anschluss zu hören gab, nämlich 'All The Fools Sailed Away'. Auch danach ging es Schlag auf Schlag, denn 'Man On The Silver Mountain' läutete den RAINBOW-Teil des Abends ein, gefolgt von einem kurzen 'Catch The Rainbow'-Part, der direkt in 'Long Live Rock'n'Roll' überging. Vor allem bei Letzterem wurde natürlich noch einmal die Mitsingbegeisterung des Publikums auf die Probe gestellt, und diese wurde (selbstverständlich!) mit Bravour bestanden. Das sah wohl auch Ronnie James Dio so, nachdem er kurzerhand den Refrain in "Long Live Ulm & Rock'n'Roll" umdichtete.
Damit wollten es DIO eigentlich dann auch bewenden lassen, denn sie gingen von der Bühne, aber dass dieser Abgang nicht endgültig war, versteht sich ja im Prinzip von selbst. Und so musste das Ulmer Publikum auch gar nicht lange betteln, bis Ronnie James Dio & Co. zurück auf die Bühne kamen, um mit 'Heaven And Hell' ein weiteres Highlight aus der RJD-Historie zum Besten zu geben. Diese Nummer gab es - wie es sich gehört - natürlich in voller Länge, und auch der knallrote Ronnie durfte auch dieses Mal nicht fehlen. Kein Wunder also, dass sich die Fans vor der Bühne damit nicht zufrieden geben wollten, und so forderten sie - nachdem die Band wieder verschwunden war - abermals nach einer oder mehreren Zugaben. DIO kamen auch nochmal zurück auf die Bühne, um mit 'We Rock' und dem fulminanten 'The Last In Line' zwei würdige Schlusspunkte zu setzen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Es gibt Bands, die man livehaftig immer wieder sehen kann, und DIO gehören für mich da auf jeden Fall dazu! Die Band präsentiert sich eigentlich immer in bestechender Form - ganz egal, wie die Besetzung gerade aussieht. Und dass Ronnie James Dio von der älteren Generation wohl derjenige ist, der noch am besten bei Stimme ist, dürfte sich ja eh herumgesprochen haben - da können sich Kollegen wie Ian Gillan, David Coverdale oder Rob Halford mindestens eine Scheibe abschneiden.

Setlist:
Children Of The Sea
I Speed At Night
One Night In The City
Stand Up And Shout
Holy Diver
Gypsy
Sunset Superman
Don't Talk To Strangers
Rainbow In The Dark
I
All The Fools Sailed Away
Man On The Silver Mountain
Catch The Rainbow / Long Live Rock'n'Roll
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Heaven And Hell
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We Rock
The Last In Line

Redakteur:
Martin Schaich

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