FOCUS - Übach-Palenberg
03.10.2012 | 14:4528.09.2012, Outbaix
Rock mit Flöte, Jodeln und lautmalerischem Gesang ist kein Hokus Pokus.
Die niederländische Rockband FOCUS um Organist Thijs van Leer und Gitarrist Jan Akkerman entstand um 1970. Seither hat sie sich mehrfach umbesetzt, aufgelöst und wiedergegründet. Seit etwa einem Jahrzehnt gibt es die Gruppe wieder, und mit Thijs van Leer und Schlagzeuger Pierre van der Linden sind noch zwei Mitglieder der klassischen Besetzung aus den 70ern dabei.
Derzeit sind FOCUS auf Tour, die sie am 28.09.2012 in die Übach-Palenberger Rockkneipe Outbaix geführt hat. Da man sich hier nahe der niederländischen Grenze befindet, kann man hören, dass sich auch einige Landsleute der Band im Publikum eingefunden haben.
FOCUS sind bekannt für ihren verträumten, manchmal pastoralen Progressive Rock, der Einflüsse aus Jazz und Barock aufnimmt, doch bei ihrem heutigen Konzert beweisen sie, dass sie auch heftig abrocken. Schon bei 'House Of The King', der allerersten Single der Band, lässt Gitarrist Menno Gootjes seinen Sechssaiter krachen. Und dann steht 'Eruption' an. Die Band spielt dieses Mammutwerk komplett, alle Musiker können bei diesem variationsreichen Opus ihr Können demonstrieren. Mehrfach kommt Zwischenapplaus auf. Ebenso wird anschließend natürlich der Singlehit 'Sylvia' umjubelt, bevor die Pause ansteht.
Den zweiten Durchgang starten FOCUS mit zwei neuen Nummern von ihrem nächsten Album "Focus X", das für November angekündigt ist und für das Roger Dean das Cover gestaltet hat. Leider werden die Titel der Stücke nicht angesagt, aber sie beweisen, dass die Band nicht wie so manche andere altgewordene Kombo ihre Kreativität und Originalität verloren hat.
Herzstück des zweiten Sets ist jedoch 'Harem Scarem', das heute abend in einer ultralangen Fassung dargeboten wird, die allen Bandmitgliedern Gelegenheit zum Jammen und Improvisieren läßt. So feuern zwischendurch Bassist Bobby Jacobs und Pierre van der Linden eine ausgiebige Rhythmus-Impro ab. Danach hat auch Thijs van Leer seinen Solospot. Er orgelt, flötet und gibt in der typischen Art allerlei Laute von sich. Als sein Gebrabbel schließlich in Jodeln übergeht, kommt Jubel auf: Jeder weiß, dass nun der Bandklassiker 'Hocus Pocus' ansteht. FOCUS spielen auch dieses Stück nicht einfach runter, sondern bringen unter breiten Variationen den Saal noch mal zum Kochen.
Auch bei der Zugabe lässt die Band sich nicht lumpen, denn diese fällt mit dem Doppelschlag 'Focus III' und 'Answers? Questions! Questions? Answers!' ebenfalls üppig aus. Als das Konzert schließlich unter großem Beifall endet, haben FOCUS zwar nur zwölf Stücke dargeboten und dennoch zwei Stunden gespielt.
- Redakteur:
- Stefan Kayser