EWIGHEIM, FJOERGYN und AETHERNAEUM - Erfurt
26.02.2014 | 20:2802.02.2014, From Hell
Einmal quer durch den musikalischen Garten!
Gothic Metal und Black Metal an einem Abend klingt am Anfang etwas merkwürdig, aber genau das erwartet uns auf dem heutigen Konzert. Den Auftakt bildet die junge Truppe AETHERNAEUM. Bandkopf Alexander Paul Blake dürfte dem einen oder anderen bekannt sein, da er sich bereits mit EDEN WEINT IM GRAB oder seinem Soloprojekt ALEXANDER PAUL BLAKE, aus dem nun AETHERNAEUM entstanden ist, einen Namen gemacht hat. Seine neueste Kreation ist musikalisch eine Mischung aus atmosphärischen Black Metal mit diversen Folkeinflüssen und seit letztem Jahr ist auch das Debüt "Wanderungen durch den Daemmerwald" auf dem Markt. Passend zu ihrer Musik startet die Show mit einem langen Instrumentalstück und einer ordentlichen Portion Nebel. Schon zu Beginn erleidet man, dank der Soundprobleme, einen Schiffsbruch. Das Cello lässt sich nur erahnen und Mr. Blake fällt sogar bei 'Hügelvolk' fast vollständig weg. Die Probleme nehmen nicht ab und erst gegen Mitte der Setlist geht es langsam aufwärts. Der Band kann man sicherlich keinen Vorwurf dafür machen, denn sie scheinen von alldem nichts mitzubekommen und zocken souverän ihre Songs runter, doch im Publikum kommt keine wirkliche Stimmung auf und die meisten stehen eher steif vor der Bühne – schade eigentlich.
Zu FJOERGYN werden die Reihen deutlich voller und der Club entwickelt sich langsam zu einem Backofen. Wer die Truppe schon einmal live gesehen hat weiß, dass die Performance jetzt nicht gerade vom Hocker haut. Die Leute feiern sie trotzdem ab und machen idealerweise alles mit, was man von ihnen verlangt. Die Band scheint in dem Club wohl jedes Jahr zu spielen und diese Tradition merkt man, denn beide Parteien verhalten sich wie ein eingespieltes Team. Angeheizt von der guten Laune untermalt Sänger Stefan die Songs mit theatralischen Bewegungen und verleiht ihnen eine Spur Melodramatik. Von der Auswahl her arbeitet man sich quer durch die Diskografie und auch eine ältere Nummer wie 'Narzisst' schaffen es hinein. Einziges Manko ist die ausgebliebene Akustikgitarre, die bei 'Monument Ende' hätte kommen müssen, aber sonst gibt es relativ wenig zu beanstanden.
Bis zum heutigen Abend hatte ich noch nie etwas von der Band EWIGHEIM gehört, noch weiß ich eigentlich, was sie für Musik machen. Unter dem Namen könnte man sich eigentlich alles Mögliche vorstellen, aber dass es Gothic Metal ist, hätte ich nicht erwartet. Im Prinzip schmeißen sie Industrial Sounds mit recht simplen Riffs in einem Topf, fügen Refrains mit Ohrwurmcharakter hinzu und würzen das Ganze mit deutschen Texten. Dieses Gericht schmeckt sicherlich nicht jedem, aber zum Ansehen reicht es alle mal. Während der Performance sticht mir der Gitarrist ins Auge, nicht nur weil er das Rauchverbot der Halle konsequent ignoriert und sich permanent eine neue Zigarette anzündet, sondern weil ich das Gesicht schon irgendwo gesehen habe. Tja, er gehört zu EISREGEN und auch den Bassisten kennt man aus dieser Band. Mein schlechtes Gedächtnis hat noch eine Überraschung auf Lager, denn beim Sänger handelt es sich im übrigen um Allen B. Konstanz von THE VISION BLEAK. Moment mal – hatte er nicht lange Haare gehabt? Aus musikalischer Sicht ist der neue Haarschnitt ziemlich nebensächlich, denn viel wichtiger ist die gute Stimmung im Publikum, die langsam ihren Höhepunkt erreicht. Gerade auf Titel wie 'Motte' oder 'Schatten' springen die Leute sehr gut an und ein kleines Highlight wird 'Der Schneemann', bei der man eine Papierkanone zündet. Wenn draußen schon kein Schnee liegt, muss man eben selbst dafür sorgen! Nach eineinhalb Stunden Spielzeit ist die Meute immer noch nicht zufrieden und als die Zugaben langsam ausgehen, wird kurzerhand noch einmal 'Leiche zur See' gespielt, das man mehr oder minder demokratisch aussuchte.
Auch wenn ich persönlich nur wegen einer Band anwesend bin, ist es doch nie verkehrt, seinen musikalischen Horizont zu erweitern. Ein EWIGHEIM-Fan werde ich zwar nicht, aber immerhin wissen die Herren, wie man Leute mitreißt.
- Redakteur:
- Hang Mai Le