FU MANCHU und MELTHEADS - Frankfurt am Main

03.07.2024 | 11:03

26.06.2024, Batschkapp

Die Herren von FU MANCHU pusten mit ihrem Stoner Rock auch das letzte bisschen Staub aus der Batschkapp!

Es ist Mittwoch, die Arbeit ist getan, die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel, der Asphalt scheint zu brennen. Ist das noch Frankfurt oder doch Kalifornien? Apropos Kalifornien, heute steht FU MANCHU auf dem Plan, in der Batschkapp, also doch Frankfurt, aber zumindest musikalisch und gedanklich entführt FU MANCHU heute Abend ins sonnige Kalifornien. Neben gnadenlos vom Himmel brennender Sonne und herrlich kaltem Bier, steht heute Abend Stoner Rock vom Allerfeinsten auf der Speisekarte! An der Batschkapp angekommen gibt es erstmal das erste herrlich kühle Kaltgetränk im Biergarten vor der Halle, schließlich ist noch ca. eine halbe Stunde Zeit bis Einlass und Schattenplätze sind ausreichend vorhanden, man wäre doch selber Schuld, wenn man das nicht genießen würde, oder?

Dann ist es so weit, das Glas ist leer und die Security stellt sich vor dem Eingang auf, bereit um die Gäste zu empfangen. Pfand holen und ab zum Einlass. Es funktioniert alles bestens, kurze Kontrolle seitens der Security, kurz am Kassenhäuschen melden, Stempel bekommen und schon geht es hinein in die überraschend angenehm durch die gut funktionierende Lüftung wohltemperierte Batschkapp. In der Halle ist kaum etwas los, nur ein paar vereinzelte Gäste stehen in kleinen Gruppen vor der Bar oder am Merchstand und vor der Bühne ist noch gar nichts los.

Der Fall ist für mich klar, FU MANCHU aus der ersten Reihe erleben? Na klar! Hab ich Bock drauf! Den Kopf schön aus nächster Nähe freipusten lassen, kaltes Bier, gute Musik, ich glaube so kann man seinen Feierabend verbringen! Das Banner auf der Bühne sowie die fertig aufgebauten Instrumente, eine Leuchtreklame mit der Aufschrift "Decent Sex" und ein rotes Telefon, lassen auf die Vorgruppe schließen, deren Name mir bis zum heutigen Abend nicht geläufig war: MELTHEADS aus Belgien.

Ich kenne wirklich keinen einzigen Song und bin gespannt, ob sich der Support als musikalisch passend herausstellen wird und vor allem was einen generell musikalisch erwartet. Es bleibt also spannend, bis der MELTHEADS-Drummer sich plötzlich an sein Set setzt, einfach lostrommelt und das auch noch ziemlich gut. Nach wenigen Sekunden betreten auch seine drei Kollegen die Bühne und schnappen sich ihre Instrumente. Neben dem ausgefallenen Bühnensetting, mit Leuchtreklame und rotem Telefon, ist auch das dargebotene sehr abgefahren. Abgefahren und energiegeladen. Alle vier legen sich wirklich von Anfang an mächtig ins Zeug. Der Frontmann ist wirklich ständig in Bewegung, ob mit oder ohne Gitarre und wechselt zwischen recht wilden Rock 'n' Roll mäßigen, psychedelisch angehauchten, manchmal nachdenklichen und punkrockmäßigen Gesangsdarbietungen, was für reichlich Abwechslung und Unterhaltung sorgt und das Ganze nicht nur musikalisch, sondern auch optisch nicht langweilig werden lässt. Alles wirkt wie eine wilde Mischung aus THE DOORS und TURBONEGRO, aber eben mit einer ordentlichen Portion Punk im Glamour-Gewand. Anfangs werde ich nicht vollends musikalisch abgeholt, es braucht ein paar Songs, um so richtig warmzuwerden, das Publikum ist jedoch von Anfang an mitgerissen, die Jubelrufe sind doch von Beginn an sehr laut und es gibt mehr als ansehnlichen Applaus nach jeder Nummer.

Die letzten drei Titel holen mich dann endlich so richtig ab, es wird vermehrt gescreamed, was der Musik in meinen Augen nochmal mehr Intensität und Ausdruck verleiht. Nach dem letzten Titel der Belgier, bedankt sich der Fronter noch mal beim Publikum und die Jungs werden amtlich abgefeiert und gebührend verabschiedet.

Nun ist es an der Zeit für die Umbauarbeiten auf der Bühne, welche überraschend schnell vonstattengehen. Ein schlichtes Banner mit Bandlogo ziert den Hintergrund der Bühne, ansonsten wird komplett auf Bühnendekoration verzichtet. Lediglich die dicken Marshallverstärker zieren die ansonsten leere Bühne. Das stört allerdings überhaupt nicht, denn diese Band zeichnet sich einzig und allein durch die Musik und nicht durch eine Bühnenshow aus, ganz nach dem Motto "keep it simple". Dann heißt es endlich Bühne frei für FU MANCHU!

Das Quartett betritt die Bühne und beginnt direkt draufloszuriffen, die Drums knallen, der Bass grooved. Staubig, kratzig, trocken schallt es aus den Marshallverstärkern, der Sound ist wirklich hervorragend, was das Adrenalin und die Freude noch einmal ansteigen lässt. Und nun die nächste positive Überraschung: Sänger und Gitarrist Scott Hill, klingt wie eh und je, ja sogar wie in alten Zeiten. Seine Stimme scheint kaum gealtert zu sein. Soundtechnisch und von der Performance stimmt hier wirklich alles von der ersten Sekunde an, was auch den Spaßfaktor noch einmal enorm in die Höhe treibt!

Doch nicht nur die Performance an den Instrumenten ist einsame Spitze, auch die Energie und Spielfreude, vor allem bei Frontmann Scott Hill ist wirklich ansteckend und man kommt weder aus dem Grinsen, noch aus dem Headbangen heraus. Zwischenzeitlich frage ich mich, ob da nun ein paar Zwanzigjährige auf der Bühne stehen oder doch ein paar Herren höheren Alters. Wenn wir schon beim Thema Alter sind, ich zähle an diesem Abend zu den jüngsten Zuschauern. Bitte dieses ganze Thema nicht negativ auffassen, Respekt gegenüber älteren Semestern, wird bei mir großgeschrieben, sei an dieser Stelle gesagt! Ist Stoner Rock wirklich so alt geworden? Da waren sogar auf so manchem Doomkonzert deutlich mehr jüngere Zuhörer anwesend. Doch das soll der Party, die vor der Bühne stattfindet, nicht im Wege stehen. Meine Herren gehen die Zuschauer ab und vor allem mit. Es wird gegrölt und mitgesungen und kommt sogar zu mehreren Moshpits. Und das auf einem Stoner-Rock-Konzert! Geil!

Und auch in Sachen Setliste kann man sich bis auf eine Ausnahme nicht beschweren. Von 'Eatin'Dust', 'Hell On Wheels', 'California Crossing', 'Laserbl'ast!' bis hin zu den wirklich coolen und gelungenen Songs vom neuen Album wie 'Hands Of The Zodiac', 'Loch Ness Wrecking Machine' oder 'The Return Of Tomorrow' ist wirklich großes Kino geboten. 'Mongoose' zeigt mal wieder wie geil so eine Cowbell in Sachen Drums klingen kann, vor allem live! Als Zugabe gab es noch das fette 'King Of The Road'. Lediglich das gute alte 'Godzilla' wird trotz großem Verlangen des Publikums nicht gespielt, was wirklich schade ist, das wäre wirklich die Kirsche auf dem Sahnehäubchen gewesen. Aber man kann eigentlich gar nicht meckern, dafür war dieser Konzertabend einfach zu gut!

Redakteur:
Kevin Kleine

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