ECLIPSE und H.E.A.T. - Frankfurt am Main

13.09.2023 | 00:48

03.09.2023, Das Bett

Melodic-Rock-Tour des Jahres!

Was für ein Package. Zwei der angesagtesten Bands in Sachen Melodic Rock sind gemeinsam auf Tour. Da ist ein Besuch bei mir um die Ecke im Bett quasi Pflicht. Gut, im Vorfeld wurde kundgetan, dass der Abend ausverkauft sei und alle knapp 500 Tickets bereits vergriffen sind. Das mit dem Pflichtbesuch sehen also noch mehr Leute wie ich. Trotzdem bin ich kein allzu großer Freund von vollgestopften kleinen Klubs, bei denen du bereits beim Betreten die Luft schneiden kannst. Die Vorfreude ist somit ein wenig getrübt. Unglücklich ist auch die Einlasssituation, die sich grundsätzlich verzögert und dann relativ langsam voranschreitet, sodass es tatsächlich zu einer Menschenschlange einmal um den Block kommt – ganz wie in den wilden Siebzigern bzw. goldenen Achtzigern. Wenn du aber nun selbst mittendrinsteckst, ist der Lack dieser glorifizierten Tatsache schnell ab.

Pünktlich zum Konzertbeginn um 20 Uhr darf ich das Bett betreten und die erste Frage des Abends wird beantwortet: Wer spielt auf dieser Co-Headliner-Tour heute Abend wann? H.E.A.T. haben in Frankfurt/Main die Aufgabe, das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. Und das gelingt dem Quintett bravourös. Die Anwesenden fressen den Herrschaften aus Upplands Väsby direkt aus der Hand. Vom ersten Doppel 'Demons Eyes' und 'Rock Your Body' über 'One By One', 'Keep On Dreaming' und 'Breaking The Silence' bis hin zu 'Back To The Rhythm', 'Living On The Run' und dem abschließenden 'Dangerous Ground' machen die dauergrinsende Springmaus Kenny Leckremo und seine Jungs alles richtig. Das ist Melodic Rock auf höchstem Niveau. Das Frankfurter Publikum dankt es ihnen, singt lauthals mit und bewegt sich fleißig im Rahmen der beengten Möglichkeiten. Ein toller Auftritt.

Einzig die Spielzeit von 75 Minuten beängstigt ein wenig. Klar, das ist bei Co-Headliner-Tourneen (fast) üblich, aber an einem Sonntagabend in einem brechend vollen Klub stellen sich schon zur Halbzeit einige Verschleißerscheinungen ein. Zu allem Überfluss gibt es beim Umbau technische Probleme, sodass sich dieser unangenehm in die Länge zieht. Nicht nur der Rücken schmerzt mittlerweile, auch die Uhr tickt unaufhaltsam. Immerhin ist die Schlafenszeit schon längst überschritten und auch die öffentlichen Verkehrsmittel stellen so langsam ihren Betrieb ein.

Setliste: Demon Eyes; Rock Your Body; Hollywood; Downtown; One By One; Keep On Dreaming; Come Clean; Breaking The Silence; Who Will Stop The Rain; Point Of No Return; Beg Beg Beg; Drum Solo; Back To The Rhythm; Living On The Run; Dangerous Ground

Hat sich die Lokalität schon etwas geleert, als ECLIPSE mit 'The Hardest Part Is Losing You' in ihren Set einsteigen? Es fühlt sich zumindest so an. An der Qualität der Band aus Stockholm kann es nicht liegen, sind sie doch in meinen Augen seit ein paar Jahren die absoluten Überflieger des schwer umkämpften Genres. Und auch wenn der Sound ein wenig braucht, ab dem folgenden 'Got It' und 'Runaways' sind auch Erik Martensson und seine Kollegen auf Kurs. Vor genau zwei Tagen hat das Quartett sein neues Album "Megalomanium" veröffentlicht und präsentiert heute Abend einen Großteil des Materials. Mutig, dürften einige Anwesende mit den Songs noch nicht wirklich allzu vertraut sein. Doch Qualität setzt sich bekanntlich nicht nur im Fußball irgendwann durch. So gibt es kaum spürbare Unterschiede im Publikumsverhalten zwischen aktuellen Songs wie 'Children Of The Night', 'High Road' (bei dem Bassist Victor Crusner zum ersten Mal überhaupt den Hauptgesang übernimmt) und dem als Akustikversion vorgetragenen Hit 'Anthem' oder älteren Perlen wie 'The Downfall Of Eden', 'The Masquerade', 'Black Rain' und der Gänsehautballade 'Hurt'. Und wenn dann die Halle zur Akustikversion von 'Battlegrounds' lauthals mitsingt, bekomme nicht nur ich Gänsehaut. Erik singt super, hat das Publikum jederzeit im Griff – Mitklatschen und Mitsingen sind in Frankfurt überhaupt kein Problem. Gitarrist Magnus Henriksson ist der souveräne Ruhepol der Band, während Bassist Victor ständig in Bewegung ist und auch seine Frisur mehrfach wechselt. Optischer Blickfang ist und bleibt aber Schlagzeuger Philip Crusner, der ein absoluter Showmaker ist. Sein Spiel, seine Kunststücke, Bewegungen und Grimassen sind faszinierend und ein weiterer Höhepunkt jeder ECLIPSE-Show. Darüber hinaus hat sein Schlagzeugsolo richtig Pfeffer, ist interessant gestaltet und dient daher wenig zum Verschnaufen und Bierholen. Tolles Entertainment. Beim abschließenden 'Viva La Victoria' (laut Spotify der absolute Hit der Band) tanzt, springt und singt noch einmal das gesamte Publikum und die Melodic-Rock-Party wird an diesem Abend standesgemäß mit einem Knall beendet. Nur strahlende und schweißgebadete Gesichter allenthalben.

Setliste: The Hardest Part Is Losing You; Got It!; Runaways; Anthem; The Masquerade; High Road; Hurt; Children Of The Night; Drum Solo; Roses On Your Grave; Battlegrounds (acoustic); The Downfall Of Eden; Black Rain; Never Look Back; Zugaben: Twilight; Viva La Victoria

Ich muss sagen, das Konzert hat alles gehalten, was es versprochen hat. Und wenn wir schon darüber reden, dass uns die nächsten Headliner fehlen, H.E.A.T. und vor allem ECLIPSE haben definitiv das Zeug dazu, zumindest auf Tuchfühlung mit den oberen Plätzen zu gehen. Liebe Festivalveranstalter, traut euch.

Redakteur:
Chris Staubach

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