FIVE FINGER DEATH PUNCH, IN FLAMES, OF MICE & MEN - Stuttgart
06.01.2018 | 12:0902.12.2017, Hanns-Martin-Schleyer-Halle
Eine amtliche Vollbedienung verspricht das heutige Package und lockt 9.000 Feierwütige in die Hanns-Martin-Schleyer-Halle zu Stuttgart.
Den Abend eröffnet OF MICE & MEN. Für die Südkalifornier ist es in den letzten zwölf Monaten nicht gerade optimal gelaufen. Zwar hat man mit der im Sommer 2016 veröffentliche Scheibe "Cold World" das für mich beste Album in der Bandgeschichte rausgehauen, doch schon wenige Monate später musste im Dezember 2016 der etatmäßige Frontmann Austin Carlile aus gesundheitlichen Gründen das Mikro an den Nagel hängen. In die Bresche springen musste Bassist Aaron Pauley, wobei es für mich sicherlich keine Dauerlösung sein kann. Pauley ist aufgrund der Doppelbelastung zu sehr an den Mikroständer gebunden und der genretypische, wie ein Derwisch herum hüpfende Frontmann, geht dadurch leider verloren. Mir ist die Show zu statisch und man merkt am heutigen Abend natürlich auch, dass der Großteil der Anwesenden eher wenig mit dem dargebotenen Metalcore anfangen kann.
Setliste: Unbreakable, Public Service Announcement, Pain, You Make Me Sick, Warzone, The Depths
Ganz anders verhält es sich nach einer kurzen Umbaupause bei IN FLAMES! Der Front-Of-Stage-Bereich, der heuer als "Golden Circle" bezeichnet wird, ist mittlerweile gut gefüllt, als die ersten Klänge von 'Drained' aus den Boxen erklingen. Die Schweden spielen den Song komplett hinter einem schwarzen Vorhang, der erst beim folgenden Stück 'Before I Fall' fällt. Besonders ins Auge sticht der imposante Bühnenaufbau mit seinen zahlreichen LED-Videowänden. Der mittlerweile auch mit auf der Bühne stehende Keyboarder thront, ebenso wie der Drummer, auf einer mächtigen Plattform hoch über den Köpfen der restlichen Band. Fett! IN FLAMES ist live eine Macht und auch der ausgewogene, druckvolle Sound trägt mit zur guten Stimmung bei. Die Stimmung ist gar so ausgelassen, dass beim vierten Song 'Take This Life' ein Rollstuhlfahrer vom Publikum über deren Köpfe hinweg bis zum Bühnengraben getragen wird. Dort angekommen begrüßt ihn ein gut gelaunter Anders Fridén mit einer Gettofaust, ehe die Fahrt von der Security begleitet aus dem Graben weitergeht.
IN FLAMES hat sich bekanntlich in den letzten Jahren immer mehr vom Melodic-Death-Metal wegbewegt und ist mittlerweile eher dem Modern-Metal zugewandt. Dies zeigt sich auch bei der Songauswahl des heutigen Abends, in deren Mittelpunkt natürlich das aktuelle Album "Battles" mit fünf Nummern steht. Immerhin fanden mit 'Moonshield' und 'The Jester's Dance' aber auch zwei Stücke aus dem Jahr 1996 den Weg ins Programm. Ich hätte mir gerne auch noch 'Bulletride', 'Pinball Map' oder 'Jotun' servieren lassen. Alles in allem ein guter Auftritt der Schweden, der lediglich durch eine etwa fünfminütige technische Unterbrechung etwas getrübt wurde. Frontmann Anders Fridén überspielt den Ausfall professionell und verkündet, dass man lediglich eine kurze Bierpause benötigt hätte. Da ich IN FLAMES das letzte Mal 2008 gesehen habe, war es mir eine Freude die sechs Göteborger mal wieder livehaftig zu erleben.
Setliste: Drained, Before I Fall, Everything's Gone, Take This Life, Trigger, Only For The Weak, Dead Alone, Darker Times, Drifter, Moonshield, The Jester's Dance, Save Me, Alias, Here Until Forever, The Truth, Deliver Us, The Mirror's Truth, The Quiet Place, The End
Etwas gemäßigter geht es bei FIVE FINGER DEATH PUNCH zu, zumindest härtetechnisch. Die Mannen um Frontmann Ivan Moody haben sich dem Groove Metal verschrieben und laden hier und da auch mal zum Mitsingen ein. Die Bühne ist um einiges weitläufiger als 2016, wo man noch in der benachbarten Porsche-Arena auftrat. Hoch über dem Schlagzeug hängt ein riesiger Totenschädel mit zwei gekreuzten Baseballschlägern, absolut beeindruckend. FIVE FINGER DEATH PUNCH standen im Sommer 2017 fast schon vor dem Aus, da Sänger Ivan Moody seine Alkoholsucht nicht mehr im Griff hatte und die Bühne bei einer Show im holländischen Tilburg mitten im Set verließ. Die Band musste daraufhin die noch ausstehenden Konzerte der Europatour mit einem Aushilfssänger fortsetzen. Ein Thema, das auch im späteren Verlauf des Abends von Ivan Moody angesprochen wird. Er nutzt die Gunst der Stunde, um sich in aller Form bei allen Fans zu entschuldigen. Moody bedankt sich für die Loyalität der Fans und erklärt aber auch zugleich allen den Krieg, die bei Facebook und Co. Unwahrheiten über ihn und die Band verbreiten.
FIVE FINGER DEATH PUNCH präsentiert sich als Einheit und man lässt keine Rockstarpose aus. Immer wieder spielt man geschickt mit dem Publikum und bindet dieses mit in die Show ein. Hierzu gehört mittlerweile auch schon bei jeder Show mit dazu, dass man Fans aus dem Publikum auf die Bühne holt, die sich die rote Hand über die Gesichtshälfte gepinselt haben. Musikalisch lässt man nichts anbrennen. Die Band feuert so einige musikalische Breitseiten ab, weiß aber auch im gemäßigten Bereich zu gefallen. Die Songs 'Wrong Side Of Heaven' und 'Remember Everything' werden nur von Gitarrist Jason Hook an der Akustikgitarre und Sänger Ivan Moody "unplugged" dargeboten und sind für mich ein Höhepunkt der Show. Nach dieser kurzen Verschnaufpause geht es mit 'Coming Down' und 'Jekyll And Hyde' gewohnt stürmisch weiter, ehe mit 'Under And Over It' das Finale eingeläutet wird. Anlässlich des letzten Songs des Abends 'The Bleeding' bittet Ivan Moody das Publikum die Mobiltelefone und Feuerzeuge rauszuholen, um die Halle in ein Lichtermeer zu verwandeln. Ein äußerst bewegender Anblick und ein krönender Abschluss eines rundum gelungenen Abends. FIVE FINGER DEATH PUNCH hat einmal mehr bewiesen, dass man mittlerweile zu den ganz Großen im Metal-Zirkus gehört.
Setliste: Intro, Lift Me Up, Never Enough, Wash It All Away, Got Your Six, Ain't My Last Dance, Bad Company, Hard To See, Wrong Side Of Heaven, Remember Everything, Coming Down, Jekyll And Hyde, Under And Over It, The Bleeding, Outro: The House Of The Rising Sun
- Redakteur:
- Frank Hameister