Eisregen - Lübeck

28.10.2000 | 10:21

18.05.2000, Rider´s Cafe

Eisregen zählen sicherlich zu den kontroversesten Bands Deutschlands, ich halte die Band aber für ziemlich einzigartig und mehr als nur billige Effekthascherei. So war es klar, dass ich die Band auf ihrer Herzblut Tour bestimmt nicht verpassen würde, zumal es nur eine dreiviertel Stunde Fahrtzeit in Anspruch nahm, bis ich mit zwei Kumpels am Rider’s in Lübeck eintraf. Viel war aber nicht los, so ca. 40 bis 50 Leute und mehr sollten es auch nicht werden. Nun denn als erste Band betraten Sturm die Bühne, bzw., der Sänger wurde an einer Hundeleine auf die Bühne gezerrt. Sorgte das sowie die gar nicht schlechte Mucke, ein Mix aus Schweisser und Neo Thrash Riffs, gepaart mit deutschem Gesang, für einen ersten Aha-Effekt, so zerstörte der Sänger all das wieder mit seinen Ansagen. Soviel Pathos habe ich selten erlebt, noch dazu so stark gekünstelt. Auch die Musik wurde schlechter, denn die Blastbeatparts passten überhaupt nicht zum Rest der Musik, so dass von Sturm nur ein zwiespältiger Eindruck bleibt, weder Fisch noch Fleisch. Die nachfolgenden Thirdmoon konnten dagegen auf ganzer Linie überzeugen und ließen sich auch vom Mixer, der bei Thirdmoon noch weniger als beiden anderen Bands auf die Reihe bekam, nicht entmutigen. Die Jungs aus Österreich waren ständig in Bewegung und boten einen gelungenen Querschnitt durch ihre drei Alben, angefangen von den starken Black Metal Stücken ihres ersten Albums und dem Dark Metal der beiden folgenden Alben. Klar, der Schwerpunkt lag beim neuen, sehr coolen Album Bloodforsaken, von dem unter anderem Thirdmoon und Catharsis In Azure gespielt wurden, aber auch Atlantis vom zweiten Album konnte voll überzeugen. Thirdmoon spielten ihre immer melodische Mischung aus Samael und In Flames, gepaart mit dezenten Black Metal Anleihen so kompetent und mit Spielfreude versehen runter, dass die Jungs sogar noch eine Zugabe geben mussten. Ein echter Erfolg für die sympathischen Österreicher!! Eisregen boten dann sowohl musikalisch als auch bühnentechnisch ein echtes Kontrastprogramm. Nur der neue Basser schüttelte kräftig seine Dreadlocks, während Violinistin Theresa und Gitarrist Lenz sich auf ihre Instrumente konzentrierten. Sänger Michael Roth dagegen suchte immer wieder den Blickkontakt zum Publikum und bot insgesamt eine beeindruckende Performance. Hier wurde der Unterschied zum Sänger von Sturm deutlich. Michael Roth lebt seine Texte und weiß, wie er sie rüberbringen muss. Nun, die Band stieg mit Das Tor vom neuen Album Leichenlager in ihr Set ein und überraschte gleich mit dem Einsatz eines Drumcomputers bei diesem Song. Der Schwerpunkt des restlichen Gigs lag dann auf dem eben schon erwähnten Leichenlager und dem Vorgänger Krebskolonie, von denen Vorabend der Schlacht, Krebskolonie, Nachtgeburt, Futter Für Die Schweine, Leichenlager, ...und Sie Blutete Nur Einen Sommer Lang und Des Heilands Haut gespielt wurden. Einmal mehr wurde auch die beeindruckende Bandbreite der Band sichtbar, von Techno- und Folk-Parts bis hin zu Black und Death Metal Parts war alles in den Songs enthalten. Ach ja, bei Zeit Zu Spielen und dem Anfang von Nur Dein Fleisch wand sich noch eine extrem gut aussehende Blondine über die Bühne und präsentierte sich dem Publikum eine gelungene Stripeinlage, bei der der String-Tanga aber nicht fiel. Nun, mit dem sehr coolen Scharlachrotes Kleid beendeten Eisregen ihren gelungenen Auftritt, wurden aber vom mittlerweile ziemlich dezimiertem Publikum zu drei Zugaben zurückgebrüllt, namentlich Schwarze Rose, Thüringen, bei dem die eben erwähnte Blondine mit Wunderkerzen und nur mit einer Thüringen Fahne bekleidet, über die Bühne schritt. Den Abschluss eines sehr gelungenen Konzertes war dann Herzblut vom ersten Album Zerfall. Die wenigen Anwesenden zeigten sich jedenfalls begeistert, ebenso wie ich und so bleibt mir nur zu sagen, dass ich mich schon auf die nächste Platte und die nächsten Konzerte von Eisregen freue, es war nämlich ein echt coole Performance.

Redakteur:
Herbert Chwalek

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