Dream Theater - Düsseldorf
29.11.2005 | 23:0507.10.2005, Phillipshalle
Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich DREAM THEATER live gesehen habe. Es muss wohl so um die acht Mal gewesen sein. Doch irgendwie springt mir seit "Metropolis" kein Ei mehr vor Freude aus der Hose, wenn die New Yorker ein neues Album veröffentlichen. Mittlerweile ist mir alles zu sehr komplex, und schier unüberwindbare Klangwände bauen sich vor mir auf. Was waren das noch Zeiten, als man zu 'Pull Me Under' ordentlich die Rübe kreisen lassen konnte.
Düsseldorf ist die erste Station in Deutschland auf der "Octavarium"-Tour, und da sich Unsereins glücklicherweise gerade in der Nähe befindet, liegt es nah, in der Philipshalle aufzuschlagen. Schon bei meinem Eintreffen muss ich erstaunt feststellen, wie groß die Halle ist - und auch die Warteschlange vorm Eingang ist stattlich, sie misst gut fünf Meter Breite und ist gut fünfzig Meter lang.
Pünktlich um 20 Uhr beginnen DREAM THEATER ihren Set mit 'The Root Of All Evil' und arbeiten sich danach chronologisch durch alle Alben. Aus jeder Schaffensphase wird ein Stück präsentiert. Der heutige Abend wird in zwei Hälften aufgeteilt, dazwischen gibt es eine viertelstündige Pause. Im ersten Set werden unter anderem Häppchen wie 'A Fortune In Lies', 'Under A Glass Moon' oder 'Caught In A Web' zum Besten gegeben, ehe es mit 'Peruvian Skies' - mit eingebautem 'Wish You Were Here'- und 'Wherever I May Roam'-Medley - zum Hauptgang übergeht, den 'Home' abschließt. Links und rechts auf der Bühne hat man jeweils eine große Videoleinwand aufgebaut, auf der die jeweiligen Epochen mit so allerlei Bildmaterial und anderen Einspielungen dargestellt werden. Die Stimmung in der Halle erlebt während des ersten Sets so allerlei Höhen und Tiefen, doch gerade gegen Ende hin ist das Publikum in bester Feierlaune. Überraschenderweise ist James LaBrie nahezu das ganze Set über auf der Bühne präsent, was bei der vorherigen Tour so gar nicht der Fall war. Überhaupt hat man dieses Mal anscheinend verstärkt darauf geachtet, dass man viel gesangstechnisch kompatibles Material mit ins Programm nimmt, so dass auch der Frontmann nicht als fünftes Rad am Wagen wirkt.
Nach der planmäßigen Erfrischungspause beginnt der zweite Teil des Abends mit 'The Glass Prison', was stimmungsmäßig nahtlos an das zuvor gebotene Material ansetzt. Die folgenden Stücke 'This Dying Soul' und 'Never Enough' stehen dem in nichts nach, ehe 'Sacrificed Sons' und 'Octavarium' ein wenig die Luft aus dem Spiel nehmen. Gerade der Titeltrack des letzten Albums ist schon auf Tonkonserve ein mächtiger Klotz und das eingebaute Keyboard-Solo von Jordan Roudess setzt noch einen drauf und streckt das Stück auf knapp eine halbe Stunde. Glücklicherweise kommt der Song nach einer guten Viertelstunde aus den Puschen, so dass sich die Tristesse in Grenzen hält. Genau der richtige Zeitpunkt, um ein leckeres Altbier zu zischen. Im Zugabeteil zieht man das Tempo noch einmal geschickt an und entlockt den Fans nach fast zwei Stunden und fünfundvierzig Minuten mit 'Pull Me Under' und 'Metropolis Pt. 1' die letzten Kraftreserven.
Insgesamt eine beeindruckende Show des Quintetts, auch wenn sie ein wenig müde gewirkt haben und wohl dringend eine schöpferische Pause vertragen könnten. Zudem war der Sound am heutigen Abend verhältnismäßig gut, auch wenn es stellenweise viel zu laut war und man ohne Ohrenstöpsel kurz vorm Tinitus stand. Dennoch haben DREAM THEATER alles gegeben und nicht allzu oft zu routiniert gewirkt. Läuft alles planmäßig, wird es nach dieser Welttour eine gut zweijährige Pause geben ehe man 2008 mit einem neuen Album wieder auf Tour gehen möchte. Erneut eine Lehrstunde für alle Proggies.
Setliste:
The Root of All Evil
Panic Attack
Another Won
A Fortune In Lies
Under A Glass Moon
Caught In A Web
Peruvian Skies (inkl. 'Wish You Were Here' + 'Wherever I May Roam')
Raise The Knife
Home
Pause
The Glass Prison
This Dying Soul
Never Enough
Sacrificed Sons
Octavarium
Zugabeteil:
The Spirit Carries On
Pull Me Under
Metropolis Pt. 1
- Redakteur:
- Frank Hameister