FEAR FACTORY - Berlin

01.03.2010 | 19:03

24.02.2010, Columbia-Club

Industrial trifft Power Metal - eine coole Mischung für einen schweißtreibenden Abend.

Die Zugaben stehen an, die Stimmung ist aufgeheizt-großartig, und Burton C. Bell sagt einen wichtigen Satz: "We will now play thrash from "Demanufacture"." Diese Ansage sitzt. Denn jetzt erhöhen FEAR FACTORY den sowieso schon aufgebauten Druck, an der Reihe ist ihr bestes und auch legendäres "Demanufacture"-Album - und dessen überragend butaler Titelsong.

FEAR FACTORY sind wieder da. Das machen sie in Berlin an diesem Mittwochabend eindrucksvoll deutlich. Für ihr industrielles Death-Metal-Massaker haben sich die Amis allerdings eine ungewöhnliche Vorband ausgesucht: AFTER ALL. Die Belgier beginnen ihre Show mit der berühmten Einrittsmelodie des A-Teams - und thrashen danach los, als wäre das Konzert im Columbia-Club ein lupenreiner Heavy-Metal-Abend. Da singt Sänger Sammy Peleman in den höchsten Stimmlagen, als wäre er der Zwillling von Bruce Dickinson, da mischen die Gitarren den Sound der achtziger Jahre mit moderneren Tönen, da gibt es lupenreine Riffs nach vorne und rotzige Refrains zum Mitgrölen. Die Titel sagen eigentlich alles: 'Land Of Sin', 'Devastation Done' oder 'Ruins Of Bones' heißen ihre Smasher. Nur das Publikum, in Erwartung einer deftigen Industrial-Metal-Attacke, bleibt in großen Teilen etwas reserviert stehen. Nur am Ende, als AFTER ALL 'Forgotten' spielen, werden aus den Zuhörern auch Mitmacher, als Mr. Peleman die Röhre anlässt und ordentlicht kreischt. Eine tolle Vorband.

Nach einer längeren Umbaupause bleibt der Sound zunächst soft: AC/DC. Doch da hinein kracht die wohl inzwischen kiloträchtigste Band der Welt nach CROWBAR. FEAR FACTORY blasen mit 'Mechanize' den ersten Mosh-Marsch in die inzwischen wohl 500 Zuschauer - und die Fotografen haben das Problem, die schwergewichtigen Männer in ihre Fokusse zu pressen. Beispielsweise ist Gitarrist Dino C. Cazares noch dicker als früher - ein Phänomen, dass er trotzdem wie noch vor Jahren verdammt fix über die Bühne trippelt. Sowieso: Trotz langer Bühnenabstinenz und zwischenzeitlicher Auflösung - die Querelen in der Band sorgten sogar für Gerichtsprozesse - präsentieren sich die vier Angstfabrikanten als unglaublich eingespieltes Team im flackernden Stroboskoplicht. Besonders der neue und doch altbekannte Drummer Gene Hoglan - früher bei DEATH ließ sich der frühere Sumo-Ringer gar Backsteine an seine Füße binden, um die Bassdrum härter anzuschlagen - setzt bei FEAR FACTORY frische Akzente, noch und nöcher ballern seine brutalen Attacken durch die Boxen. Dies honoriert das Publikum: Die behaarten und die haarlosen Köpfe wippen ungehemmt nach vorn. Und als Burton C. Bell das Publikum mit der 'Smasher/Devourer'-Textzeile "I am the way, prepare for salvation" lockt, singen fast alle im Saal mit.

After All

Das Konzert gleicht einem Durchmarsch, egal, ob die Hits 'Linchpin' oder neuerdings 'Powershifter' heißen. Auch ihr glorreiche Vergangenheit lassen FEAR FACTORY aufleben, als Buron C. Bell bei 'Martyr' einen Kopfschuss andeutet. Ja, diese Band war einmal subversiv, der erklärte Feind des sogenannten Systems. Doch auch aus der späteren Phase, als FEAR FACTORY fast schon Metal-Pop musizierten, kommen Songs. 'Resurrection' ist einer davon.

Neben dem Mischpult steht ein Typ mit Strickmütze und orangefarbener Sonnenbrille, das passt  gut. Und dann donnern auch schon die Zugaben heran. Neben 'Demanufacture' lassen Jahrhundert-Hassbrüll-Offenbarungen wie 'Self Bias Resistor' oder 'Hunter Killer' den Columbia-Club erzittern - und bei den vielen Sprüngen von Burton C. Bell wackelt auch der Bühnenboden. "Fucking right, we've a great time here", freut er sich. Und fordert sympathischerweise gleich noch einen Extraapplaus für AFTER ALL. Den haben sie sich verdient. Dann würdigt der FEAR FACTORY-Frontmann auch noch unter großem Jubel seine Band, etwa "The Atomic Truck" Gene Hoglan. Mit dem von den Fans herbeigeschrienen 'Replica' endet ein denkwürdiger Abend. Allein schon der Zugabenteil: ein Genuss für Fünf-Sterne-Krachliebhaber.

Fear Factory


Setlist AFTER ALL
My Own Sacrifice
Frozen Skin
Land Of Sin
Devastation Done
Betrayed By The Gods
Ruins Of Bones
Forgotten

Setlist FEAR FACTORY
Mechanize
Shock
Egdecrusher
Smasher/Devourer
Industrial Discipline
Acres Of Skin
Linchpin
Powershifter
Fear Campaign
Martyr
Christploitation
Resurrection
Final Exit
Demanufacture
Self Bias Resistor
Zero Signal
Hunter Killer
Replica

Redakteur:
Henri Kramer

Login

Neu registrieren