FIRE IN FAIRYLAND - Sulingen
20.02.2014 | 20:4926.12.2013, Jozz
Erneut ein Christmas Classics Rockabend im heimischen Jugendzentrum, kurz Jozz, mit Fire In Fairyland, The Detectors und Banana Roadkill (Local Heroes Niedersachsen Gewinner), alles bei freiem Eintritt.
Weihnachten, die besinnlichste Zeit des Jahres... Zeit für Familie, für ruhige Abende am (imaginären) Kaminfeuer... eben so, wie man sich das dank der jahrzehntelangen Werbung vorstellt. Oder man tut das Gegenteil.
Sulingen lädt auch zu Weihnachten 2013 wieder ein ins städtische Jugendzentrum, ins "Jozz", wie es die Inhaber/Betreiber nennen, um bei freiem Eintritt und einem angenehmen Lineup an Bands die Weihnachtstage aufregender zu gestalten. Und so trifft man Besucher aller Altersklassen, um BANANA ROADKILL, THE DETECTORS und FIRE IN FAIRYLAND lauschen.
Die Lokalität ist klein, gemütlich und "berüchtigt" für schweißtreibende Konzertabende. Vielleicht kommt FIRE IN FAIRYLAND deswegen zum zweiten Mal nach Sulingen. Oder die Band liebt die einheimische Spezialität, den Bullenschluck. Wenn sich schon die DONOTS auf dem Reload im vergangenen Jahr dazu bekannt haben, muss was dran sein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Be that as it may, um 21:15 Uhr und mit 15 Minuten Verspätung eröffnet BANANA ROADKILL den Abend. Immerhin ist der Raum zur Hälfte gefüllt, Insidern ist die Band nämlich schon durch die Teilnahmen am Local Heroes Contest Niedersachsen bekannt. Konnte sie 2012 zwar die Kritiker, nicht aber das Publikum vollends überzeugen (was ihr schlussendlich den Sieg gekostet hat), gewann sie 2013 dann doch noch den Titel. An diesem Abend wirkt das Publikum leicht reserviert. Der starke Mix aus Indie Rock, Jazz, Stoner und Psychedelic mit gelegentlichen Wutausbrüchen wird allerdings durch ordentlichen Applaus quittiert. Diese ganz eigene, besondere Musik ist aber auch keine, zu der man den Mosh Pit eröffnen möchte, zum sanften Headbangen kriegt das Duo aber fast alle Anwesenden. Und richtig gelesen, das sind lediglich zwei Jungs. Was die beiden an Komplexität und Abwechslung zustande kriegen, ist beachtlich und mit 40 Minuten Spielzeit schon eine Hausnummer.
Setlist: Point Of Inflection, You Better Run, The Tragedy Of Mr. Jones, Days Ago, City Lights, Everything Collapses, Happy Face
Traditioneller wird es mit den Street Punk zockenden Nordlichtern von THE DETECTORS. Das aktuelle zweite Werk, "Deny", heimste schon großartige Kritiken ein und auch den Verfasser dieser Zeilen hat es geringfügig vom Stuhl gepustet. Das ist echter Street Punk, ohne Kompromisse. Der deutliche Hardcore Einschlag unterstreicht das noch und erinnert besonders in den Refrains manchmal an die frühen DONOTS. Das tragen sie auch eins zu eins auf die Bühne. Man hält sich nicht lange mit großen Worten auf (bis auf die obligatorischen Anti-Nazi Sprüche, aber die haben mich auch bei ZSK nicht gestört, das Image des Punks wird zelebriert bis zum bitteren Ende). Um kurz vor halb 11 startet THE DETECTORS mit 'Never Again' ihr Set. Und was folgt, sind gut 30 Minuten straight forward Rock 'n' Roll, fette Riffs, hingebungsvolle Refrains und nicht weniger mitreißende Strophen. Im Prinzip besteht die Setlist an dem Abend nur aus Songs vom aktuellen Werk "Deny", das den Vorgänger ohnehin auf jeder Position schlägt und heute, am besinnlichen 2. Weihnachtstag, mal so ordentlich den Weihnachtsstress vergessen lässt.
Interessant ist die Reaktion des Publikums, denn vor der Bühne bildet sich eine große freie Fläche und weckt den Eindruck, man habe Angst vor den Musikern. Dass es in dem kleinen, fast wohnzimmergroßen Raum keine Abgrenzung zur 50 cm hohen Bühne gibt, darf nicht als Ausrede gelten, immerhin waren die Reihen schon beim Opener gut besetzt. Nach Aufforderung des Sängers Henning wagen sich erst einige wenige, dann auch der Rest weiter nach vorn und fangen endlich an, Regungen zu zeigen. Die Musik ist deutlich schlichter und viel wuchtiger, das zeigt sich nicht nur bei den Musikern. Das geht ins Blut, das animiert dazu, sich zu bewegen. Leider gibts auch bei Band Nummer zwei kleinere technische Probleme, etwas, das leider alle drei Bands am Abend gemeinsam haben.
Setlist: Never Again, No Freedom,No Liberty, Sarrazin, Along The Way, A Thousand Reasons (To Revolt), The Defence Lobby (Is A Crime On Humanity), I Was A Teenage Capitalist, Bombs Are Falling, Let Me Out
Ebenfalls mit etwas Verspätung beehrt uns nun der Headliner des heutigen Abends, FIRE IN FAIRYLAND. Um 23:20 Uhr stimmt die Soundabmischung einigermaßen und die Truppe aus Celle kann loslegen. Annas Mikro zickt trotzdem noch rum, scheint seinen Dienst manchmal zu verweigern. Das schadet dem Auftritt aber kurioserweise nur minimal. Denn wenn der heutige Abend etwas beweist, dann dass die perfekte Technik nur einen Bruchteil eines unterhaltsamen Auftritts ausmacht. Der ganze Abend macht durch die Bank eine Menge Spaß, präsentiert talentierte Musiker in guter Laune und das überträgt sich von Minute zu Minute auch mehr auf das Publikum.
FIRE IN FAIRYLAND zeigt, warum die Band der Headliner ist. Die Band präsentiert sich auf der Bühne mittlerweile unglaublich abgezockt, fast, als würde sie das schon seit 15 Jahren machen. Lob gebührt dabei vor allem Sängerin Anna, die das Publikum schon seit dem kurzen a-capella Mikrofontest in der Hand hat. Souverän und sympathisch spielt sie mit dem Publikum und überbrückt die Pausen zwischen den Songs mit tatsächlich spaßigen Sprüchen ("Zehn Beck's sind OK, aber wehe, da ist ein Astra dabei"). Die Band zockt fast ausnahmslos Songs vom aktuellen Album, immerhin befinden wir uns auf der Tour zum 2013 erschienenen Album "For A Glimmer Of Limelight". Das Highlight des Abends ist eine äußerst interessante Coverversion des zum absoluten Radio-Monster gewordenen Songs 'I Love It' von ICONA POP. Niemand kann dem Song entkommen, weder im Radio noch auf einem kleinen Rockkonzert, dessen Bands nicht weiter von ICONA POP hätten entfernt sein können. Und so stimmt die Menge (das Jozz ist jetzt richtig gut gefüllt) in den Refrain mit ein. Das Cover entlockt wirklich jedem Besucher mindestens ein Grinsen. Mit 'Issues' gibt es an dem Abend überraschenderweise sogar einen brandneuen Song zu hören, der von der gut gelaunten Masse dankend aufgenommen, aber genauso abgenickt bzw. abgefeiert wird wie der Rest. Jedenfalls ist es schön, zu sehen (und zu erleben), dass sich die Band jetzt wirklich treu bleibt und scheinbar ihren perfekten Stil gefunden hat.
Nach nur einem Song als Zugabe ist der fast einstündige Auftritt beendet. Die Reihen lichten sich schnell, immerhin haben wir es jetzt fast halb eins. Damit ist Weihnachten auf tolle Weise offiziell ausgeklungen und ein paar nimmermüde Besucher wenden sich dem Sauf-Service zu (eingetragenes Warenzeichen, Titel der Bar). Die Feuer im Märchenland-Leute gesellen sich kurze Zeit später dazu und man lässt den Abend gemütlich Revue passieren, bevor sich die Band direkt wieder auf den Rückweg nach Celle macht.
Setlist: Fasten Your Seatbelt, Tonight, Get A Life, Full Speed Ahead, Plant Your Seed, So Called Friends, Evolve Today, I Love It (ICONA POP COver), For A Glimmer Of Limelight, CHasing Shadows, Issues (New!), Bad Time Story, The Secret Handshake With Mr. Fate
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe