Dornenreich - Berlin

31.03.2009 | 11:07

24.03.2009, K17

AGALLOCH und DORNENREICH auf Tour. Insgesamt eine coole Angelegenheit. Und doch kennt der Abend in Berlin vor allem einen Gewinner.

"Wer hat Angst vor Einsamkeit?", fragen DORNENREICH in einem ihrer bekanntesten Songs. Diese Sorge müssen sich die Österreicher um Frontmann Jochen "Eviga" Stock an diesem Dienstagabend zumindest von der Publikumsstatistik her nicht machen. Denn im Berliner K17 stehen mehr als 300 Zuschauer vor der Bühne und feiern gerade den Zugabenteil von DORNENREICH. Doch fällt der Jubel längst nicht so kräftig aus wie bei ihrer Vorband AGALLOCH, bei der auch noch mehr Leute im Saal gestanden haben.

Warum das so ist, erklärt der Verlauf des Abends. Nach dem bereits sehr schönen Auftritt der ebenfalls aus Österreich stammenden Dark-Metal-Band MELY sind es AGALLOCH, die den eigentlichen Höhepunkt des Abends zelebrieren. Die amerikanische Doom-Black-Band ist richtig groß geworden, für den Auftritt sind selbst Fans aus Sachsen angereist. Geboten wird ihnen ein Ohrenschmaus. AGALLOCH erweisen sich als Meister in Sachen finsterer Melancholie. Mit ihrem stetigen Wechsel aus Keifstimme und klarem Gesang, überbordenden Instrumentalparts und erhaben-elegischen Melodien zaubern sie seltsam entrückte Mienen in die Gesichter vieler Zuschauer. Songs wie 'In The Shadow Of Our Pale Companion' wirken endlos lang und dennoch dynamisch, laden ein zum Schwelgen, die Dunkelheit in ihren Noten ist fast greifbar.

So doomen sich die vier Musiker mit ein wenig Synthie-Begleitung durch den Abend, von Titel zu Titel wirkt die Atmosphäre dichter. "Wir genießen diese Tour", sagt Sänger John Haughm. Seine fantastische Stimme ist es auch, die den Sound dieser großartigen Gruppe prägt. Allein mit seiner Interpretation des Bandklassikers 'Not Unlike The Waves' ist das Eintrittsgeld für den Abend abgegolten. So ist der Beifall laut und die "Zugabe!"-Rufe ebenso, als AGALLOCH nach knapp einer Stunde von der Bühne sollen. Da lässt Gitarrist Dan Anderson seine Gitarre über das Mikro streichen, gern würden sie wohl weiterspielen. Doch bleibt eben nur ein nicht wirklich zufrieden stellendes "Thank you, guys" von Haughm das letzte akustische Zeichen von AGALLOCH für diesen Abend.

Nach so einem perfekten Gig hat es jede Band schwer. Doch DORNENREICH haben noch ganz andere Probleme: Einmal streikt anfangs ein Teil des Drumkits. So entsteht zwischen den Krachern 'Trauerbrandung' und 'Eigenwacht' gleich die erste unnötige längere Pause, die Eviga aber noch für ein "Schön, wieder hier zu sein" nutzen kann. Zweitens haben es DORNENREICH für die Tour nicht geschafft, sich noch einen Bassisten oder einen zweiten Mann an der Gitarre zu besorgen. So sind allein Eviga, sein Violinist Thomas "Inve" Riesner und ein Schlagzeuger für die Beschallung zuständig. Deswegen bleibt der Sound trotz solcher Hits wie 'Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz' drucklos. Dazu scheint die Band immer noch nicht die nötige Live-Routine zu besitzen, einen Auftritt wirklich mitreißend zu gestalten. Da wird selbst ohne Technikprobleme zwischen den Songs immer wieder nachjustiert, was den Fluss für ein zwingendes Konzert immer wieder unterbricht. Dabei sind die Songs der Österreicher eigentlich gut genug, und auch die mitfiebernde Mimik von Eviga bei Stücken wie 'Der Hexe flammend' Blick' ist sehenswert. Doch reicht das in Berlin nicht. Etliche Fans verlassen vor Ende des Konzerts den Raum. Und verpassen so die Frage nach der Angst vor Einsamkeit, dem Klassiker der DORNENREICH-Historie. Ihre Fans jubeln. Doch können es DORNENREICH eigentlich besser.

Redakteur:
Henri Kramer

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