EDENBRIDGE, DEEP SUN und DEVILSBRIDGE - Landshut
04.05.2024 | 00:3630.04.2024, Alte Kaserne
Jubiläumstour der österreichischen Symphonic-Heroen - ein geballter symphonischer Abend im beschaulichen Niederbayern!
EDENBRIDGE ist eine Institution im symphonisch-melodischen Metal. Die Österreicher haben ihr erstes Album vor 25 Jahren auf den Markt geworfen und sind jetzt auf einer von Powermetal.de präsentierten Tour durch Europa unterwegs. Mit im Gepäck haben sie zwei kleinere Bands aus der Schweiz - DEEP SUN und DEVILSBRIDGE. Die "Alte Kaserne" in Landshut ist ein wunderbarer kleiner Schuppen, der deutlich öfter für Konzerte genutzt werden sollte! Zumal es extrem faire Getränkepreise gibt. Für 0,5 l alkoholfreies Weißbier habe ich jedenfalls 2,50 € gezahlt...
Ich komme kurz vor 19:00 Uhr mit dem Fahrrad an und merke: Die Halle ist leider noch sehr leer. Unsere neue Fotografin, Lea Müller, ist schon da, und wir können uns mit extremer Freiheit durch die Kaserne bewegen. Leider bessert sich der Besuch im Laufe des Abends nur ein Stück weit. Trotzdem wird klar: Gerade der Headliner hat Fans aus ganz Bayern, aus Österreich, und teilweise sogar aus dem Norden Deutschlands angezogen. Ich spreche später zum Beispiel mit einem Fan, der aus Hamburg angereist ist.
Los geht's pünktlich um 19:30 Uhr mit DEVILSBRIDGE, von denen ich noch nie gehört hatte, obwohl zwei Veröffentlichungen der Schweizer bei uns rezensiert worden sind. Die Band ist für mich definitiv die positive Überraschung des Abends! Die Sängerin Dani Nell ist eine Hard-Rock-Röhre vor dem Herrn, die auch jede LED ZEPPELIN-Coverband aufwerten könnte. Was die Dame abzieht ist wirklich atemberaubend. Dazu wird noch mit extrem viel Energie getanzt, die Haare wirbeln wild. Auch Basser Steve rockt wie ein Uhrwerk. Das Soundgefüge der Band erinnert dabei eher an Nu Metal zwischen KORN, TOOL und SYSTEM OF A DOWN, verbunden mit sehr viel älter klingenden Vocals, und dieser Mix überzeugt wirklich. Für mich definitiv die heimlichen Gewinner des Abends, die nur dann ganz leicht abfallen, wenn sie symphonische Elemente einbauen. Wenn alle gleichzeitig ihre Matten rotieren lassen, während Dani krasse Gesangslinien abzieht und auch die Gitarrenarbeit begeistert, dann kann ich nicht anders als abrocken. Super sympathisch zudem, dass die Mädels und Jungs auch danach noch durchgehend ansprechbar waren und die anderen beiden Bands total abgefeiert haben.
Nach einer kurzen Umbaupause, die wir draußen mit den Rauchern verbringen, geht es weiter mit den Schweizern DEEP SUN, die ich davor auch nicht kannte, und die ganz klassisch im symphonischen Metalbereich unterwegs sind, wie er Anfang bis Mitte der Nuller Jahre extrem angesagt war. Sängerin Debora Lavagnolo bewegt sich nahezu komplett im Kopfstimmbereich, auch handwerklich ist das alles super gemacht, denn wir haben es hier mit einer ziemlich professionellen Truppe zu tun. Mir sind die Keyboards von Tom Hiebaum im Klangbild aber etwas zu dominant, das ist gut gespielt, verkleistert aber den Sound. Einige Songs haben auch spürbare Einflüsse von spaßigen Folk-Metal-Kumpanen wie KORPIKLAANI in petto. Ich kann damit ebenfalls etwas anfangen, denn es passt auch zum allgemeinen Klangbild der Band. Wenn Schlagzeuger Tobias Brutschi Growls beisteuert (leider nur recht selten), dann wird es sogar ziemlich hart. Vielleicht die vorhersehbarste Band des Abends. Was sie macht, macht sie gut, aber ich merke, dass ich nicht so ganz die Zielgruppe bin. Eine Frage sei mir noch gestattet: Wie schafft es die Sängerin, auf diesen extrem hohen Absätzen zu laufen, gleichzeitig sehr kompetent zu singen und dann noch durchaus Action in ihren Auftritt zu bringen? Großer Respekt!
Setliste: Dreammaster; Heroes; Rogue; Eternal Love; Secret Garden; Flight Of The Phoenix; Hands In Anger; Living The Dream; Euprohia
Nach einer weiteren Pause kommen die Stars des Abends: EDENBRIDGE. Im Raum sind jetzt etwa 80-90 Leute versammelt. Bei einem Fassungsvermögen von 530 Personen wirkt es nicht so leer, wie es sicht jetzt liest, da die Anwesenden gut verteilt waren - und vor der Bühne manche trotzdem ordentlich Betrieb gemacht haben. Dass heute Abend in nur 45 Minuten Entfernung ein größerer und lokal durchaus angesagter deutscher Verein ein Champions-League-Halbfinale bestreitet, hat der Besucherzahl sicher nicht gut getan. Umso schöner, dass sich die Bands davon alle nicht unterkriegen lassen und richtig Gas geben. EDENBRIDGE ist eine Profi-Truppe mit langjähriger Erfahrung, ich kenne sie seit über 20 Jahren, aber live finde ich sie heute doch noch mal deutlich stärker als auf Platte. Ganz ausgezeichnet ist die Songauswahl, die alle Studioalben berücksichtigt, und von Balladen über Powerbanger bis hin zu Longtracks wirklich alles bietet, wofür die Band steht.
Mich überzeugt zudem die kraftvolle Performance der Sängerin Sabine Edelsbacher, die wahnsinnig viel Dynamik auf die Bühne bringt. Ihr Gesang ist variabel, klingt mal rockig und mal etwas mystischer, auch für Emotionen ist viel Raum. Da auch ihre Ansagen sehr sympathisch sind (nicht nur, aber auch aufgrund des Dialekts), hat sie die Halle spielend in der Hand. Lanvall, der langjährige Gitarrist, zieht gemeinsam mit dem neuen Gitarristen Sven Sevens viele wahnsinnig geile Riffs und Soli ab. EDENBRIDGE ist Metal! Das muss man bei dieser symphonischen Spielart auch mal betonen. Die neoklassischen Soli und Riffs entstammen dabei recht deutlich dem europäischen Power Metal. Steve Hall, den viele auch von CRYSTALLION kennen, sorgt zudem für gute Laune und interagiert extrem viel mit dem Publikum. Der Schlagzeuger, Johannes Jungreithmeier, ist gut integriert und sorgt für einen tighten Groove. Was mich ein bisschen stört sind die vielen Backing Vocals und Keyboards, die eingespielt werden. Bei einem Intro werden sogar Gitarrenriffs und Schlagzeugspuren eingespielt. Wieso? Die Musiker auf der Bühne sind wirklich klasse und bräuchten diese Elemente nicht! Nach 18 Liedern, inklusive zweier Medleys, ist die Werkschau beendet. Das war wirklich ein Fest!
Setliste: Live And Let Go; The Call Of Eden; Perennial Dreams; Arcana; October Sky; Medley: And The Road Goes On / Out Of This World / Brothers On Diamir; On The Other Side; Shiantara; Alight A New Tomorrow; Hall Of Shame; Forever Shine On; Flame Of Passion; At First Light; Tauerngold; Paramount; Medley: The Greatest Gift Of All / The Bonding I / The Bonding II; Zugaben: Starlight Reverie; Higher
Insgesamt ist es ein sehr gelungener Abend, dem einzig noch 50-100 zusätzliche Besucher gefehlt haben. Alle Bands sind super nett und danach für Autogramme und persönlichen Austausch verfügbar. Die Getränkepreise und der Eintritt sind ein Traum, die Halle ist super, der Sound brillant. Und auch wenn mich persönlich DEEP SUN nicht ganz so abholen, gelingt es ihnen, die anwesenden Fans zu begeistern. Für die Zielgruppe ist das eine klasse Band. Ich bin sehr begeistert von DEVILSBRIDGE und kaufe mir zum Schluss ein EDENBRIDGE-Shirt - das sind ja wirklich Profis, die ihr Handwerk beherrschen. Gerne wieder!
- Redakteur:
- Jonathan Walzer