ENSIFERUM, WOLFHEART, SKYCLAD - Langen

03.10.2017 | 10:51

27.09.2017, Neue Stadthalle

The Beginning Of The "Two Paths".

Mit sechs Shows die kürzeste Konzertreise, die ENSIFERUM je gefahren ist, führt der zweite Tag der "Two Paths"-Tournee die Finnen in die Neue Stadthalle nach Langen. Nach dem Hexenkessel in Bochum bei der Live-Premiere der neuen Songs werden die Folk Metaller im Rhein-Main-Gebiet schon sehnsüchtig erwartet – nicht wenige der Konzertgänger, die schon früh vor dem Beginn der ersten Vorband die Kulturhalle der Stadt kapern, tragen die signifikanten schwarzen Streifen der Bandmitglieder im Gesicht.Die Anzahl der Leute, die sich im Konzertsaal versammeln, ist dabei einem Mittwochabend durchaus angemessen. Etwa 300 Personen sind es zu später Stunde, als der Headliner die Bühne betritt.

Der Opening Act, WOLFHEART, muss dabei noch mit wesentlich weniger Publikum auskommen. Knappe zwei Reihen füllen die Leute vor der Bühne. Der Leistung der Nordmänner wird das jedoch nicht gerecht, ebenso wie der viel zu laute Bass. Während des ganzen Gigs scheppert dessen Wucht so sehr, dass Tuomas Saukkonen kaum zu hören ist, geschweige denn zu verstehen. Dennoch schafft es der solide Melodic Death Metal WOLFHEARTs, sich durch das Wummern zu bohren, der Funke zum Publikum springt schon nach wenigen Songs über. Denn die Bühnenpräsenz des Quartetts steht auch abseits jeglicher technischer Schwierigkeiten für sich. Nach dem letzten Song 'Rouhta Part I' sind die Langener bereits weit über Betriebstemperatur heraus fast schon gar gekocht. WOLFHEART verdient sich an diesem Abend eine Position weit über dem Aufwärmposten.
Setliste: The Hunt, The Rift, Strength And Valour, Call Of The Winter, Aeon Of Cold, Zero Gravity, Routa Pt. 2

 

Nach dem düsteren Winter Metal WOLFHEARTs hellt sich der musikalische Horizont über der Langener Stadthalle mit weitaus beschwingterer Musik wieder auf. SKYCLAD lädt zur folkloristischen Tanzparty ein und geht gleich mit bestem Beispiel voran. Schon zum Opener 'Penny Dreadful' fegen die Musiker um Sänger Kevin Ridley in solch rasantem Tempo über die Bühne, dass ich die Bühne bisweilen zu klein für die sechs Folker wähne. Mit seinem britischen schwarzen Humor sorgt Kevin Ridley auch abseits der Songs für ordentlich Laune in der Stadthalle. Mit spitzer Zunge kündigt er so zum Beispiel 'House Of Parliament' an – als einen Titel, der hierzulande nach dem vorausgegangenen Sonntag eine beinahe ironische Aktualität hat. Denn: "All the seats are taken in the house that makes the rules, all the seats are taken in 'The parliament of fools'". Einer weiteren Erklärung bedarf dieses Statement eigentlich nicht.
Setliste: Penny Dreadful, Spinning Jenny, Another Fine Mess, Change Is Coming, The Song Of No-Involvment, Starstruck, The One Piece Puzzle, Parliament Of Fools, Anotherdrinkingsong, The Queen Of The Moore, Great Blow For A Day Job, Inequality Street

 

Nach einem kurzen Umbau werden etwas heroischere, epischere Töne in der Stadthalle laut: Zu den Klängen von 'Ajattomasta Unesta' betreten nach und nach Markus, Sami, Netta, Janne und Petri die Bühne. Der erste Song des Abends geht gleich mit viel Druck und ebenso viel Tempo vorwärts. 'For Those Who Fight For Metal' besteht auch die Feuerprobe live und stellt wieder einmal eindrucksvoll klar: ENSIFERUM auf CD ist schnell, aber ENSIFERUM live ist eine rohe Urgewalt an Virtuosität, Spielfreude und Charisma. Und zwar jeder der fünf Musiker für sich und als Gesamtpaket. So braucht Petri nur die magischen Worte "In My..." vorzugeben, und alle wissen Bescheid: "...Sword I Trust", schallt es hundertfach zurück auf die Bühne. Epik beherrschen die Folk Metaller eben genauso gut wie die offene, verspielte Leichtigkeit, mit der sie selbst wahnwitzige Girarrensoli oder brachialere Riff-Einlagen präsentieren.

Besonders begeistert jedoch Netta Skog, die nicht nur am Akkordeon glänzt. Zur 'Feast With Valkyries', steigt die einzige Dame bei ENSIFERUM auf einen der Ego-Steps und übernimmt kurzerhand die Rolle am Frontmikrophon. Doch auch das schwere Instrument hindert die Weltmeisterin im Spiel mit dem Quetschkasten nicht daran, quer über die Bühne zu fegen. Sinnbildlich für die Finnen von ENSIFERUM, für die es an diesem Abend nur einen Weg zu geben scheint: Schneller, frecher, atemberaubender. Ihr Publikum ziehen sie dabei in Windeseile in ihren Bann. Nicht einmal an diesem Abend erlebe ich es, dass Sami, Petri und Co die Konzertbesucher zu irgendwelchen Mitmach-Geschichten auffordern müssen oder irgendetwas erklären müssen. ENSIFERUM gibt den Takt vor und die Fans vor der Bühne folgen. Ob dies nun wilde Moshpits oder das kollektive Headbangen ist: Dass Mittwoch ist und die meisten vermutlich geradewegs von der Arbeit kommen, merkt man hier in der Halle während des Konzert niemandem an.

Schließlich kündigt Petri mit 'Victory Song' den letzten Song des Abends an. "Or Maybe Not?", schiebt der charismatische Finne hinterher. Natürlich nicht: So folgen mit 'From Afar' und dem finnischsprachigen 'Lai Lai Hei', dem wohl folkloristisch-traditionellsten Titel von ENSIFERUM, zwei Zugaben, die das Rundum-Paket der Band an diesem Abend komplettieren: Es gibt eigentlich keinen Aspekt, keinen Song, den ich an diesem Abend vermisse. So scheint es auch den restlichen Besuchern des Konzerts in der Langener Stadthalle zu gehen, die ENSIFERUM auch nach diesen beiden Encore nur ungerne und nach weiteren "Zugabe!"-Rufen letztendlich von der Bühne lassen. Der Weg von "Two Paths" hat mit den Gigs in Bochum und Langen gerade erst begonnen - doch nach der Live-Beschauung des neuen Albums ist das Urteil schon gefallen: ENSIFERUM hat den richtigen der Pfade eingeschlagen.

Setliste: For Those About To Fight For Metal, Two Paths, Two Of Spades, Ring Of Storms, Treacherous Gods, In My Sword I Trust, One Man Army, The Longest Journey, Way Of The Warrior, Feast With Valkyries, Tale Of Revenge, Victory Song, From Afar, Lai Lai Hei

Redakteur:
Leoni Dowidat

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