EVANESCENCE - Berlin

21.11.2011 | 15:05

20.11.2011, Columbiahalle

75 Minuten mit Nu Metal und Amy Lees toller Stimme - ein bisschen kurz. Darüber halfen auch die Supportbands nicht hinweg.

Immer wieder schön, wenn statt der angegebenen Anfangszeit, in diesem Fall 20:00 Uhr, die Chose schon explizit früher startet. Erste Vorgruppe total verpaßt, dann THE PRETTY RECKLESS wenigstens noch zu 90 Prozent mitbekommen, na ja, die Amerikaner um Frontfrau Taylor Momsen kamen ganz gut an und das will schon was bedeuten beim zuweilen sehr kritischen Berliner Publikum. Klang ein bißchen nach bedeutungsschwangerem 90er-Jahre-Rock, ein wenig nach THE WHITE STRIPES; bester, zudem bekanntester Titel war 'Make Me Wanna Die' von der ersten EP aus dem Jahr 2010. Es waren gute, rockige 40 Minuten - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

EVANESCENCE also in der prall gefüllten Columbiahalle, ALICE COOPER hatte an gleicher Stelle nicht gar so viele Zuschauer, und Sängerin Amy Lee und ihre dezent im Hintergrund agierende Band fegten tierisch los mit 'What You Want' vom neuen, schlicht "Evanescence" betitelten Album. Erst das folgende 'Going Under' vom Debüt ließ die Tiere an den Gittern rasseln, schön, wie die jungen Fans noch mitgehen. Die Älteren stehen eher am Biertresen und genießen dezenter, unaufgeregter. Für das Eintrittsgeld kann man sich ruhig mal vom Sanitäter versorgen lassen, hat man auch nicht alle Tage. Amy Lee tobte erstmal ausgelassen auf der Bühne, die Fotografen im Graben hatten alle Mühe den Derwisch auf die Speicherkarten zu bannen. Auch die Lightshow war etwas verhallten (zu viel Purpur), ALICE COOPER hatte fünf Tage zuvor... Ach, lassen wir das.

Bis zum Zugabenblock gab´s noch einige schöne balladeske Songs, wie beispielsweise 'Lost In Paradise', 'My Heart Is Broken' und 'Lithium'. Überwiegend wurden Lieder vom neuen Album (neun Titel) und je vier von "Fallen" sowie "Open Door" gespielt. Natürlich auch jede Menge Kracher, als Exempel seien 'Imagenary', 'Made Of Stone', 'The Change' oder natürlich das sehnsüchtig erwartete und dementsprechend abgefeierte Highlight 'Bring Me To Life', das den offiziellen Teil des Programms nach circa einer Stunde schon beendete. Als Zugaben wurden noch das kraftvolle 'Never Go Back', das ruhige 'Your Star' und das tolle, epische 'My Immortal' in die Masse geworfen, bevor die Show nach rund 75 Minuten ein Ende fand. Zu früh, finde ich, auch mit nur drei Alben kann man länger auftreten, zwei Vorgruppen sind da kein Trost. Ein durchschnittliches Konzert mit Anflügen von Einsilbigkeit ob Showelementen. Tierisch eingeschworene Fans sehen das sicher anders, aber exzellente Darbietungen gehen auch etwas anders, Amy Lee sollte nicht denken, sie allein könne einen Auftritt schultern und die Band wie eine Begleitband aussehen lassen; sonst wäre es die AMY LEE BAND. Vielleicht hatte ich meinen kritischen Sonntagabend, aber nur Musik runterspielen genügt mir nicht immer.

Redakteur:
Dirk Ballerstädt

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